Zürich (awp/sda) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

KURZARBEIT: Bundespräsident Guy Parmelin sieht mit Sorge, dass viele Lieferketten für die Versorgung der Schweizer Wirtschaft mit Vorprodukten unterbrochen sind. Es könnte sein, dass die Schweiz im kommenden Jahr wieder vermehrt auf Kurzarbeit zurückgreifen müsse, sagte Parmelin in einem Interview mit dem "SonntagsBlick". Dies nicht, weil es an Arbeit mangle, sondern weil Einzelteile fehlten, um Produkte fertigstellen zu können. Den Abstimmungskampf um das Covid-19-Gesetz bewertet er zurückhaltend. Sollte das Volk die Vorlage ablehnen, könnte es auf internationaler Ebene Probleme geben. (SoBlick; siehe separate Meldung)

CREDIT SUISSE I: Die negativen Schlagzeilen rund um den Beschattungsskandal der Credit Suisse sind um eine weitere ergänzt worden. Wie die "SonntagsZeitung" berichtet, plante die CS offenbar, den ehemaligen Mann der damaligen Freundin von Konzernchef Tidjane Thiam zu überwachen. Von diesen Plänen habe man aus mehreren Quellen erfahren, so das Blatt. Ob die Beschattung tatsächlich vorgenommen wurde, sei unklar. Da diese Pläne aber direkt das Umfeld des damaligen Bankchefs betrafen, erscheine es sehr wahrscheinlich, dass Thiam von der geplanten Beschattung Kenntnis gehabt habe. Damit stehe der Verdacht im Raum, Thiam habe sein Privatleben mit dem Beruf vermischt. Offen sei, welches Interesse die CS an solchen Plänen gehabt haben könnte. (SoZ S. 1,36,37; NZZaS S. 29)

CREDIT SUISSE II: Der Roche-Chef und Vizeverwaltungsrat der Credit Suisse, Severin Schwan, hat derzeit mit Gegenwind zu kämpfen. Nach den zahlreichen Skandalen der Grossbank muss er sich Mängel im Risikomanagement vorwerfen lassen. Wie die "SonntagsZeitung" berichtet, ist seine Wut darüber gross. Schwan ist seit 2014 bei der CS an Bord, sitzt im Risiko und Nominierungsausschuss, ist Vizepräsident und Lead Independent Director. "Als solcher sollte er dem Präsidenten auf die Finger schauen und bei heiklen Geschäften einen Gegenpol zu ihm bilden", schreibt die SoZ. Zwar war Schwan nicht in die Skandale verwickelt, die Finma stellte aber unlängst Mängel im Risikomanagement fest, was auf den Roche-Chef zurückfällt. (SoZ S. 36,37)

FINMA: Angesichts der sich häufenden Bankenskandale steht die Finanzmarktaufsicht zunehmend in der Kritik. Der Berner Bankenprofessor Peter Kunz moniert im Gespräch mit der "SonntagsZeitung", dass ihr "schlicht das Gebiss" fehle. Entsprechend fordert er mehr Kompetenzen für die Finma. Die Aufsicht sollte in der Lage sein, auch Bussen zu verhängen. Gerhard Pfister, Präsident der Mitte-Partei, und der Grünen Parteichef Balthasar Glättli teilen diese Ansicht. Wer wie die Credit Suisse in der Weltklasse spielen wolle, brauche auch einen Weltklasse-Regulator. SVP-Nationalrat Alfred Heer wirft der Finma vor, sie gehe nur gegen kleine Banken vor, habe aber gegenüber den Grossbanken Beisshemmungen. (NZZaS S. 1,36,37)

SWISSMEDIC: In den Schweizer Spitälern liegen vermehrt Personen, die doppelt gegen das Coronavirus geimpft sind. Dennoch hat die Heilmittelbehörde Swissmedic die Zulassung einer dritten Impfung noch nicht erteilt. Der Entscheid dürfte aber laut "NZZ am Sonntag" kurz bevorstehen. Die Behörde sei bei der Begutachtung der Anträge von Pfizer und Moderna weit fortgeschritten, zitiert das Blatt Swissmedic-Direktor Raimund Bruhin. Doch nicht nur die Aufsicht ist gefordert, sondern auch die Pharmafirmen. Diese entschieden, wo sie wann ihre Gesuche einreichten. Und bei der Swissmedic seien diese Booster-Anträge Mitte September eingegangen. Andere Länder hätten die Anträge früher erhalten als die Schweiz. (NZZaS S.1,12; siehe auch separater Text)

CORONA: Der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren, Lukas Engelberger, ist optimistisch, dass die Corona-Pandemie im Frühling nächsten Jahres überwunden wird. Allerdings knüpfte er diese Erwartung an zwei Voraussetzungen. Erstens müsse dafür die Immunisierung der Bevölkerung mit der Impfkampagne weiter voranschreiten. Und zweitens dürften keine neuen Virus-Mutationen auftreten, die gefährlich seien. Engelberger betont zugleich, dass seine Aussage zum möglichen Ende der Pandemie nicht wissenschaftlich fundiert sei, doch selbst Experten wie Daniel Speiser, Immunologieprofessor an der Universität Lausanne, meinen mittlerweile, dass das Ende so nah wie noch nie sei. Weniger optimistisch ist das Bundesamt für Gesundheit. Es rechnet im nächsten Jahr allein für Corona-Tests mit Ausgaben von 1,5 Milliarden Franken. (SoZ S.5)

KRANKENKASSEN: Die Freude über die gesunkenen Prämien für die Grundversicherungen im kommenden Jahr könnte von kurzer Dauer sein. Wie die "NZZ am Sonntag" berichtet, hat der Preisüberwacher Stefan Meierhans diese Woche eine Untersuchung veröffentlicht, die zeigt, wie viel die Spitäler an überhöhten Rechnungen für Zusatzversicherte verdienen. Die Spitäler gerieten nun zusehends unter Druck zur Kostenwahrheit. Gesundheitsökonom Heinz Locher spricht gegenüber der "NZZaS" von einer "Ausbeutung der Zusatzversicherten". Locher war Mitglied der bundesrätlichen Expertenkommission, die ein Kostendämpfungspaket für das Gesundheitswesen erarbeitet hat. Wenn aber die Spitäler über die privat und halbprivat Versicherten nicht mehr so viel verdienen dürfen, könnte dies die Tarife für die Grundversicherung in die Höhe treiben, sagt Locher. "Die Spitäler brauchen die Gewinne aus den Zusatzversicherungen, weil die Grundversicherung nicht kostendeckend ist." Fielen diese weg, müssten die Preise der Leistungen aus der Grundversicherung steigen. (NZZaS S. 11)

SWISS: Die Fluggesellschaft Swiss spürt die Erholung im internationalen Flugverkehr nach Öffnung zahlreicher Grenzen, so etwa in den USA. Die Buchungszahlen, namentlich in der Business-Class seien in jüngster Zeit sprunghaft gestiegen, sagte ein Sprecher der Medienstelle der "NZZ am Sonntag". Die starke Nachfrage nach Tickets in der Business-Class komme für die Swiss und die Lufthansa überraschend. "Wir hatten vergangenes Jahr noch stärkere Bedenken, dass die neuen Videokonferenztechnologien tatsächlich den Geschäftsreiseverkehr deutlicher reduzieren", sagt der Kommunikationschef der Lufthansa, Andreas Bartels der "NZZaS". Nicht nur die Geschäftsreisenden kehren eventuell schneller als erwartet zurück. Die neueste Prognose der europäischen Flugverkehrsorganisation Eurocontrol sieht eine Rückkehr des Flugverkehrs zum Vorpandemieniveau bereits für Ende 2023 voraus. Bis vor kurzem galt branchenweit noch 2024 als wahrscheinlichstes Zieldatum. (NZZaS S. 27)

SBB: Der Konkurrenzdruck auf die SBB wächst. Die Südostbahn ist bereits innerhalb weniger Monate von einer Regionalbahn zu einem nationalen Player herangewachsen, berichtet die "SonntagsZeitung". Seit einem Jahr betreibt sie nämlich den Treno Gottardo über die alte Gotthard-Bergstrecke mit deutlich höheren Passagierzahlen, als dies budgetiert gewesen war. Ab dem kommenden Fahrplanwechsel wird sie zudem von Bern über Zürich nach Chur fahren. Für den Südostbahn-Chef Thomas Küchler soll das aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Mit Blick auf die Vergabe der nächsten Konzession ab 2029 erklärt er im Gespräch mit dem Blatt: "Wir wollen weitere Fernverkehrsstrecken von den SBB übernehmen." Infrage kämen Interregio-Linien in der Zentral-, der Ost- und der Südschweiz. (SoZ S.1, 33,34)

AXPO: Axpo-CEO Christoph Brand erteilt dem Bau neuer Atomkraftwerke in der Schweiz eine klare Absage. "Die Kernkraft ist schlicht zu teuer", sagte er im Interview mit der "Schweiz am Wochenende" und wehrt damit Forderungen aus der Wirtschaft ab, neue Kernkraftwerke zu bauen. Stattdessen fordert er den Ausbau von Photovoltaikanlagen und deren verstärkte Förderung. Der Einsatz von Windkraft müsse ebenfalls intensiver diskutiert werden. Gleichzeitig will die Axpo vorderhand an den bestehenden Kernkraftwerken festhalten, bestätigte Brand die Ankündigung des Unternehmens von vergangener Woche. Derweil bekommen Tausende, die mit Gas heizen oder kochen, den jüngsten Anstieg des Gaspreises schon hautnah zu spüren, teilt das Blatt weiter mit. (SaW S.1,12)

SNB: Ist das Dreiergespann an der Spitze der Schweizerischen Nationalbank noch zeitgemäss? Dieser Frage geht der "Tages-Anzeiger" vom Samstag nach. Immerhin hat die Komplexität ihrer Geschäfte seit der Gründung der SNB im Jahr 1907 stark zugenommen, die Organisation wiederum hat sich nicht grossartig verändert. Seit der Geburtsstunde führt also im Wesentlichen ein Dreiergremium die Geschicke der Nationalbank. Dabei habe das Gremium viel Macht: Entscheide darüber, wie sich die Schweiz gegenüber dem Druck auf den Franken verhält, wie sie mit der Tiefzinspolitik der grossen Nationalbanken umgeht, seien matchentscheidend für die Wirtschaft. Hinzu komme die stark angeschwollene Bilanz der SNB im Laufe der letzten Jahre. Diese habe die Macht nur noch weiter gesteigert. Entsprechend sehen kritische Beobachter wie der Ökonomie-Professor Yvan Lengwiler Handlungsbedarf bei der Grösse des Gremiums, wird er in dem Bericht zitiert. "Wichtig ist, dass die Entscheide der SNB breiter abgestützt werden", so Lengwiler. (TA vom Samstag S.9)

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