Zürich (awp) - Die Credit Suisse baut nach den Skandalen der letzten Monate die Risikokompetenz im Verwaltungsrat aus. Der ehemalige UBS-Topmanager Axel Lehmann soll im Oktober in das Gremium gewählt werden und den Vorsitz im Risikoausschuss übernehmen. Mit dem Ex-Lloyds-Banker Juan Colombas soll zudem ein Weggefährte von CS-Präsident António Horta-Osório in den Verwaltungsrat einziehen.

Für die Wahl der beiden neuen Mitglieder beruft die CS am 1. Oktober eine ausserordentliche Generalversammlung ein, wie die Grossbank am Freitag mitteilte. Nach seiner Wahl soll Lehmann im Verwaltungsrat den Vorsitz des Risiko-Komitees von Richard Meddings übernehmen, der diese Funktion bislang ad interim inne hatte.

Von Skandalen durchgeschüttelt

Die Credit Suisse war in den vergangenen Monaten von den beiden Debakeln um den US-Hedgefonds Archegos und um die Schliessung der "Greensill"-Fonds durchgeschüttelt worden. Wegen des Archegos-Zusammenbruchs vom März hatte das Unternehmen Verluste in Milliardenhöhe hinnehmen müssen.

An der ordentlichen CS-Generalversammlung vom April hatte der damalige Vorsitzende des Risikoausschusses im Verwaltungsrat Andreas Gottschling nach starkem Druck seine Kandidatur für eine Wiederwahl in letzter Minute zurückgezogen.

UBS- und Zurich-Manager

Lehmann sei eine "versierte Führungspersönlichkeit" mit "weitreichender Erfahrung im Risikomanagement", schreibt die CS in ihrer Mitteilung. Lehmann war erst Ende Januar 2021 bei der Konkurrentin UBS von seinen Funktionen zurückzutreten. Er hatte seit 2018 das Schweizer Geschäft der UBS geleitet, davor war er ab 2016 Group Chief Operating Officer (COO) der UBS gewesen.

Zuvor war Lehmann fast 20 Jahre für den Versicherer Zurich tätig gewesen, wo er unter anderem die Funktion eines Chief Risk Officer besetzte. Parallel war er Mitglied im Verwaltungsrat der UBS Gruppe, wo er ebenfalls im Risikoausschuss Einsitz hatte. Derzeit ist der Schweizer Staatsbürger unter anderem Titularprofessor an der Universität St. Gallen.

Auch der zweite VR-Kandidat Colombas bringt Expertise im Bereich Risikomanagement mit. Der Spanier ist derzeit nicht exekutives Verwaltungsratsmitglied sowie Mitglied des Audit Committee und des Risk Committee bei der niederländischen ING Gruppe. Colombas war 2011 gleichzeitig mit CS-Präsident Horta-Osório von der spanischen Bank Santander zur britischen Lloyds Group gewechselt, wo er bis 2020 zunächst als Chief Risk Officer und zuletzt als Chief Operating Officer (COO) tätig war.

Neuausrichtung der Bank

Ende Juli hatte die CS bereits die Neubesetzung der Position des Risikochefs in der Geschäftsleitung mitteilen können. Anfang Februar 2022 wird David Wildermuth den Posten besetzen. Er wechselt von Goldman Sachs auf den Posten.

Die frühere CS-Risikochefin Lara Warner hatte im April im Zusammenhang mit den Archegos-Verlusten den Hut nehmen müssen, nachdem ihre Rolle bereits zuvor im Zusammenhang mit dem Greensill-Engagements in die Kritik geraten war.

Der im April 2021 gewählte CS-Verwaltungsratspräsident Horta-Osório hatte bei seiner Wahl eine strategische Neuausrichtung der Bank angekündigt. Die Bank brauche eine Kultur mit einem Fokus auf Risikomanagement, welche die richtigen Anreize setze, erklärte er damals. Entscheide zum Umbau der Grossbank sollen gegen Ende des Jahres fällen, erklärte er in einem Zeitungsinterview.

tp/kw