"Wir hatten ein solides zweites Quartal und erwarten, dass das zweite Halbjahr stärker sein wird als das erste", sagte Finanzchefin Dhivya Suryadevara. Während Konkurrent Ford in Europa mitten in der Restrukturierung steckt und auch andere Hersteller an der Börse zuletzt enttäuschten, überraschte GM mit einem besser als erwarteten Quartalsgewinn. Die Aktie gewann an der Wall Street drei Prozent und erreichte den höchsten Stand seit einem Jahr.

Dank der höheren Gewinnspannen von Pickups und SUVs kletterte der Reingewinn im abgelaufenen Quartal bei einem rückläufigem Absatz leicht um 1,6 Prozent auf 2,42 Milliarden Dollar. Der Umsatz schrumpfte dagegen um knapp zwei Prozent auf 36,1 Milliarden Dollar. Die Ergebnisse zeigten die Ertragskraft des Truckgeschäfts, sagte Konzernchefin Mary Barra. Damit zahlt sich nach Meinung von Analysten aus, dass GM weniger profitable Kompaktwagen und Limousinen aus dem Angebot gestrichen hat und stattdessen voll auf Kleinlaster und Geländewagen setzt. Zudem sinken die Kosten. Nahezu der gesamte Gewinn stammte aus Nordamerika, wo GM eine bereinigte Ebit-Marge von 10,7 Prozent erzielte. Von dem Trend profitieren auch andere Hersteller wie Fiat Chrysler, der seine Prognose deshalb bekräftigt hat. Bei Ford indes hatten Kosten für den Konzernumbau in Europa und Südamerika zu einem Gewinneinbruch geführt.

Autoanalyst Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI hob hervor, dass sich GM aus strukturell schwachen Regionen wie Europa, Australien und Südafrika zurückgezogen habe. "GM macht seine Hausaufgaben, auf der ganzen Bandbreite." Die Kehrseite der Medaille ist nach Meinung anderer Experten allerdings, dass sich GM damit vom US-Markt abhängig macht. Sollte es dort einmal tiefer in den Keller gehen und die Autokäufer große Wagen stehen lassen, könnte der Gewinn einbrechen. Derzeit deutet allerdings nichts darauf hin. Ellinghorst erwartet nicht, dass der Trend alsbald zu Ende geht. "Ich glaube nicht, dass sich das schnell umkehren wird."

Während GM auf dem Heimatmarkt Rekordrenditen einfährt, läuft es in anderen Region nicht so gut. In China, wo der Handelsstreit mit den USA die Wirtschaft lähmt, verkaufte GM im zweiten Quartal 100.000 Fahrzeuge weniger als vor Jahresfrist. Auch im zweiten Halbjahr dürfte sich die Nachfrage nicht wesentlich erholen, erwartet das Management. Besserung erhofft sich GM von zahlreichen neuen Modellen, die der Konzern in den nächsten Monaten auf dem weltgrößten Pkw-Markt an den Start bringen will.