Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

CREDIT SUISSE I: Die Manager der Grossbank Credit Suisse haben während Jahren über Verstösse gegen Vorschriften hinweg geschaut. Laut "NZZ am Sonntag" beschäftigt keine andere Bank die Finanzmarktaufsicht derzeit mehr als die Credit Suisse. In den letzten Jahren habe die Finma fünf Verfahren gegen die Bank durchgeführt, um die Versäumnisse zu beheben. Die jüngsten Fälle beträfen die Milliardenverluste mit den Fonds von Greensill und Archegos. Hinzu kämen Untersuchungen wegen Geldwäscherei und ausspionierte Kaderleute. Ein Report zeige, dass die CS weit über hundert Warnsignale ignoriert habe. (NZZaS, S. 17, 23/Sonntagsblick; siehe auch separate Meldung)

CREDIT SUISSE II: Die hohen Verluste der Grossbank haben laut "SonntagsZeitung" auch ein politisches Nachspiel. Die Luzerner SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo hat das Thema Credit Suisse auf die Themenliste der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Nationalrats gesetzt. Die WAK-Mitglieder kommen nächste Woche Montag und Dienstag zusammen. Auch ein Vertreter der Finma wird Red und Antwort stehen. Die zentrale Frage laute, ob und wie die Regulierung der Grossbanken verschärft werden müsse. Der grösste Handlungsbedarf bestehe beim Risiko-Management, das offenkundig eklatante Mängel aufweise. (SoZ, S. 36; siehe auch separate Meldung)

CREDIT SUISSE III: Der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser sitzt im Verwaltungsrat einer Credit-Suisse-Tochter, die für die Verwaltung des Skandalfonds verantwortlich war, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Dabei handelt es sich um Credit Suisse Asset Management (Schweiz) AG. Wie im aktuellen Geschäftsbericht nachzulesen ist, diente diese Gesellschaft als Portfoliomanager der Lieferketten-Fonds, die sich seit Anfang März in Liquidation befinden. Wegen dieser Fonds drohen der Grossbank Schadenersatzzahlungen im Umfang von bis zu 2 Milliarden Dollar. Pikant ist, dass Noser gleichzeitig in der Wirtschaftskommission des Ständerats sitzt, die für die Finanzmarktregulierung zuständig ist. Noser sagt: "Als Verwaltungsrat dränge ich auf eine rasche und vollständige Aufklärung dieses Falles und nehme dabei selbstverständlich meine Verantwortung wahr, wie ich es bei all meinen Mandaten tue." Die Frage, ob er angesichts des immensen Schadens auf sein Honorar verzichtet, liess er unbeantwortet. Die Höhe der Entschädigung will Noser ebenfalls nicht nennen. (SoZ, S. 37)

STADLER RAIL: Die Schweiz hat einen neuen Bahnbauer - und er macht dem bisherigen Platzhirschen Stadler Rail Konkurrenz. Wie die "SonntagsZeitung" schreibt, hat die russische Transmash-Holding als Hauptsitz für ihre Tochter TMH International, die das weltweite Geschäft vorantreiben soll, Zug gewählt. Während weltweit schon rund 2000 Angestellte für das 2018 gegründete Unternehmen tätig sind, arbeiten in Zug nur 15 Personen. Eine davon ist Präsident Hans Schabert, der gegenüber der SonntagsZeitung erklärt, dass man Stadler beim Rollmaterial vorderhand gar nicht konkurrenzieren wolle. Für anspruchsvolle Produkte wie Triebzüge fehle TMH International schlicht das Knowhow. Dagegen ist in einem anderen Geschäftsfeld ein Konflikt entbrannt: TMH International hat in Bayern einen Wartungsauftrag der privaten Bahnbetreiberin Go-Ahead gewonnen. Diese hat vor, mit Stadler-Zügen zu fahren. Stadler fürchtet nun allerdings Industriespionage, sollte TMH International diese Züge warten und wirft Go-Ahead Vertragsbruch vor. (SoZ, S. 39)

COOP/MIGROS: Hersteller und Händler schlagen wegen der Pestizidinitiative Alarm, berichtet die "SonntagsZeitung". Die Initiative verbiete Desinfektionsmittel in der Produktion. Das könne zu Lebensmittelvergiftungen führen. Die Hygiene-Standards basieren auf dem Einsatz von Desinfektionsmitteln, sagt Mario Irminger, Präsident der IG Detailhandel, die aus Coop, Migros und Denner besteht "Werden diese Mittel gemäss Pestizidinitiative verboten, sinkt die Lebensmittelsicherheit in der Schweiz und lebensmittelbedingte Erkrankungen können zunehmen", so Irminger zur SonntagsZeitung. Diese Bedenken teilt Lorenz Hirt, Direktor des Nahrungsmittelindustrieverbandes Fial. "Ohne Biozide als Reinigungs- und Desinfektionsmittel kann die heute vorgeschriebene Lebensmittelsicherheit nicht mehr gewährleistet werden." Für Christian Züger, Chef des Ostschweizer Produzenten Züger Frischkäse, wäre der Verzicht von Chemikalien zur Reinigung der Anlagen "ein Riesenproblem." Die Produkte würden so viel früher verderben. "Unser Export würde einbrechen, weil unsere Produkte im Ausland nicht mehr als hygienisch einwandfrei gelten", sagt Züger. (SoZ, S. 35)

SWISS: Die Fluggesellschaft Swiss will laut Angaben ihres CEOs Dieter Vranckx ab Sommer wieder profitabel sein. Dazu bräuchte die Airline 50 Prozent der Kapazität von 2019. "Wir gehen davon aus, dass wir das im Sommer erreichen werden", sagte Vranckx in einem Interview mit der "SonntagsZeitung". Zudem müsse dieKostenbasis um 500 Millionen Franken gesenkt werden, damit die Fluggesellschaft wieder erfolgreich werde. Ein Teil davon müsse das Personal tragen. Von den angekündigten 780 Stellenstreichungen sollen zwei Drittel über freiwillige Austritte erfolgen, so Vranckx. Und auch wenn die Corona-Krise ende, werde das Fliegen nicht mehr so sein wie zuvor. Passagiere müssten sich auf dauerhafte Änderungen einstellen. "Die Maskenpflicht wird uns wohl noch einige Jahre begleiten", so der Swiss-Chef. (SoZ, S. 15; siehe auch separate Meldung)

TOURISMUS: Der Schweizer Tourismus-Branche fehlen wegen der Corona-Krise Mittel für Investitionen. Die Tourismusverbände verlangen daher vom Bund Unterstützung. Der Finanzbedarf betrage in den nächsten zehn Jahren 3 Milliarden Franken, sagte Hans Wicki, FDP-Ständerat und Präsident des Seilbahnverbandes, gegenüber der "SonntagsZeitung". Sonst verliere die Tourismusbranche den Anschluss. Mit dem Geld sollten nicht nur Bahnen saniert werden, sondern auch Hotels. Ferner seien Investitionen in die Digitalisierung und in die Nachhaltigkeit nötig. Unterstützt wird die Forderung von den Kantonen, die sich bereits koordinieren, um ein Konzept zu entwickeln. (SoZ, S. 2; siehe auch separate Meldung)

SCHWEIZ-EU: In den nächsten Tagen oder Wochen dürfte sich entscheiden, ob der Bundesrat dem Rahmenabkommen mit der EU noch Chancen gibt oder ob er die Verhandlungen abbricht. Mitten in diesem Endspiel lancieren nun Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft eine Petition, um das Abkommen zu retten, schreibt die "NZZ am Sonntag". "Ein Abbruch käme einem Totalversagen des Bundesrates gleich", sagt Ständerätin Andrea Gmür (Mitte) in der Zeitung. Sie hat die Aktion mit ihren Ratskollegen Daniel Jositsch (SP) und Matthias Michel (FDP) initiiert. Ihre zentrale Forderung: die Verhandlungen nicht abbrechen, sondern auf politischer Ebene fortsetzen. "Es braucht Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten in Brüssel und in Bern", sagt Gmür. Konkret soll eine Dreierdelegation des Bundesrats mit der EU verhandeln. Gesetzt wären Aussenminister Ignazio Cassis und Bundespräsident Guy Parmelin sowie eine Vertretung aus der Mitte oder der SP. Gestartet wird die Petition Anfang Woche, dann wird auch öffentlich, welche Verbände sich dahinterstellen. Unterstützung signalisiert die Rektorenkonferenz der Hochschulen: "Ich werde unterzeichnen", sagt Swissuniversities-Präsident Yves Flückiger in der "NZZ am Sonntag". (NZZaS, S. 11)

SOLARAUSBAU SCHWEIZ: In der Schweiz kam der Ausbau der Solarenergie in den letzten Jahren nur langsam vom Fleck. Der Ökonom und Ex-SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner kommt in einem neuen Buch zu einem überraschenden Schluss, weshalb das so ist: Politik und Verwaltung konzentrieren sich zu sehr auf die Wasserkraft. So wälzt etwa allein das Wallis Pläne, die Wasserkraft in dem Kanton für bis zu 4 Milliarden Franken auszubauen. Dabei wird laut Rechsteiner ignoriert, dass mittlere und grosse Photovoltaikanlagen in der Schweiz schon heute "zu unschlagbar tiefen Kosten" Strom liefern können, wie er in seinem Buch schreibt, das der "NZZ am Sonntag" vorliegt. Sie liegen zwischen 5 und 7 Rp. pro Kilowattstunde. Energie aus neuen Wasserkraftanlagen hat dagegen Durchschnittskosten von 14 Rp. pro Kilowattstunde. Laut Rechsteiner ist es dringend nötig, die Solarenergie schneller als geplant auszubauen. Er schätzt, dass die fehlende Strommenge bereits im Winterhalbjahr 2035 doppelt so hoch sein wird wie vom Bund dargelegt. Für den Notfall plädiert Rechsteiner für den Bau von Reserve-Gaskraftwerken samt Brennstoff-Pflichtlagern in den Alpen. (NZZaS, S. .26)

CORONA I: Die Heilmittelbehörde Swissmedic will bis Ende Juni Impfstoffe für Jugendliche zum Schutz vor Corona-Infektionen zulassen. Er hoffe, dass nach den Sommerferien die Impfung der 12- bis 15 jährigen Personen beginnen könne, sagte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, gegenüber der "NZZ am Sonntag". Der Impfstoffhersteller Pfizer/Biontech habe bei Swissmedic vor zehn Tagen die Zulassung des Impfstoffs für Jugendliche beantragt. Ein Sprecher von Swissmedic wollte sich nicht auf ein Zeitpunkt festlegen, wann der Impfstoff zugelassen werde. Kanada und die US impfen bereits Jugendliche. Absehbar sind zudem Impfungen für Kinder unter 12 Jahren. (NZZaS, S. 10)

CORONA II: Trotz zweifacher Impfung können sich Menschen mit dem Coronavirus anstecken. Von den 1,2 Millionen Personen in der Schweiz, die vollständig geimpft sind, haben sich bisher 129 Personen nach ihrer zweiten Impfung trotzdem mit dem Virus infiziert. Dafür gebe es verschiedene Gründe, schreibt die "NZZ am Sonntag". So böten die beiden zugelassenen Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna nur einen Schutz von 95 respektive 94 Prozent. Auch scheine bei älteren Menschen die Impfung weniger gut zu wirken. Und schliesslich spielten auch die Corona-Varianten eine Rolle, die wahrscheinlich gefährlicher und ansteckender seien. Fachleute vermuteten, dass die Dunkelziffer viel höher sei als die vom BAG erhobene Zahl. (NZZaS, S. 11; siehe auch separate Meldung)

CORONA III: In der Schweiz häufen sich Berichte über schwere Nebenwirkungen der Corona-Impfung wie tagelanges Fieber. Davon betroffen sind laut der "SonntagsZeitung" überdurchschnittlich häufig die Impfstoffe von Moderna. Der Heilmittelbehörde Swissmedic sind 1061 Fälle von schweren Nebenwirkungen bekannt gegenüber 870 beim Vakzin von Pfizer/Bionetch. Christoph Berger, Präsident der Impfkommission, gibt jedoch Entwarnung. Es gebe nicht mehr Nebenwirkungen als aufgrund der Zulassung zu erwarten gewesen wäre. Zudem seien keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Impfstoffen bekannt. Berger warnte davor zuzuwarten. Das gefährde nur die Impfkampagne. Das BAG sieht keinen Anlass, die Impfstrategie anzupassen. (SoZ, S. 3)

jl