Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

ENERGIEKRISE: Die SVP fordert neue Atomkraftwerke, FDP-Politiker wollen zumindest das in der Verfassung verankerte Neubauverbot kippen. Bei den Schweizer Energieversorgern jedoch stossen solche Ideen auf keine Gegenliebe. "Wir sollten unsere Energie besser für die anderen Diskussionen einsetzen als für Debatten um neue Kernkraftwerke", sagt Johannes Teyssen in der "NZZ am Sonntag". Er ist seit Anfang Jahr Verwaltungsratspräsident des Stromkonzerns Alpiq und war früher Chef des deutschen Energieriesen E.ON. In der Schweiz gelte dasselbe wie in Deutschland: "Kein Energieversorger möchte ein Atomkraftwerk bauen, keine Bank es finanzieren", sagt Teyssen. (NZZaS, S. 23; siehe auch separate Meldung)

KADERPOSITIONEN: Die Credit Suisse gerät immer tiefer in den Strudel von Skandalen und Verlusten. Nach einem Milliardenloch im Vorjahr schreibt sie auch im ersten Quartal 2022 rote Zahlen. Der neue Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann steht unter Druck; er soll die Grossbank endlich auf Kurs bringen. Nun plant der frühere UBS-Manager offenbar tiefgreifende Einschnitte in der CS-Geschäftsleitung. Wie die "NZZ am Sonntag" schreibt, könnten Chefjurist Romeo Cerutti, Finanzchef David Mathers und der CEO des Asien-Geschäfts, Helman Sitohang, ersetzt werden. Sie beruft sich dabei auf zuverlässige Quellen. Die CS bestätigt, dass sich die Unternehmensspitze derzeit "mit dem Thema Nachfolgeplanung und Ernennungen für gewisse leitende Positionen" beschäftige. Sie betont aber, dass der Verwaltungsrat noch keine Entscheidungen getroffen habe. Diese könnten kommende Woche fallen. Am Freitag findet die Generalversammlung statt. Im Vorfeld dürfte sich der Verwaltungsrat zu einer Sitzung treffen. (NZZaS, S. 24; siehe auch separate Meldung)

MESSEVERANSTALTER: Der langjährige Aktionär der MCH Group Erhard Lee plant einen Verkauf des Messebetreibers. Der Zürcher Investor, der über seine Vermögensverwaltung AMG Anteile von rund 5 Prozent hält und weitere in seinen Anlagefonds verwaltet, führt offenbar bereits Gespräche mit Kaufinteressenten, wie er gegenüber der Zeitung "Finanz und Wirtschaft" sagte. Lees Hoffnung beruhe darauf, dass ein einzelner Investor den "inneren Wert" der Messegruppe erkenne, heisst es. 600 Millionen Franken für das gesamte Unternehmen würden ihm als faire Grösse erscheinen, so Lee gegenüber der Zeitung. Lees Ziel ist es laut "Finanz und Wirtschaft", mit einem potenziellen Käufer ein Übernahmeangebot für 15 Franken pro Aktie herauszuhandeln. Damit es tatsächlich zu einem Verkauf der gesamten MCH Gruppe kommen könnte, müssten der Kanton Basel-Stadt oder die Lupa Systems von Investor James Murdoch ihre Aktien andienen. Gerade von Seiten der Politik dürfte der Widerstand aber vorprogrammiert sein. Denn die Beteiligung an der MCH Group ist für den Kanton Basel-Stadt gleichbedeutend mit Standortförderung. (FuW, S. 7; siehe auch separate Meldung)

WAFFENLIEFERUNGEN: Die Schweiz wird in den heftigen Streit hinein gerissen, der in Deutschland über Waffenlieferungen an die Ukraine tobt. Die Deutschen wollten aus der Schweiz bezogene Munition ins Kriegsgebiet schicken. Deshalb haben sich beim Bund erkundigt, ob das möglich sei, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) gegenüber der "Sonntagszeitung" bestätigt. Das Seco hat die Weitergabe jedoch verboten. "Beide Anfragen wurden mit Verweis auf die Schweizer Neutralität und die zwingenden Ablehnungskriterien der Kriegsmaterialgesetzgebung abschlägig beantwortet", teilt das Seco mit. Die Zurückhaltung sorgt in Deutschland für Irritation. Bereits wird der Vorwurf laut, die Schweiz sei mitverantwortlich, dass keine deutschen Marder-Schützenpanzer in die Ukraine geliefert werden könnten. Unter anderem fehlt es dafür an der nötigen Munition. (SoZ, S. 5; siehe auch separate Meldung)

SANKTIONSPOLITIK: Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse kritisiert das Krisenmanagement des Bundes, etwa die lange Dauer bis der Bundesrat die Sanktionen der EU übernommen habe. "Es braucht einen permanenten Krisenstab, um solche Trägheitsmomente zu verringern oder ganz zu verhindern", sagt die Direktorin des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse, Monika Rühl, in der "NZZ am Sonntag". Geht es nach Economiesuisse, sollte der Krisenstab aus Krisenmanagern verschiedener Departemente bestehen. Je nach Art der Krise würden zusätzlich Fachleute beigezogen. "Bei einer Gesundheitskrise brauchen Sie andere Fachleute als bei einem Strom-Blackout oder einem Cyber-Angriff", sagt Monika Rühl in der Zeitung. Vizekanzler und Bundesratssprecher André Simonazzi hält dem entgegen, dass der Bundesrat permanente Krisenstäbe schon mehrmals geprüft habe. "Er kam dabei stets zum Schluss, dass es sinnvoller ist, in Krisen in den ordentlichen Strukturen weiterzuarbeiten - einfach schneller und intensiver", so Simonazzi in der "NZZ am Sonntag". (NZZaS, S. 12)

SOLARSTROM: Ausgerechnet auf dem Boden der schattigen Berggemeinde Grengiols soll demnächst das grösste Solarkraftwerk Europas entstehen. An den Hängen des Saflischtals ist auf rund fünf Quadratkilometern ein Solarpark geplant. Gemäss Projektentwurf sollen laut "Sonntagszeitung" die speziellen Solarpaneele auf einer Höhe von über 2000 Metern zwei Terawattstunden Strom pro Jahr liefern. Die Dimensionen sind riesig: Würde das Projekt realisiert, würde im Saflischtal so viel Strom produziert wie vom aktuell grössten Wasserkraftwerk der Schweiz, der Grande Dixence. Das Projekt hat der frühere SP-Präsident Peter Bodenmann entworfen. Doch bis gebaut werden kann, ist es noch ein weiter Weg. (SoZ, S. 9)

ROHSTOFFHÄNDLER: Rund 35 Prozent des globalen Ölhandels laufen über die Schweiz. Viele Händler sind in Genf ansässig. Wie die "NZZ am Sonntag" schreibt, werden von Genf aus schätzungsweise 50 bis 80 Prozent des russischen Öls gehandelt. Doch weil die EU neue Sanktionen plant, die auch den Ölhandel betreffen, und die Schweiz diese ebenfalls übernehmen dürfte, sind Politiker in Genf alarmiert. Die SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz befürchtet die Abwanderung von Handelsabteilungen und damit Steuerverluste für den Kanton, der von solchen Sanktionen überdurchschnittlich hart getroffen würde. Dem Kanton zufolge stammen 20 Prozent der Genfer Firmensteuern aus der Ölbranche. Gemäss der Zeitung ist die Branche selber allerdings weniger alarmiert als die Politik. Manche kleine und auf Russland spezialisierte Händler könnte eine Verschärfung der Sanktionen zwar treffen, schreibt die "NZZ am Sonntag" mit Verweis auf Insider. Doch ein Debakel im Stil des Rosneft-Konzerns, der wegen seines Handels mit venezolanischem Öl 2020 auf die Sanktionsliste der USA geriet und nun liquidiert wird, weil keine Bank und kein Versicherer mehr mit dem Unternehmen zusammenarbeiten wollte, lasse sich nicht auf die gesamte Branche übertragen. (NZZaS, S. 11)

WIRTSCHAFTSKRIMINALITÄT: Die Konkursreiterei erreicht in der Schweiz im Nachgang der Pandemie neue Höhen, wie die "Sonntagszeitung" schreibt. Viele Firmenbesitzer, insbesondere im Baunebengewerbe, werden ihre Covid-19-Kredite kaum je zurückzahlen können. Für sie ist der Anreiz gross, die Firma günstig an einen sogenannten Konkursreiter abzugeben, der sie dann in den Konkurs führt, während sie selbst eine weisse Weste behalten. Das Problem: Kurz bevor ein Gericht nach der Firmenübernahme den Konkurs eröffnet, nehmen die Konkursreiter in vielen Fällen nochmals im grossen Stil Schulden im Namen der Firma auf - die Gläubiger sehen ihr Geld in den meisten Fällen nie wieder. Die volkswirtschaftlichen Schäden dieser Masche gingen schon vor der Pandemie in die Milliarden Franken. Nun sprechen Wirtschaftsauskunfteien und Ermittlungsbehörden nochmals von einer deutlichen Steigerung. Ein neues Gesetz dürfte dabei nur teilweise Abhilfe schaffen. (SoZ, S. 33)

REISEBRANCHE I: Schweizerinnen und Schweizer haben das Reisen wiederentdeckt - und sie lassen es sich etwas kosten, wie die "Sonntagszeitung" schreibt. Reisebüros und Fluggesellschaften stellen höhere Ausgaben fest. Statt eingequetscht im Mittelsitz der Economy zu fliegen, gönnen sich zum Beispiel mehr Ferienreisende einen Platz in der Businessklasse. Einen Trend zum Upgrade sieht sowohl der Ferienflieger Edelweiss als auch die Swiss. Und auch Reisebüros profitieren. Laut Kuoni-Sprecher Markus Flick seien Reisende bereit, mehr für ihre Ferien auszugeben. Auch bei den Hotels gebe es einen Trend zu mehr Luxus. (SoZ, S. 34)

REISEBRANCHE II: Dass die Zahlungsbereitschaft beim Reisen zugenommen hat, gibt auch Martin Wittwer, Präsident des Schweizer Reiseverbandes, gegenüber den Tamedia-Zeitungen an. Die Schweizerinnen und Schweizer hätten fast zwei Jahre lang gespart. Und der starke Franken begünstige ebenfalls die Reiselust. Wegen der hohen Nachfrage dürften Reisen nun generell teurer werden. Wittwer erwartet, dass die Reisebranche im laufenden Jahr 80 Prozent des Umsatzes von 2019 erreicht. Die steigenden Treibstoffpreise dürften sich allerdings erst im Herbst bemerkbar machen. Bis dahin seien die Flugpreise durch die Airlines und Reiseveranstalter zum grössten Teil abgesichert, so der Verbandspräsident. (TA, S. 11)

FIRMENENGAGEMENT: Viele Schweizer Firmen setzen sich auf unterschiedliche Weise für Geflüchtete aus der Ukraine ein. So transportieren etwa die ÖV-Betreiber der Alliance Swiss Pass vorerst bis Ende Mai Geflüchtete gratis in der zweiten Klasse. Telekomanbieter Swisscom erlässt Menschen mit ukrainischer SIM-Karte die Roaming-Gebühr, Salt vergibt kostenlose Prepaidkarten mit 20 Franken Guthaben an ukrainische Geflüchtete. Zudem können Geflüchtete bei Swisscom und Sunrise UPC eine gratis Schweizer SIM-Karte beziehen, mit der sie in der Schweiz und der Ukraine telefonieren können. Bei verschiedenen Banken wie der UBS, der Credit Suisse, der Basler und der Berner Kantonalbank erhalten geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer zudem ein gratis Zahlungsverkehrskonto. Bei manchen Banken ist dabei auch eine Debit-Maestro- oder Visa-Debit-Karte inbegriffen. Weiter stellen Credit Suisse, UBS oder auch Swiss Life Wohnungen aus ihrem Immobilienportfolio für die Geflüchteten zur Verfügung. (TA, S. 9)

KREISLAUFWIRTSCHAFT: Politiker und Behörden erhöhen den Druck auf die Hersteller elektronischer Geräte. Statt zum Beispiel ein Smartphone immer wieder neu kaufen zu müssen, sollten die Geräte repariert werden können. Das EU-Parlament hat jüngst mit deutlicher Mehrheit ein Recht auf Reparatur von elektronischen Geräte auf den Weg gebracht. Neue Vorschriften sollen die Hersteller dazu zwingen, ihre Produkte so herzustellen, dass sie besser repariert werden können. Auch die Software soll langlebiger werden. Die Updates für die Smartphones soll es für einen bestimmten Mindestzeitraum geben. Das Recht auf Reparatur dürfte auch in der Schweiz eingeführt werden. (NZZaS, S. 37)

FLUGGESELLSCHAFT: Die Swiss muss laut einem Bericht der "Schweiz am Wochenende" wegen Engpässen beim Personal etliche Flüge annullieren. Die Zahl der gestrichenen Flüge bewegt sich laut einer Sprecherin im tiefen einstelligen Prozentbereich. Die "Schweiz am Wochenende" rechnet vor, dass das Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Flüge betrifft, schliesslich wollte die Fluggesellschaft über die Sommermonate wieder 80 Prozent der Vorkrisen-Kapazität anbieten. Es fehle an Angestellten bei der europäischen Flugsicherung, bei Boden- und Flughafen-Dienstleistern, aber auch bei der Swiss selber, wie eine Sprecherin gegenüber der Zeitung einräumte. Gemäss "Schweiz am Wochenende" könnte allerdings nebst den personellen Engpässen noch ein zweiter Grund eine Rolle spielen: Womöglich sind die US-Flüge schlecht ausgelastet, weil der Ukrainekrieg amerikanische Touristen abschreckt. (SaW, S. 12)

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