Zürich (Reuters) - Die krisengeplagte Credit Suisse stößt das in Zusammenhang mit einem milliardenschweren Rechtsfall in die Schlagzeilen geratene Trust-Geschäft ab.

Die Aktivitäten in Singapur, Guernsey und auf den Bahamas gehen an den Finanzdienstleister The Bank of N.T. Butterfield & Son mit Sitz auf Bermuda, wie die Schweizer Großbank am Dienstag mitteilte. Das wesentlich kleinere Geschäft in Liechtenstein übernehme die lokale Firma Gasser Partner. Einer mit der Situation vertrauten Person zufolge beschäftigt Credit Suisse im Trust-Geschäft gegenwärtig insgesamt rund 250 Personen. Ein Großteil der Mitarbeiter von Credit Suisse Trust wechselt der Mitteilung zufolge zu Butterfield. Ein kleiner Teil des Geschäfts sowie die Rechtseinheiten verblieben vorerst bei den Schweizern, sollen über die Zeit aber abgewickelt werden.

"Die Credit Suisse überprüft regelmäßig ihr Produkt- und Dienstleistungsportfolio, um sicherzustellen, dass sie den sich verändernden Bedürfnissen ihrer Kundinnen und Kunden gerecht wird", erklärte Credit-Suisse-Anlagechef Michael Strobaek. Butterfield und Gasser Partner seien auf diesen Bereich spezialisiert und könnten die Kunden optimal bedienen. Die Verkäufe dürften im ersten Halbjahr 2023 abgeschlossen werden. 2018 hatte Butterfield das Trust-Geschäft der Deutschen Bank übernommen, drei Jahre zuvor einen vergleichbaren Bereich der britischen HSBC.

Trusts waren ursprünglich Vehikel zur Nachlassplanung von Einzelpersonen und Familien. Sie werden verwendet, wenn Instrumente wie Schenkung, Testament oder Ehevertrag zu restriktiv sind. Trust werden aber auch zur Steueroptimierung eingesetzt.

Der ehemalige georgische Ministerpräsident Bidzina Iwanischwili hatte einen Teil seines Vermögens einer von Credit Suisse in Singapur betriebenen Trust-Gesellschaft anvertraut. Weil er in Zusammenhang mit dem Betrug eines Vermögensverwalters der Bank in Genf eigenen Angaben zufolge 1,27 Milliarden Dollar verlor, hat er CS Trust verklagt. Ein Urteil wird Anfang 2023 erwartet.

Die von einer Reihe von Fehlschlägen und Milliardenverlusten geplagte Credit Suisse und ihr neuer Konzernchef Ulrich Körner hatten Ende Juli die Strategie erneut auf den Prüfstand gestellt und ein Sparprogramm in Aussicht gestellt. Weitere Einzelheiten will die Bank Ende Oktober bekannt geben. Dem Insider zufolge wurde der Verkauf des Trust-Geschäfts bereits vor Körners Amtsantritt eingeleitet.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)