FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein gesenkter Absatzausblick für das Autogeschäft und drohender Gegenwind bei den Kosten haben am Mittwoch die Daimler-Aktien weiter nach unten gezogen. Die Papiere waren im frühen Handel um bis zu 4 Prozent auf den tiefsten Stand seit Anfang März zurückgefallen, bevor sich der Kurs ein Stück weit erholte. Am späten Vormittag notierten die Anteilsscheine noch 0,7 Prozent im Minus bei 69,59 Euro. Damit zählten sie zu den größten Verlierern im weiter erholten deutschen Leitindex Dax.

Der Auto- und Lkw-Bauer aus Stuttgart sieht zwar nach einem starken zweiten Quartal für seine Lastwagensparte etwas mehr operativen Gewinn in diesem Jahr. Wegen der Lieferschwierigkeiten mit Elektronikchips hingegen geht der Konzern beim Autoabsatz von Mercedes-Benz Pkw nun nicht mehr von einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr aus, sondern von Verkäufen auf Vorjahresniveau. Zudem dürften höhere Kosten für die Lieferkette und für Rohmaterialien im zweiten Halbjahr für nicht mehr ganz so hohe Margen sorgen wie in den ersten sechs Monaten.

Analyst Marc-René Tonn von Warburg Research wertete die Prognosesenkung für diese Sparte als klar negative Nachricht. Allerdings halte Daimler für diesen Geschäftsbereich an seinem Profitabilitätsziel fest.

Insgesamt habe Daimler zwar trotz Pandemie und Chipmangel mit starken Zahlen für das erste Halbjahr überrascht, ergänzte Analyst Frank Schwope von der NordLB. Diese Resultate aber dürften sich in der zweiten Jahreshälfte nicht einfach so fortschreiben lassen und das drücke auch die verschlechterte Absatzprognose des Vorstands aus. Der Experte verwies darauf, dass die guten Geschäftszahlen auch auf massiven Sparmaßnahmen, nachgeholten Autokäufen und einer Konzentration auf margenstarkes Geschäft beruhten.

Derweil sind die Aktien von Daimler bereits seit Monaten der Liebling der an europäischen Autowerten interessierten Anleger. So haben die Papiere seit der Eskalation der Corona-Krise an den Börsen Ende Februar letzten Jahres rund 64 Prozent gewonnen. Dies ist der stärkste Anstieg aller zwölf im Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts gelisteten Werte in diesem Zeitraum. Gerechnet vom Corona-Crashtief im März 2020 bei rund 21 Euro ging es für Daimler bislang sogar um 230 Prozent nach oben.

Nachhaltigen Auftrieb hatte den Daimler-Aktien vor allem die angekündigte Aufspaltung in einen Autokonzern und einen Nutzfahrzeugkonzern im kommenden Dezember gegeben. In den letzten Wochen jedoch gerieten die Papiere wieder etwas unter Druck, nachdem es ihnen im Juni mehrfach nicht gelungen war, die Marke von 80 Euro nachhaltig zu überwinden.

Damit sind zumindest die kurz- und mittelfristigen Aussichten für die Papiere von Daimler aus charttechnischer Sicht erst einmal etwas eingetrübt. Allerdings notiert der Kurs weiterhin über der 200-Tage-Durchschnittslinie, die als Indikator für den langfristigen Trend gilt. Die verläuft aktuell bei gut 65,4 Euro/la/men/mis