Curaleaf ist zwar in Kanada börsennotiert geschäftlich jedoch nur in den Vereinigten Staaten tätig. Eingangs sollte man die Personalien des Vorstandsvorsitzenden, Boris Jordan, eines amerikanischen Bankiers russischer Herkunft, der für seine Verbindungen zu großen Oligarchen bekannt ist, und ihres Hauptaktionärs, Andrei Blokh, eines ehemaligen Partners von Roman Abramowitsch, erwähnen.

Chart Curaleaf Holdings, Inc.

Obwohl das Unternehmen seit 2010 besteht, sind Zahlen erst ab 2016 verfügbar, da die erste öffentliche Emission von Aktien - und damit die Börsennotierung - erst 2018 erfolgte.

Zwei Anmerkungen jedoch: Zum jetzigen Zeitpunkt verliert das Unternehmen weiterhin Geld - mit einem Cash-Burn vor Akquisitionen von rund 170 Millionen Dollar im vergangenen Jahr. Somit muss kurzfristig frisches Kapital erlöst werden, wenn das Management seine Ambition erreichen will, "Weltmarktführer im Cannabisbereich" zu werden.

Es ist zutreffend, dass die Marktchance beträchtlich ist. Die "legale" Cannabisindustrie in den Vereinigten Staaten hat bereits einen Wert von 16 Milliarden Dollar, aber die tatsächliche Nachfrage, die größtenteils illegal ist, wird auf 75 bis 100 Milliarden Dollar geschätzt.

37 Staaten haben die medizinische Verwendung von Cannabis bereits legalisiert. Von diesen 37 haben 12 die Genehmigung auf den Freizeitgebrauch für Erwachsene ausgedehnt. Der Trend geht nach wie vor in Richtung Liberalisierung - und damit zur Erzielung neuer Steuereinnahmen - und Curaleaf beabsichtigt, davon zu profitieren.

Vorerst konzentrieren sich die Investitionen der Gruppe auf den Erwerb von Lizenzen und den Aufkauf von Konkurrenten auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette, vom Anbau bis zum Vertrieb. Im Wettlauf um Größenvorteile basiert die Strategie des Managements daher auf der vertikalen Integration der Geschäftsbereiche.

Dies impliziert zwangsläufig eine hohe Fixkostenstruktur, aber es bedeutet auch, dass alle Glieder der Wettschöpfungskette kontrolliert werden können - ein entscheidender Wettbewerbsvorteil in "Frontier"-Märkten. Zwischenhändler werden so in diesem Einzelhandelssegment neutralisiert, das wie Luxusgüter wahrscheinlich margenstark bleiben wird.

Der Zugang zu Cannabis für die breite Öffentlichkeit umfasst Dutzende verschiedener Konsumvarianten: Der Aufbau des entsprechenden Katalogs erfordert Zeit und Ressourcen. Durch die Übernahmen von Grassroots und Select wurde u.a. das Vertriebsnetz auf 135 Geschäfte und 1.000 Großhändler ausgeweitet, so dass Curaleaf nun 180.000 Kunden bedienen kann.

Bemerkenswert sind auch die 2,2 Millionen Hektar Ackerland, von denen 1,6 Millionen Hektar bepflanzt sind, und die sehr respektablen Marktanteile in Schlüsselstaaten wie Florida und New Jersey - bei einem nationalen Marktanteil von 14%. All diese Attribute geben der Gruppe einen vollständigen geographischen Fußabdruck von der Ost- bis zur Westküste.

Dank der Übernahmen der oben genannten Konkurrenten und trotz - oder vielleicht gerade wegen - der COVID-19-Krise behält Curaleaf eine hohe Wachstumsrate bei. Im ersten Quartal 2020 lag die Umsatzsteigerung bei 29% und das Wachstum des bereinigten EBITDA bei 45%.  

Mit Pro-forma-Umsätzen in Höhe von 155 Millionen US-Dollar hat die Gruppe den Abstand zu den beiden direkten Verfolgern, GTI und Trulieve, mit jeweils rund 100 Millionen US-Dollar Umsatz vergrößert. Analysten, die dem Unternehmen folgen, wetten, dass die Integration von Grassroots und die "Konvertierung" von Märkten, von der Illegalität hin zur Legalität, diesen Trend weiter anheizen werden.

Was die Bewertung betrifft, so werden die Aktien von Curaleaf auf einem Bewertungsniveau gehandelt, das sogar noch jenes von Tesla und Netflix deutlich übertrifft. Allerdings relativiert sich die Bewertung relativ zum EBITDA auf ein deutlich niedrigeres Niveau. Und das obwohl die Gruppe ein ideales Akquisitionsziel für die Schwergewichte des Sektors wie Aurora, Canopy oder GW Pharmaceuticals ist.

Für konservative Anleger ist die Cureleaf Aktie sicherlich etwas zu spekulativ. Für risikobereite Anleger, die in das Gesamtpotential des Canabismarktes glauben sowie für Momentum Trader bietet sie jedoch durchaus Chancen.  

Die beiden Hauptrisiken sind eine stärkere Regulierung einer Branche, die als sensibel gilt, und ein möglicher Vertrauensverlust von Investorenseite, sobald diese, ähnlich wie zu Beginn des Jahrhunderts mit der Dotcom-Blase, glauben, dass sich reale Wachstumsaussichten nicht unbedingt in gesunden Gewinnen niederschlagen werden.

Die Curaleaf Aktie ist eine Position im Marketscreener Portfolio USA.