Von Markus Klausen

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach Bayer, Siemens und zuletzt Continental nun auch Daimler: Der Konzern will das Lkw-Geschäft abspalten und als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen. Daimler Trucks soll sich, genauso wie Mercedes-Benz, dadurch im Wettbewerb besser entwickeln, so zumindest die Zielsetzung. Zudem gilt der Grundsatz, dass die Summe der Einzelteile mehr wert ist als ein eher behäbiger Großkonzern. Stimmen die Daimler-Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung am Freitag zu, wird neben der Daimler AG um das Auto- und Van-Geschäft (künftig Mercedes-Benz Group AG) kommendes Jahr wohl auch die Daimler Truck Holding AG im DAX notiert sein.


   Die wichtigsten Eckpunkte und Fragen zur Aufspaltung: 

ZIEL IST MARKTFÜHRERSCHAFT: Das übergeordnete Ziel des Stuttgarter Konzerns lautet, im Premiumautogeschäft die Führung bei elektrischen Antrieben und Fahrzeugsoftware zu erreichen und im Lkw-Bereich die Marktführerschaft zu verteidigen und gleichzeitig die Margen spürbar zu verbessern. Jede Sparte sei alleine wesentlich flexibler und könne sich stärker fokussieren, so die Argumentation. Investoren stimmen zu und haben bereits Zustimmung signalisiert. "Das Schattendasein der Truck-Sparte hat ein Ende", so Janne Werning, Leiter ESG Capital Markets & Stewardship bei Union Investment. "Die Aktionäre können den Erfolg oder Misserfolg von Daimler Truck künftig direkt am Aktienkurs ablesen." Allerdings sind auch konkrete Erwartungen mit der Aufspaltung verbunden.

MARGE MUSS ENDLICH STEIGEN: Insbesondere bei der Profitabilität hat das Lkw-Geschäft Nachholbedarf. Seit Jahren liegt Daimler hier hinter den teils deutlich margenstärkeren Unternehmen wie Volvo, Scania oder Paccar zurück. "Das Management muss die neuen Freiheiten nutzen und verloren gegangenes Vertrauen am Kapitalmarkt zurückgewinnen", fordert Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment. "Die Kosteneinsparprogramme haben in der Truck-Sparte keine Wirkung entfaltet und lediglich der Pkw-Sparte geholfen." Für eine Premiummarke seien die Margen viel zu niedrig. Er fordert von Truck-Chef Martin Daum konkrete Antworten auf seine Frage, wie Daimler die Größe ausspielen und durch Skaleneffekte endlich deutliche Margenverbesserungen erzielen wolle.

ZWEI STERNE IM DAX: Wenn die Aktionäre zustimmen, was als sicher gilt, werden die Daimler-Aktionäre mit 65 Prozent an der Daimler Truck Holding AG beteiligt sein. Die verbleibenden 35 Prozent bleiben bei Daimler, wobei 5 Prozent an die Daimler Pension Trust übertragen werden. Die Erstnotiz der Truck Holding wird für November oder Dezember angepeilt. In den DAX könnte das zweite Unternehmen mit dem Stern, die Mercedes-Benz AG wird im Leitindex bleiben, dann wohl ab dem ersten Quartal 2022 vertreten sein.

Kontakt zum Autor: markus.klausen@dowjones.com

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September 30, 2021 23:45 ET (03:45 GMT)