LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Lkw-Bauer Daimler Truck kann dank Preiserhöhungen die Belastungen zu Jahresbeginn unverhofft gut abfangen. Das Geschäft läuft sogar so rund, dass der Konzern nach den ersten drei Monaten trotz Lieferschwierigkeiten und Kostensteigerungen die Jahresziele für den Umsatz in die Höhe schraubte und daher auch bessere Aussichten beim Ergebnis sieht. "Unsere positiven Ergebnisse im ersten Quartal zeigen, dass wir auch bei schwankenden Rahmenbedingungen in der Lage sind, Kurs zu halten", sagte Finanzchef Jochen Goetz am Dienstag. Das Unternehmen aus Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart profitiert dabei auch weiter von einer starken Nachfrage.

Daimler-Truck-Aktien legten zum Handelsstart um fast fünf Prozent zu. Damit setzt der Wert den positiven Erholungstrend nach dem Absturz infolge des Kriegsausbruchs in der Ukraine fort. Im Tief war das Papier im März auf 20,285 Euro gesackt. Mitte Januar hatte der Kurs sein bisheriges Rekordhoch noch bei 35,755 Euro markiert. Gestartet waren die Papiere nach der Abspaltung im Dezember bei 28 Euro.

Das Daimler-Management um Vorstandschef Martin Daum und Finanzvorstand Goetz geht nach dem ersten Quartal nun für 2022 von 48 bis 50 Milliarden Euro Erlös aus statt von 45,5 bis 47,5 Milliarden. Das sei vor allem besseren Verkaufspreisen und Wechselkurseffekten zu verdanken. Auf dem wichtigsten Markt für Daimler Truck, Nordamerika, würden Preiserhöhungen weitgehend erst ab dem zweiten Quartal greifen, sagte Goetz in einer Telefonkonferenz.

Chef Daum hatte bereits im März in Aussicht gestellt, breitangelegt an der Preisschraube drehen zu wollen und dabei von der größten Preiserhöhung jemals gesprochen. Auch bereits bestellte Lkw würden bei nachträglichen Preiserhöhungen wegen des hohen Bedarfs an Fahrzeugen kaum storniert, hatte er gesagt.

Das bessere Abschneiden beim Umsatz lässt auch das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) voraussichtlich etwas besser als gedacht ausfallen, das nun auf Vorjahresniveau liegen soll statt leicht darunter. Auf Vorjahresniveau heißt bei Daimler Truck bis zu 5 Prozent unter oder bis zu 5 Prozent über dem Vorjahreswert von 3,36 Milliarden Euro. Die wichtige operative Marge im Fahrzeuggeschäft soll weiter zwischen 7 und 9 Prozent liegen.

Im ersten Quartal lief es überraschend gut. Der Umsatz des Dax-Konzerns kletterte um 17 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Das war deutlich mehr, als Analysten dem Konzern im Schnitt zugetraut hatten. Daimler Truck hatte den Absatz wie bereits bekannt um 8 Prozent auf rund 109 000 Fahrzeuge gesteigert. Der Auftragseingang ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar etwas zurück, sei aber nach wie vor hoch, hieß es. Das Auftragsbuch ist so gut gefüllt wie nie.

Vor Zinsen und Steuern sowie bereinigt um Sondereffekte stieg das Ergebnis im ersten Quartal um elf Prozent auf 651 Millionen Euro. Die wichtige operative Marge vor Sondereffekten im Fahrzeuggeschäft lag mit 5,9 Prozent 0,4 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert - das Unternehmen hatte wegen schwieriger Lieferbedingungen eine Kostenbelastung zum Jahresstart angekündigt. Analystin Daniela Costa sprach von unerwartet hohem Erlös und wie erwartet ausgefallenen operativen Margen im ersten Quartal.

Preiserhöhungen konnten die gestiegenen Kosten in den ersten drei Monaten nur teilweise wettmachen. Zum einen stiegen die Kosten für Rohmaterialien, zum anderen kosten Sonderfrachten für benötigte Zulieferteile viel Geld. Die knappen Halbleiter wurden laut Unternehmen so umgeleitet, dass der Mangel an Chips nicht so schwer ins Gewicht fiel. Die Chipflaute und den Ukraine-Krieg, von dem Daimler Truck nach eigenen Angaben im Tagesgeschäft nicht besonders schwer betroffen ist, hat das Unternehmen in seinen Jahresplanungen mit den bisher bekannten Auswirkungen berücksichtigt - zusätzliche Probleme könnten aber durch die Covid-19-Pandemie und Produktionsausfälle entstehen.

Unter dem Strich fiel der Gewinn in den Monaten Januar bis März mit 257 Millionen Euro deutlich schmaler aus als vor einem Jahr mit 1,43 Milliarden Euro. Damals hatte sich das Unternehmen einen hohen Sonderertrag gutgeschrieben. Zudem fielen in diesem Jahr Kosten von 170 Millionen Euro für den Rückzug aus dem russischen Geschäft an. Der restliche Aufwand bis zu den zuvor angekündigten 200 Millionen Euro werde später gebucht./men/ngu/jha/