London/Zürich (awp) - Die Credit Suisse soll laut einem Medienbericht kurz vor einer Einigung mit der US-Regierung im Streit um Kredite an den Staat Mosambik stehen. Die Gespräche zwischen der US-Justiz und der Bank würden eine Vereinbarung über einen Aufschub der Strafverfolgung (deferred prosecution agreement) sowie eine Geldstrafe beinhalten, schreibt "Bloomberg" am Dienstag unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Personen.

Die Vereinbarung dürfte bereits am Dienstag bekannt gegeben werden, heisst es in dem Artikel weiter. Die Credit Suisse wollte die Angelegenheit auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP nicht kommentieren.

Der Deal wäre das nächste Kapitel in einem seit Jahren andauernden Justiz-Marathon. Er würde die in den USA hängige strafrechtliche Untersuchung bezüglich der Rolle der CS in dem 2 Milliarden Dollar schweren Anleihenskandal in Mosambik beenden.

Bei dem Skandal geht es um Kreditvergaben - unter anderem durch die CS - im Jahr 2013 und 2014 an den Staat Mosambik. Die Gelder in Höhe von über 2 Milliarden US-Dollar wurden damals ohne das Wissen des dortigen Parlaments und des Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgenommen. Bestimmt waren sie eigentlich für Entwicklungsprojekte in den Bereichen Thunfischfang, Küstenüberwachung und Werften.

Mindestens 200 Millionen davon flossen allerdings laut einer Untersuchung der US-Behörden in persönliche Taschen oder wurden für Schmiergeldzahlungen von Beamten benützt - und haben den afrikanischen Staat, der zu den ärmsten der Welt gehört, wegen umstrittener Staatsgarantien in diesem Zusammenhang in eine Schuldenkrise gestürzt.

In einer Anklageschrift aus dem Jahr 2018 behaupte das US-Justizministerium, die Verträge seien eine Fassade für Regierungsbeamte und Banker gewesen, um sich zu bereichern. Drei ehemalige CS-Banker hätten sich im Zusammenhang mit diesem System schuldig bekannt, so "Bloomberg" weiter.

Weitere Verfahren hängig

Nebst dem Verfahren in den USA gibt es aber auch in Grossbritannien und Mosambik Gerichtsverfahren in der Angelegenheit der sogenannten "Thunfischanleihen". So muss die CS im September 2023 für eine 13-wöchige Verhandlung vor dem Londoner High Court antraben, wie die britische "Financial Times" im Sommer aufdeckte.

Die Credit Suisse selber versucht(e) sich derweil möglichst aus der Angelegenheit herauszuhalten. Sie stellt sich auf den Standpunkt, dass ihre Ex-Angestellten ohne Wissen der Bank bzw. der Konzernleitung in Zürich aus Grossbritannien heraus die Kredite gesprochen und dabei das interne Kontrollsystem umgangen hätten. Ausserdem habe sie die übliche Due-Diligence-Prüfung durchgeführt.

Auch die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) ermittelt in dem Fall. Sie hatte im Februar 2020 ein Strafverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Geldwäscherei eröffnet, wie ein paar Monate später von der "NZZ" bekannt gemacht wurde. Die BA stütze sich dabei unter anderem auf Geldwäscherei-Verdachtsmeldungen, die sie von der entsprechenden Meldestelle (MROS) erhalten habe, sowie auf ein Rechtshilfeersuchen der Republik Mosambik, schrieb sie damals in einem Statement.

tv/uh