Von Carol Ryan

LONDON (Dow Jones)--Aktionärsaktivisten haben bei Danone einen überraschend schnellen Sieg errungen. Doch wird es weitaus länger dauern, den an der Pariser Börse notierten Lebensmittelkonzern wieder auf Vordermann zu bringen. Zuletzt teilte der Hersteller von Joghurt und Evian-Flaschenwasser mit, dass Emmanuel Faber zurücktritt, der das Unternehmen seit Ende 2014 geleitet hat.

Vor zwei Wochen schlug der Vorstand den unzufriedenen Aktionären von Danone einen Kompromiss vor. Die Rolle von Chairman und CEO sollten getrennt werden und Faber gleichzeitig als Chairman verbleiben. Dies kam bei den kritischen Investoren nicht gut an, so dass Vorstandsmitglied Gilles Schnepp stattdessen den Chairman-Posten übernimmt. Ein externer Headhunter ist derweil bereits auf der Suche nach einem neuen CEO. Die Nachricht ließ die Danone-Aktie zunächst um 5 Prozent emporschnellen.

Es ist ein Sieg für den in Wisconsin ansässigen Fonds Artisan Partners, der erst im vergangenen Monat eine Beteiligung von 3 Prozent bekanntgab und einen vollständigen Führungswechsel forderte. Der britische aktivistische Fonds Bluebell Capital Partners hat ebenfalls gegen das alte Management mobil gemacht.

Aktionärsaktivisten meiden im Allgemeinen französische Unternehmen, da sie ihre Erfolgschancen als geringer einschätzen als anderswo: Laut Lazard gab es in Großbritannien im vergangenen Jahr dreimal so viele aktivistische Angriffe wie in Frankreich. Das Kalkül bei Danone ging jedoch auf, da die Haupt-Aktionäre bereits ungeduldig mit Faber waren. Unter seiner Führung hatte das Unternehmen 2016 zu viel für das Milchersatzgeschäft Whitewave bezahlt, Umsatz- sowie Gewinnziele verfehlt und eine unterdurchschnittliche jährliche Aktionärsrendite von 4 Prozent erzielt - etwa halb so viel wie bei Nestlé und Unilever.

Der Konzernumbau könnte derweil teuer werden. Danone verfügt bereits über Produkte für eine gesunde Ernährung und braucht daher vielleicht gar keine großen Deals, um sein Portfolio an den Zeitgeschmack anzupassen. Allerdings hat das Unternehmen seit Jahren zu wenig in seine Marken investiert. Während Konkurrenten den Prozentsatz des Umsatzes, den sie in das Marketing stecken, in den vergangenen zehn Jahren leicht erhöhten, hat Danone laut Bernstein dafür 3,2 Prozentpunkte weniger in die Hände genommen. Eine Anpassung der bereits niedrigen operativen Marge von 14 Prozent könnte unumgänglich sein, wenn das Unternehmen die jüngsten Marktanteilsverluste in wichtigen Kategorien wie pflanzlichen Getränken und Säuglingsnahrung umdrehen will.

Eine Frage betrifft den Fokus von Faber auf hohe Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG). Der neue Chef wird alle neuen Gewinnziele gegen die ehrgeizigen ESG-Ziele von Danone abwägen müssen, eine Balance, die sich in der Vergangenheit als schwierig erwiesen hat. Danone hat den bedeutendsten Schritt in Richtung eines neuen Ansatzes seit Jahren gemacht, aber es könnte Jahre dauern, bis er sich auszahlt.

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March 15, 2021 12:05 ET (16:05 GMT)