Die EU-Kommission hat den beiden fusionswilligen Unternehmen ihren offizielle Katalog von Bedenken vorgelegt, wie ein Sprecher am Mittwoch bestätigte. Nun haben sie mindestens zwei Wochen Zeit, weitere Argumente vorzubringen und Zugeständnisse zu machen, um die Bedenken auszuräumen. Ansonsten dürfte die EU das Bündnis der Hersteller der Hochgeschwindigkeitszüge ICE und TGV untersagen. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager machte aber erneut klar, dass sie das wichtigste Argument von Siemens und Alstom nicht für stichhaltig hält.

Die wachsende Konkurrenz chinesischer Eisenbahn-Hersteller sei zwar ein "valides Argument", sagte sie dem "Handelsblatt". Der europäische Markt funktioniere jedoch ganz anders. "Er ist hoch entwickelt, weil wir viel dafür tun, dass wir sicher mit dem Zug fahren können."

Angesichts der Komplexität des Geschäfts hatte die EU 150 Fragebögen an Konkurrenten und Kunden von Siemens und Alstom geschickt. Der kanadische Rivale Bombardier teilt die Vorbehalte der Kommission und forderte Vestager auf, die Wettbewerbsregeln gewissenhaft anzuwenden. "Der vorgeschlagene Zusammenschluss betrifft die gesamte europäische Eisenbahn-Industrie, letztlich zum Schaden der Benutzer und Steuerzahler", sagte Bombardier-Manager Daniel Desjardins. Der Industriekonzern Siemens, der eine knappe Mehrheit an der fusionierten Siemens Alstom halten würde, will das nicht gelten lassen. "Wir sind der Überzeugung, dass die Transaktion dem Sektor, unseren Kunden und den Bahnbenutzern erheblichen Mehrwert bieten kann", sagte ein Sprecher in München. Siemens sei zuversichtlich, wie geplant im ersten Halbjahr 2019 zum Ziel zu kommen.

Siemens Alstom wäre mit einem Umsatz von rund 15 Milliarden Euro der mit Abstand größte Anbieter von Zügen und der zugehörigen Signaltechnik in Europa. Die beiden Fusionspartner wollen damit dem chinesischen Weltmarktführer CRRC Paroli bieten, der allerdings auf dem europäischen Markt noch nicht richtig Fuß gefasst hat.

Die EU-Kommission hatte eine eingehende Prüfung des Falles eingeleitet, die bis zum 28. Januar 2019 dauern kann. Vestager sind vor allem die Marktpositionen von Siemens und Alstom in der Signaltechnik, bei Hochgeschwindigkeits-Zügen, bei Regionalzügen und fahrerlosen U-Bahnen ein Dorn im Auge. Sie könnten durch ihre unangefochtene Stellung die Preise erhöhen - zu Lasten von Bahngesellschaften und Passagieren.