-- Übernahme könnte noch am Sonnntag bekannt gegeben werden

-- Knackpunkt ist das Schweizer Privatkunden-Geschäft der Credit Suisse

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Von Margot Patrick, Justin Baer und Dana Cimilluca

FRANKFURT (Dow Jones)--Die UBS steht möglicherweise kurz vor der Übernahme der Credit Suisse. Dies ist Teil der dringenden Bemühungen der schweizerischen und internationalen Behörden, das Vertrauen in das Bankensystem wieder herzustellen, so mit der Situation vertraute Personen. Der Deal könnte am Sonntag abgeschlossen werden, so die Personen. Die Aufsichtsbehörden hätten angeboten, auf die übliche Zustimmung der Aktionäre zu verzichten, um den Verkauf zu beschleunigen, sagte eine der Personen.

Die Gespräche verliefen zügig, aber ein Knackpunkt sei die Frage, wer das bedeutende Schweizer Privatkunden-Geschäft der Credit Suisse erhalten werde, so die Personen weiter. Die Credit Suisse hat diese Woche eine Liquiditätshilfe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Höhe von bis zu 50 Milliarden Franken in Anspruch genommen, nachdem sich die Sorgen über ihre Situation verstärkt hatten. Dies habe aber nicht ausgereicht, um den Kursverfall der Credit Suisse-Aktie zu stoppen oder den Abzug von Bankeinlagen aufzuhalten, so dass die SNB und die oberste Finanzaufsichtsbehörde der Schweiz (Finma) gezwungen waren, Gespräche mit dem größeren Konkurrenten der Credit Suisse, der UBS, zu führen.

Die Dringlichkeit seitens der Aufsichtsbehörden wurde durch die zunehmend düsteren Aussichten der Credit Suisse ausgelöst, so eine der Personen. Die Bank sah sich in der vergangenen Woche mit Abflüssen von bis zu 10 Milliarden Dollar pro Tag konfrontiert, ergänzte die Person. Die Aufsichtsbehörden hätten befürchtet, dass die Bank in der nächsten Woche zahlungsunfähig werden könnte, wenn nicht gehandelt werde, und sie seien besorgt gewesen, dass das schwindende Vertrauen auf andere Banken übergreifen könnte.

Es seien eine Reihe von Szenarien diskutiert worden, darunter auch solche, die mit einer vollständigen oder teilweisen Übernahme der Credit Suisse durch die UBS enden, so die mit der Situation vertrauten Personen. Die UBS würde wahrscheinlich den Investmentbanking-Bereich der Credit Suisse, der gerade ausgegliedert wurde, verkleinern.


   Diskussionen über einzelne Geschäftsbereiche 

Bei einer vollständigen Übernahme würde UBS wertvolle Geschäftsbereiche innerhalb der Credit Suisse erhalten, wie zum Beispiel das Wealth-Management-Geschäft in Asien und im Nahen Osten, aber möglicherweise auch weniger begehrte Bereiche wie das angeschlagene Investmentbanking. Die Übernahme könnte auch die bestehende Strategie der UBS und die von den Anlegern wahrgenommene Stabilität beeinträchtigen. Die Marktkapitalisierung der UBS liegt laut FactSet bei rund 65 Milliarden Dollar, die der Credit Suisse bei 8 Milliarden Dollar. Die UBS erzielte im Jahr 2022 einen Nettogewinn von 7,6 Milliarden Dollar, während die Credit Suisse einen Nettoverlust von 7,9 Milliarden Dollar verzeichnete.

Die lokale Retail-Bank der Credit Suisse, ein Knackpunkt in den Gesprächen, könnte Analysten zufolge allein 10 Milliarden Dollar wert sein. Durch den Zusammenschluss mit der UBS entstünde ein Schweizer Bankenriese mit rund 30 Prozent der inländischen Kredite und Einlagen des Landes. Beide Banken gelten in der Schweiz und weltweit als systemrelevant, und ein Zusammenschluss könnte zusätzliche Aufsichts- und Kapitalauflagen nach sich ziehen. Die Credit Suisse beschäftigte Ende 2022 rund 50.000 Mitarbeiter, davon mehr als 16.000 in der Schweiz. Ein Zusammenschluss würde wahrscheinlich zu einem erheblichen Stellenabbau führen, der über die mehr als 9.000 Stellen hinausgeht, die die Credit Suisse im Rahmen ihres Turnaround-Plans bereits abbauen will.

Es wird erwartet, dass die Schweizer Behörden noch vor Börseneröffnung am Montag zumindest eine grobe Einigung erzielen. Ein Sprecher der Finma und der SNB lehnten eine Stellungnahme ab. Eine Sprecherin des Finanzministeriums sagte, man kommentiere keine Gerüchte. Die UBS ist möglicherweise nicht der einzige Akteur in dieser Angelegenheit, aber mit den Vorgängen vertraute Personen sagten, dass die Schweizer Aufsichtsbehörden eine inländische Lösung bevorzugten.

Auch andere Finanzinstitute prüften die Situation, um zu sehen, ob sie Teile der Credit Suisse kaufen oder Angebote unterstützen könnten, sagten Personen, die mit diesen Bemühungen vertraut sind. Große Vermögensverwalter seien seit langem an einigen der Investmentgeschäfte der Bank interessiert, darunter die europäischen Immobilien- und US-Vermögensverwaltungssparten. Die Geschäftsleitung der Credit Suisse hat diese Angebote wiederholt mit dem Argument zurückgewiesen, dass die Vermögensverwaltung ein Kernbereich ihres Geschäfts sei.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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March 19, 2023 04:59 ET (08:59 GMT)