Zürich (Reuters) - Zum dritten Mal innerhalb von weniger als zwei Monaten schreckt Credit Suisse die Anleger mit einer Hiobsbotschaft aus dem US-Geschäft auf.

Die zweitgrößte Schweizer Bank warnte am Freitag, dass sie hunderte Millionen Dollar mehr für einen Rechtsstreit rund um das Geschäft mit US-Wohnbauhypotheken beiseite legen muss als bisher erwartet. Zusammen mit einem bereits bekannten Wertverlust auf eine Beteiligung an einem New Yorker Hedge Fonds reiße dies Credit Suisse im vierten Quartal 2020 voraussichtlich in die Verlustzone. Weil sich die Bank trotz der Coronakrise in den Vorquartalen gut geschlagen hatte, dürfte im Gesamtjahr dennoch ein Milliarden-Gewinn anfallen.

Im Dezember hatte Konzernchef Thomas Gottstein angekündigt, bei juristischen Altlasten auf das neue Jahr hin reinen Tisch machen zu wollen. Nun gab das Geldhaus bekannt, die Rückstellungen für Rechtsfälle in Zusammenhang mit US-Wohnbauhypotheken (RMBS) um weitere 850 Millionen Dollar aufzustocken. Während der Finanzkrise hatte der Kommunalanleihen-Versicherer MBIA Credit Suisse verklagt, nachdem die Gesellschaft Investoren wegen ausgefallener Anleihen kompensieren musste. Einem Gericht zufolge hätten die Credit Suisse wie auch andere Banken die Anleihen niemals ausgeben sollen.

Anfang Dezember teilte Credit Suisse mit, dass die zurückgestellten 300 Millionen Dollar nicht ausreichen dürften. Die Bank erklärte damals, dass der Fall insgesamt bis zu 680 Millionen Dollar kosten könnte, ohne allerdings weitere Rückstellungen zu bilden. Doch nach einer vertieften Prüfung erwies sich nun auch dies als unzureichend. Mit der neuen Rückstellung hat die Bank nun insgesamt 1,15 Milliarden Dollar für RMBS-Fälle beiseite gelegt. Auch die zweite Schweizer Großbank, die UBS, hat das Thema noch nicht abgehakt. Bis zu einem Gerichtsentscheid könnten Experten zufolge aber noch Jahre verstreichen. Die UBS war in dem Geschäft allerdings weniger engagiert als die Credit Suisse.

"NÄHER AN EINEM SCHLUSSSTRICH"

Die Gerichtsverfahren sind nicht das einzige Problem der Credit Suisse in den USA. Im November stellte die Bank eine Korrektur des Werts der Beteiligung an York Capital in den eigenen Büchern um 450 Millionen Dollar in Aussicht, nachdem der Hedge Fonds die Erwartungen nicht erfüllt hatte. Angesichts dieser Wertberichtigung und der erhöhten RMBS-Rückstellungen erwartet das Institut nun einen Quartalsverlust, den die ZKB-Analysten auf 200 bis 400 Millionen Franken schätzen. In den ersten neun Monaten 2020 hatte Credit Suisse einen Gewinn von 3,02 Milliarden Franken eingefahren. Den Jahresabschluss will die Bank am 18. Februar veröffentlichen.

Im letzten Monat des Jahres 2020 habe sich das Geschäft im Rahmen der Angaben von Mitte Dezember bewegt, so die Bank. In der Vermögensverwaltung hätten die erhöhten Wertpapier-Transaktionen die nachteiligen Fremdwährungseffekte infolge der Aufwertung des Schweizer Frankens und des unter Druck stehenden Zinsergebnisses teilweise kompensiert. Im Investmentbanking seien die Erträge im vierten Quartal 2020 gemessen in Dollar im Vorjahresvergleich um mehr als 15 Prozent gestiegen.

An der Börse verloren Credit Suisse rund drei Prozent an Wert. "Die tropfenweise verabreichten negativen Nachrichten in den letzten zwei Monaten waren nicht hilfreich, aber man würde hoffen, dass die CS nun näher dran ist, einen Schlussstrich darunter zu ziehen", erklärte Citi-Analyst Andrew Coombs. Immerhin halte die Bank an ihren geplanten Aktienrückkäufen fest. Diese sollen am 12. Januar beginnen.