"Der Jahresauftakt war vielversprechend", schrieb Vorstandschef John Cryan im Geschäftsbericht, den Deutschlands größtes Geldhaus am Montag veröffentlichte. Vor allem der wichtige Anleihehandel habe sich belebt. Die Kunden seien wieder aktiver, weil die Konjunktur in Europa langsam anziehe, die US-Wirtschaft robust sei und sich das Zinsumfeld dort verbessere. Auf ein konkretes Gewinnziel legte sich Cryan nach zwei Jahren mit Milliarden-Verlusten aber nicht fest, zumal die Bank weiter umgebaut wird und noch immer einige große Rechtsstreitigkeiten offen sind. Er betonte nur: "Wir starten 2017 mit einem gestärkten Fundament und ernten die ersten Früchte unserer Arbeit."

Stehen am Ende tatsächlich schwarze Zahlen zu Buche, soll es für das laufende Jahr eine Dividende von mindestens elf Cent je Aktie geben. Börsianer ließen sich von Cryans Optimismus nicht anstecken. Die Deutsche-Bank-Aktie sackte drei Prozent ab auf 17,31 Euro und war mit Abstand größter Dax-Verlierer.

Auf dem Papier lastet auch die acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung, die die Deutsche Bank mit der neuen Strategie angekündigt hatte und die am Dienstag anläuft - die vierte in sieben Jahren. Die neuen Aktien werden zu 11,65 Euro ausgegeben. Aktionäre erhalten für je zwei ihrer Aktien ein Bezugsrecht für eine neue. Weil das Bezugsrecht gesondert gehandelt wird, dürfte die Aktie am Dienstag weiter in die Knie gehen. Denn der rechnerische Wert ohne Bezugsrecht (TERP) liegt bei 15,74 Euro. Im Vergleich dazu werden die neuen Papiere mit einem Abschlag von 26 Prozent angeboten.

Die Aktionäre haben bis zum 6. April Zeit zu zeichnen. Laut Finanzkreisen ziehen die größten Aktionäre Katar, HNA aus China und Blackrock mit, die zusammen auf mehr als 15 Prozent der Anteile kommen. Einige andere wichtige Investoren sind dagegen noch unentschieden.

AUS DEM VOLLEN

Cryan warb bei den Aktionären um Verständnis. Die Bank wolle die leidige Debatte über ihre Kapitaldecke endlich beenden. "Diese weitreichende Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Wir sind uns bewusst, dass wir so die Anteile unserer Aktionäre erheblich verwässern." Die Deutsche Bank schöpft ihr genehmigtes Kapital mit der Ausgabe der neuen Aktien voll aus, die Zahl der Papiere wird auf mehr als zwei Milliarden aufgebläht. Die harte Kernkapitalquote soll von knapp zwölf Prozent auf gut 14 Prozent steigen, die kritische Verschuldungsquote auf 4,1 von 3,5 Prozent klettern.

Um den Erfolg der Kapitalerhöhung muss sich die Bank keine Sorgen machen: 30 Institute wären bereit, ihr überzählige Aktien notfalls zum Ausgabepreis abzunehmen. Sie verlangen dafür und für die Organisation der Kapitalerhöhung aber auch Gebühren. Die Deutsche Bank rechnet mit bis zu 141 Millionen Euro, die an die Investmentbanken fließen, wie aus dem Prospekt hervorgeht.

Die Kapitalerhöhung geht mit dem nächsten Umbau einher. Cryan legt den Handel und das Beratungsgeschäft wieder in eine große Investmentbanking-Sparte zusammen. Die unverkäufliche Postbank will er in das eigene Privat- und Firmenkundengeschäft integrieren, die Vermögensverwaltung umgekehrt an die Börse bringen. Das alles wird noch einmal viele Ressourcen binden und Milliarden verschlingen.

Nicht alle Großinvestoren der Bank sind restlos überzeugt, dass die Bank wieder auf die Beine kommt. "Es gibt jetzt zwar mehr Klarheit darüber, wie der Plan für die Zukunft aussieht", sagt etwa ein Top-10-Aktionär. "Aber es ist nicht unbedingt so, dass die Kunden nur darauf gewartet hätten, dass die Deutsche Bank zurückkommt. Sie muss jetzt wieder ins Geschäft kommen - und das wird schwer."

Unternehmen in diesem Artikel : BlackRock, Inc., Deutsche Bank AG, HNA Holding Group Co Ltd