Bern (awp) - Die Aktien der Credit Suisse zeigen sich am Donnerstag im frühen Handel volatil. Am Morgen hatte es zahlreiche Informationen gegeben. Die Finanzzahlen bezeichnen die Analysten unter dem Strich als solide, wobei der in Aussicht gestellte Verlust für das laufende vierte Quartal negativ heraussticht. Die vorgestellte Strategieanpassung ist einigen Beobachtern am Markt nicht einschneidend genug.

Credit Suisse notieren gegen 9.35 Uhr kaum verändert (-0,1% auf 9,89 Fr.). Sie hatten erst deutlich im Minus eröffnet, dann klar ins Plus gedreht und sind dann wieder ins Minus gefallen. Kurzzeitig stieg der Kurs auf über 10 Franken (10,02 Franken bisheriges Tageshoch). Im bisherigen Jahresverlauf verlieren sie 13 Prozent, während der Gesamtmarkt 16 Prozent hinzugewinnt. UBS stehen 2021 gar 35 Prozent im Plus.

Insgesamt sei der Credit Suisse ein akzeptables Resultat gelungen, auch wenn es wieder von einem bunten Strauss ausserordentlicher Positionen überlagert sei, kommentiert etwa die ZKB. Es handle sich um ein Q3-Ergebnis deutlich über den Prognosen, dank starker Erträge in der Investment Bank und der Division APAC, heisst es bei Vontobel. Auch als erfreulich werden am Markt zudem die Verbesserungen bei der Eigenkapitalquote (CET1) bezeichnet.

Das International Wealth Management, das Asset Management sowie das Corporate Center hätten aber nicht zu überzeugen gewusst, heisst es unter den Analysten. Und auch überproportional gestiegene Kosten sorgten für das eine oder andere enttäuschte Gesicht. Ausserdem sei das Ergebnis auf Stufe Vorsteuergewinn von einmaligen Erträgen, etwa im Zusammenhang mit Archegos oder Allfunds aufgebläht, so der Tenor. Und auch der angekündigte erneute Verlust im laufenden vierten Quartal dürfte den Investoren kaum Freude bereiten.

Angesichts des Strategie-Update an dem Donnerstag stattfindenden Investorentag rücken die Quartalszahlen allerdings etwas in den Hintergrund. Davon hatten sich manche Marktbeobachter mehr erhofft. "Die Neuorganisation enthält unseres Erachtens nicht die grosse Überraschung, auf die manche vielleicht spekuliert hatten", heisst es etwa bei der ZKB. Das Update sei "eher eine Evolution als ein Urknall", schreibt auch der Vontobel-Analyst.

Er begrüsse, die Anpassung des Geschäftsmixes mit mehr Kapital in der Vermögensverwaltung versus dem Investment Banking. Es seien aber keine wesentlich materiellen Änderungen zu erkennen, schreibt der JP Morgan-Experte.

Auch wer sich eine Abspaltung des Asset Managements oder Veränderungen an der Geschäftsleitungsspitze erhofft hatte, wurde enttäuscht oder zunächst vertröstet. "Unsere Meinung, dass zum Selbstverständnis der Credit Suisse ein eigenes Asset Management gehört, sehen wir bestätigt", schreibt hingegen der ZKB-Analyst. Wie das neue Managementteam aussehen wird - insbesondere wer die neue zusammengefasste Wealth-Management-Einheit leiten wird - will die Bank erst später kommunizieren.

Es wäre aber vor allem ein Kulturwandel beim Eingehen von Risiken notwendig, schreibt die ZKB weiter. "Dieser ist allerdings vermutlich schwerer zu implementieren als eine neue Organisationsstruktur und von aussen auch nicht sofort messbar."

Und auch Vontobel sieht dort noch Arbeit auf die CS zukommen: Während sich organisatorische Veränderungen und Anpassungen im Management schnell umsetzen liessen, werde die Wiederherstellung des Vertrauens und der Reputation, die grundlegenden Änderungen in der Kultur und die Lösung bei rechtlichen Altlasten wahrscheinlich Jahre dauern.

ys/tp