Zürich (Reuters) - Bei der krisengeplagten Credit Suisse halten die Abflüsse von Kundengeldern auch im neuen Jahr an.

Zu Beginn des vierten Quartals 2022 hätten die Kunden deutlich erhöhte Summen an Bareinlagen, Festgeldern und Vermögenswerten abgezogen, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht der Schweizer Großbank. "Diese Abflüsse stabilisierten sich auf viel tieferen Niveaus, waren aber zum Zeitpunkt dieses Berichts noch nicht rückläufig." Die Abflüsse hätten die Liquiditätsrisiken verschärft. 2022 beliefen sich die Abflüsse auf insgesamt 123,2 Milliarden Franken.

Mit einem Verlust von 7,3 Milliarden Franken verzeichnete Credit Suisse 2022 eines der schwächsten Jahre ihres 167-jährigen Bestehens. Vor allem die Kosten für die Sanierung und der Kollaps der Erträge im Investmentbanking lasteten auf dem Ergebnis. Auch im laufenden Jahr erwartet der Konzern einen erheblichen Vorsteuerverlust.

Die Krise kostet die Unternehmensleitung ihre gesamten Boni. Konzernchef Ulrich Körner und seine Kolleginnen und Kollegen erhalten für 2022 lediglich die fixe Vergütung. Körner, der Ende Juli zum CEO befördert wurde, kommt damit auf 2,5 Millionen Franken. Sein Vorgänger Thomas Gottstein hatte nach einer Bonus-Kürzung für 2021 ein Gesamtgehalt von 3,75 Millionen Franken eingestrichen. Auch der Rest der Konzernleitung bekommt die Probleme des Instituts in der eigenen Geldbörse zu spüren. Die 18 Mitglieder des Gremiums erhalten für 2022 insgesamt 32,2 Millionen Franken. Im Jahr davor hatten sich Fixgehälter und Boni der Geschäftsleitung noch auf insgesamt 38,1 Millionen Franken belaufen. Den Bonus-Topf für alle Mitarbeiter halbierte Credit Suisse auf eine Milliarden Franken.

Credit Suisse wollte den Geschäftsbericht eigentlich schon am vergangenen Donnerstag veröffentlichen. Doch eine Intervention der US-Wertpapieraufsicht SEC veranlasste das Institut, die Publikation aufzuschieben. Die SEC sah Klärungsbedarf bei technischen Aspekten der Buchführung und damit zusammenhängenden Kontrollmechanismen. Nach Abschluss der Gespräche mit der SEC bestätigte Credit Suisse nun die Finanzergebnisse für das Geschäftsjahr 2022 sowie die zuvor veröffentlichten Finanzergebnisse für die Geschäftsjahre 2021 und 2020.

Die Rückstellungen für Rechtsrisiken sanken dem Geschäftsbericht zufolge auf 1,17 Milliarden Franken von 1,54 Milliarden Franken zum Ende des Vorjahres. Die Schätzung für die möglichen Verluste, die nicht durch Rückstellungen gedeckt seien, belaufe sich auf null bis 1,2 Milliarden Franken.

(Bericht von Oliver Hirt und Noele Illien; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)