-- UBS übernimmt angeschlagenen Mitbewerber Credit Suisse

-- Aufsichtsbehörden hatten zur Übernahme gedrängt

-- SNB unterstützt mit Liquiditätshilfe von bis zu 100 Milliarden Franken

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Von Steve Goldstein

FRANKFURT (Dow Jones)--Die UBS übernimmt die angeschlagene Credit Suisse für 3,25 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 3 Milliarden Franken. Dies gab die Schweizer Regierung am Sonntagabend bekannt. Die Aufsichtsbehörden hatten die UBS zum größten Bankendeal seit Jahren gedrängt, um den gefährlichen Vertrauensverlust in das globale Bankensystem aufzuhalten. Der Deal zwischen den beiden Säulen des Schweizer Finanzwesens ist die erste Megafusion systemrelevanter globaler Banken seit der Finanzkrise im Jahr 2008, als Institute in der gesamten Bankenlandschaft aufgespalten und mit Rivalen zusammengelegt wurden, oft auf Geheiß der Aufsichtsbehörden.

Die Zentralbank der Schweiz (SNB) kündigte an, die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS mit einer Liquiditätshilfe von bis zu 100 Milliarden Franken zu unterstützen. Die Schweizer Regierung erklärte zudem, sie werde mehr als 9 Milliarden Franken zur Verfügung stellen, zur Übernahme potenzieller Verluste.

"Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS wurde eine Lösung gefunden, um die Finanzstabilität zu sichern und die Schweizer Wirtschaft in dieser Ausnahmesituation zu schützen", teilte die SNB in einer Erklärung mit. Wie die SNB weiter bekannt gab, wird UBS die Credit Suisse für 0,76 Franken pro Aktie in einem reinen Aktientausch übernehmen. Der Schlusskurs der Credit Suisse hatte am Freitag bei 1,86 Franken gelegen. Die Financial Times hatte zuvor berichtet, dass die UBS ursprünglich nur 0,25 Franken pro Aktie geboten hatte.

Die UBS profitiert nach eigenen Angaben von einer Absicherung in Höhe von 25 Milliarden Franken unter anderem für Kaufpreisanpassungen und Restrukturierungskosten sowie von einer zusätzlichen 50-prozentigen Absicherung für nicht zum Kerngeschäft gehörende Vermögenswerte. Die Transaktion bedarf nicht der Zustimmung der Aktionäre.


   Erhöhter Druck für erfolgreiche Übernahme 

Die Schweizer Behörden standen unter Druck, das Geschäft noch vor der Eröffnung der asiatischen Märkte am Montag abzuschließen und bewegten sich dabei auf einem schmalen Grat. Sie mussten die Vorstände der beiden Banken dazu bringen, dem Deal zuzustimmen, und die Alternative, eine von den Regulierungsbehörden geleitete Abwicklung der Credit Suisse, die sich als langwierig und schmerzhaft für das Finanzsystem hätte erweisen können, vermeiden.

Die US-Notenbank hat mit der SNB gemeinsam an der Vereinbarung gearbeitet, da beide Banken große Geschäfte in den USA haben. Die Schweizer Finanzministerin, Karin Keller-Sutter, sagte, sie habe Gespräche mit US-Finanzministerin Janet Yellen und dem britischen Schatzkanzler Jeremy Hunt geführt. Sie ergänzte, dass "viele Tausend" der Credit Suisse betroffen sein werden, was auf einen bevorstehenden Stellenabbau hindeutet.

Die UBS geht davon aus, dass die Zusammenlegung bis 2027 jährliche Kostensenkungen von mehr als 8 Milliarden Dollar bringen wird. UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher ergänzte, die Investmentbank werde nicht mehr als 25 Prozent der risikogewichteten Aktiva ausmachen.


   Zusammenbruch der Silicon Valley Bank als Auslöser 

Die Dringlichkeit seitens der Aufsichtsbehörden wurde durch die zunehmend düsteren Aussichten für die Credit Suisse ausgelöst, so eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Die Bank sah sich in der vergangenen Woche mit Liquiditätsabflüssen in Höhe von bis zu 10 Milliarden Dollar pro Tag konfrontiert, ergänzte die Person.

Der plötzliche Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) hatte Investoren weltweit dazu veranlasst, nach Schwachstellen im Finanzsystem zu suchen. Die Credit Suisse stand auf vielen Listen der in Schwierigkeiten geratenen Institute, geschwächt durch jahrelange, selbstverschuldete Skandale und Handelsverluste.

Am vergangenen Donnerstag hatte die Credit Suisse von der Schweizerischen Nationalbank eine Kreditlinie in Höhe von bis zu 50 Milliarden Franken erhalten. Doch die Aufsichtsbehörden in der Schweiz sowie in den USA, Großbritannien und der Europäischen Union, die alle Teile der Bank beaufsichtigen, befürchteten, dass die Bank in der kommenden Woche zahlungsunfähig werden könnte, wenn nicht gehandelt würde. Zudem bestand die Gefahr, dass das schwindende Vertrauen auf andere Banken übergreifen könnte.

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March 19, 2023 15:52 ET (19:52 GMT)