Zürich (Reuters) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich mit den milliardenschweren Liquiditätshilfen für die angeschlagene Großbank Credit Suisse (CS) nach den Worten von Direktoriumsmitglied Martin Schlegel weit aus dem Fenster gelehnt.

"Die SNB ist hier tatsächlich an ihre Grenzen gegangen", sagte Schlegel der "Neuen Zürcher Zeitung" in einem am Donnerstag vorab verfügbaren Interview. "Eine durch ein Konkursprivileg geschützte Liquiditätshilfe ist ungewöhnlich." Es habe allerdings Handlungsbedarf bestanden, nachdem sich am vorletzten Mittwoch abgezeichnet habe, dass die Bank in Liquiditätsschwierigkeiten geraten würde. "Ohne Bereitschaft der SNB, ELA-Plus-Hilfe zu gewähren, wäre es zu einem Zusammenbruch der CS gekommen", sagte der SNB-Vize. "Wir brauchten genügend Feuerkraft, um es bis ins Wochenende zu schaffen."

Die Credit Suisse wird in einem von der Schweizer Regierung orchestrierten Not-Verkauf von der Rivalin UBS für drei Milliarden Franken übernommen. SNB und Bund unterstützen die Rettungsaktion mit bis zu rund 260 Milliarden Franken an Liquiditätshilfen und Garantien.

Schlegel verteidigte das gewählte Vorgehen. "Der Bundesrat, die Finma und die SNB prüften in den vergangenen Monaten alle möglichen Lösungen", sagte er. Schlussendlich musste die beste Lösung unter verschiedenen schlechten Lösungen gewählt werden. "Dabei zeigte sich, dass eine temporäre Verstaatlichung nachteiliger wäre als ein Verkauf an die UBS."

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)