Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

CREDIT SUISSE: Der Verwaltungsrat der Grossbank Credit Suisse verhandelt über eine weitgehende Zerschlagung der Investmentbank. Gemäss einem vorläufigen Szenario stehen über 5000 Stellen auf der Kippe. Betroffen ist vor allem das US-Geschäft. Die Bank begründet laut Informationen der "SonntagsZeitung" den Rückzug damit, sparen zu wollen und sich auf das weniger risikobehaftete Private Banking fokussieren zu wollen. Verbunden mit dem Rückzug in den USA wären ein Abschreibungen in Milliardenhöhe und der Verzicht darauf, an der Wall Street in New York eine bedeutende Rolle zu spielen. Noch gebe es aber Widerstand im Verwaltungsrat. (SoZ, S. 45, siehe separate Meldung)

MIGROS I: Nach der Ankündigung der Migros, am 6. September die "grösste Produktinnovation in der Unternehmensgeschichte der Migros" zu lancieren, schiessen die Spekulationen ins Kraut. Nun will es die "SonntagsZeitung" wirklich herausgefunden haben: Der Detailhändler nimmt im Kaffeegeschäft Abschied von Kapseln. Forschende der Migros-Tochter Delica hätten Kugeln aus gepresstem Kaffeepulver entwickelt. Diese Kugeln würden von Hand in eine ebenfalls von der Migros entwickelte elektronische Coffee-B-Maschine gelegt. Der in Kugelform gepresste Kaffee sei von einer unsichtbaren Hülle aus natürlichem Material umgeben. Nach Gebrauch sei diese Hülle zusammen mit dem verbrauchten Kaffee zu 100 Prozent kompostierbar. Das senke den Energieverbrauch in der Produktion und verringere den Abfallberg. (SoZ, S. 39)

MIGROS II: Der Detailhandelskonzern hat einen Krisenstab eingesetzt, um sich auf den drohenden Gas- und Strommangel im kommenden Winter einzustellen. Die Migros trägt laut Konzernchef Fabrice Zumbrunnen Verantwortung für die Landesversorgung. "Wir sind systemrelevant", sagte Zumbrunnen in einem Interview mit der Tageszeitung "Blick". Auch wenn der Strom ausfalle, müssten ausreichend Lebensmittel zur Verfügung stehen. Fliesse weniger Strom und Gas, müssten die Produktionszeiten verkürzt werden. Die Migros müsse dann zudem entscheiden, welche Produkte weniger oder gar nicht mehr hergestellt werden. ("Blick")

STAHL GERLAFINGEN: Mit der Stahl Gerlafingen hat ein erster grosser Schweizer Stromverbraucher auf die massiven Preiserhöhungen wegen des drohenden Strommangels reagiert. Das Unternehmen führt laut einem Bericht der "NZZ am Sonntag" Kurzarbeit ein. Das Schweizer Stahlwerk benötigt jährlich ähnlich viel Strom wie 70'000 Haushalte. Allein für den Oktober rechnet das Werk mit Kosten von rund 45 Millionen Franken. Das ist mehr als sonst in einem Jahr. Firmenchef Alain Creteur schliesst nicht aus, dass das Werk die Produktion in den nächsten Monaten herunterfahren muss. Er hat deshalb vorsorglich für Oktober bis Dezember Kurzarbeit angemeldet und bewilligt erhalten. (NZZaS, S. 9)

BANKEN: Der Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert die Banken wegen überhöhter Gebühren. In den letzten 20 Jahren haben sich die Abgaben für Kontoführung, Bezug von Bargeld oder für Zahlungsaufträge laut Informationen der "NZZ am Sonntag" verdoppelt. Meierhans geht davon aus, dass manche dieser Abgaben gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verstossen. Das betreffe insbesondere die Schliessung eines Kontos oder den Transfer eines Depots. Das könnte den Wechsel zu einem günstigeren Anbieter erschweren. Laut Meierhans sollte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) einen Pilotprozess einleiten, um zu klären, ob diese Praxis rechtsgültig sei. (NZZaS, S. 25)

ENERGIEKRISE I: Im Hinblick auf mögliche Kontingentierungen bei Strom und Gas kommt es demnächst zu einem landesweiten Stresstest. Das zeigen Recherchen der "NZZ am Sonntag". Ende September werde mit allen Betreibern von Verteilnetzen eine Kontingentierung geprobt, sagte Lukas Küng, Chef der Organisation für Stromversorgung und ausserordentliche Lagen. Wann genau der Stresstest stattfindet, bleibe vorerst geheim, damit Überraschungen möglich bleiben. Rund 600 Stromnetzbetreiber werden für ihre Grosskunden ein fiktives Stromkontingent errechnen. Ob Kontingente notwendig werden, hängt davon ab, wie gross der Strommangel sein wird. Sie kommen erst zum Zug, wenn Appelle und obligatorische Einschränkungen nicht mehr ausreichen. Betroffen wären alle Bezüger, die mehr als 100'000 kWh Strom pro Jahr verbrauchen. In der Schweiz sind dies über 30'000 Firmen. (NZZaS, S. 1/9)

ENERGIEKRISE II: Für die SP ist der liberalisierte Schweizer Strommarkt gescheitert. Das zeige die jüngste Preisexplosion. Die Partei fordert daher einen Totalumbau des Marktes, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Kernpunkt des Reformplanes ist ein Spekulationsverbot für Stromlieferanten. Diese sollen den Strom mit langfristigen Verträgen zu fairen Preisen und hiesigen Gestehungskosten beschaffen müssen. Spekulative Beschaffungen an der Strombörse sollten dagegen faktisch verboten werden. SP-Fraktionschef Roger Nordmann erhofft sich davon stabile und vernünftige Preise für Haushalte und Firmen sowie mehr Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien. (SoZ, S. 2/3, siehe separate Meldung)

ENERGIEKRISE III: Die Schweizer Stromkonzerne bleiben skeptisch gegenüber dem Bau neuer Atomkraftwerke, obwohl diese Woche eine Gruppe eine Initiative gestartet hat, die das AKW-Verbot kippen will. Der Bau eines neuen Atomkraftwerkes sei derzeit aus wirtschaftlicher Sicht nicht realistisch, heisst es bei den Bernischen Kraftwerken BKW. Ein Alpiq-Sprecher bezeichnete gegenüber der "SonntagsZeitung" AKW als Brückentechnologie, damit die Branche Zeit habe, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Die Frage nach neuen AKW stelle sich nicht. Daran ändere auch die Initiative nichts. Kosten und Unsicherheiten wären bei einem AKW- Projekt gross. (SoZ, S. 3)

ENERGIEKRISE IV: In den nächsten Jahrzehnten laufen eine Vielzahl von Konzessionen für Wasserkraftwerke in den Schweizer Bergen aus. Eine Reihe von Kantonen will die Werke ab diesem Zeitpunkt zum Teil oder ganz übernehmen. Das schreckt die heutigen Besitzer auf, die Stromfirmen aus dem Mittelland: "Bevor das weitere Vorgehen nicht klar und verbindlich festgelegt ist, werden wir keine grösseren Investitionsentscheide oder umfangreiche Planungen aufnehmen", sagt etwa Harry Graf, Sprecher des Stadtzürcher Versorgers EWZ gegenüber der "NZZ am Sonntag". (NZZaS, S. 27)

ENERGIEKRISE V: Energieministerin Simonetta Sommaruga will mit dem Ausbau der erneuerbaren Energie vor dem Hintergrund des drohenden Gas- und Strommangels rascher vorwärtsgehen. Der Ukraine-Krieg zeige, wie verletzlich die Schweiz sei, wenn sich das Land zu stark auf Importe aus dem Ausland abstütze. Auf die Frage, warum es anders als bei der Wasserkraft keinen Runden Tisch für die Solarenergie brauche, sagte Sommaruga in einem Interview mit der "Schweiz am Wochenende", die Solarkraft sei weniger umstritten. (SaW, S. 2, siehe separate Meldung)

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