Zürich (awp) - Die Grossbank Credit Suisse publiziert am Donnerstag, 4. November, das Ergebnis zum dritten Quartal 2021. Insgesamt haben fünf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q3 2021E
(in Mio Fr.)        AWP-Konsens     Q2 21    Q3 20   

Geschäftsertrag         5123         5103     5198        
Geschäftsaufwand        4153         4315     4301        
Gewinn vor Steuern       831          813      803        

FOKUS: Mit der Präsentation der neuen Strategie für die zweitgrösste Schweizer Bank wird am kommenden Donnerstag den Zahlen zum dritten Quartal für einmal nur eine Nebenrolle zukommen. Anfang Woche hat die CS für Donnerstag kurzfristig einen Investorentag einberufen, an welchem die lange erwartete neue Konzernstrategie vorgestellt wird. Der damals frisch gewählte Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório hatte die Strategieüberprüfung bereits unmittelbar nach seiner Wahl im April angesichts der Debakel um Greensill und Archegos angekündigt.

Über die neue Konzernstrategie wird bereits seit Wochen spekuliert. So erwarteten viele Beobachter, dass die CS in der Vermögensverwaltung ihre regionale Organisation aufgeben und die Bereiche zusammenlegen könnte. Damit würden die Sparte Internationale Vermögensverwaltung (IWM) und die Asien Pazifik-Sparte (APAC) sowie die Vermögensverwaltungsteile der Schweizer Banke (Swiss Universal Banking SUB) wieder zu einer einzigen Sparte. Die Online-Publikation "Finews" hatte vergangene Woche über diese Pläne berichtet und auch bereits über Kandidaten für die Leitung der neuen Sparte spekuliert - sie erwartet die Ernennung des ehemaligen CS-Asienchefs Francesco De Ferrari zum neuen Chef der Vermögensverwaltung.

Im Fokus steht daneben auch die Sparte Asset Management. Diese war nach dem Debakel mit den "Greensill"-Fonds aus der Division International Wealth Management (IWM) ausgegliedert und zu einer eigenständigen Division gemacht worden. Gleichzeitig wird aber seither auch immer wieder darüber spekuliert, dass die Einheit - da ihr die notwendige Grösse fehlt - verkauft oder mit einem Konkurrenten zusammengeführt wird.

Änderungen werden im Rahmen der neuen Strategie aber auch für das in den USA starke Investment Banking erwartet. Hier könnte weitere Geschäfte beschnitten werden. Damit würde die Investment Bank noch mehr Risiko herausnehmen und ihre Geschäfte noch stärker auf die Bedürfnisse der reichen Vermögensverwaltungskunden ausrichten. Die CS hatte allerdings bereits im Zusammenhang mit der Archegos-Pleite im Frühling erste Anpassungen vorgenommen. So wurde etwa die entsprechende Einheit Prime Brokerage deutlich verkleinert.

ZAHLEN: Die CS-Zahlen zum dritten Quartal sind einmal mehr von Sonderkosten belastet: Dieses Mal ist es der "Mosambik"-Fall, der gemäss Vorankündigung der Bank von Ende Oktober mit insgesamt 230 Millionen Dollar auf dem Ergebnis lastet. Die Zahlung soll den - nicht durch Rückstellungen gedeckten - Teil der Strafzahlungen an die Aufsichtsbehörden wie auch einen vereinbarten Schuldenerlass an das Land Mosambik abdecken.

Daneben dürfte das Ergebnis zum dritten Quartal von den Investoren einmal mehr auf Spuren der beiden Debakel um Archegos und Greensill unter die Lupe genommen werden. Insbesondere könnte das Ergebnis der Investment Bank vom Risikoabbau im "Prime Brokerage" gebremst worden sein. Unter Beobachtung steht auch die Entwicklung der verwalteten Vermögen und der Nettoneugeldzuflüsse - im zweiten Quartal waren noch netto Kundengelder abgeflossen. Hauptgrund waren Abflüsse im Raum Asien Pazifik, aber auch im Geschäft mit den reichen Privatkunden in der Schweiz floss mehr Geld ab als zu.

PRO MEMORIA:

MOSAMBIK: Beim Mosambik-Streitfall geht es um milliardenschwere Kredite an das afrikanische Land, die mit Korruptionsvorwürfen behaftet sind. Im Jahr 2013 hatten britische CS-Tochtergesellschaften Kredite von einer Milliarde Dollar an zwei mosambikanische Staatsgesellschaften arrangiert. Dabei sollen Gelder in der Höhe von mehreren hundert Millionen "zweckentfremdet" worden sein. Am 19. Oktober hatte die CS einen Vergleich mit dem US-Justizministerium (DoJ), der US-Börsenaufsicht SEC und der britische Finanzmarktaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) vereinbart. Dieser umfasst Strafzahlungen von 475 Millionen Dollar sowie den Erlass von Schulden in der Höhe von 200 Millionen Franken für Mosambik. Ausserdem hat die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma der CS Auflagen für das Kreditneugeschäft der Credit Suisse mit finanzschwachen und korruptionsanfälligen Staaten erteilt.

GREENSILL: Die CS gab Anfang März die Schliessung ihre vier mit der insolventen Greensill Capital erstellten "Lieferketten-Finanzierungs-Fonds" (SCFF) bekannt. Die Fonds investierten in Forderungen von Zulieferfirmen wie etwa Stahl-Herstellern an Unternehmen. Dabei sollen aber offenbar auch noch gar nicht bestehende Forderungen und möglicherweise auch falsche Rechnungen vorfinanziert worden sein. Von den Fondsvermögen, die zum Zeitpunkt der Schliessung rund 10 Milliarden Dollar betrugen, hat die CS den Gläubigern bisher 6,3 Milliarden Dollar zurückgezahlt. Einschliesslich der in den Fonds verbliebenen Barmittel haben die CS-Fonds laut eigenen Angaben bisher 7 Milliarden zurückerhalten.

ARCHEGOS: Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos im März hat die CS im laufenden Jahr rund 5 Milliarden Dollar gekostet - 4,4 Milliarden wurden dem ersten Quartal belastet und weitere 600 Millionen dem zweiten Quartal. Der vom US-Investor Bill Hwang geführte Archegos-Fonds hatte mit einem hohem Einsatz von geliehenen Mitteln auf den Kursanstieg unter anderem von Aktien aus der Medien- sowie aus der E-Commerce-Branche gewettet. Die Credit Suisse war vom Hedgefonds-Kollaps finanziell weitaus am stärksten getroffen. Verluste erlitten hatten aber auch weitere Finanzinstitute, darunter die japanische Nomura, die US-Bank Morgan Stanley, die Deutsche Bank und die UBS.

ÜBERWACHUNGSAFFÄRE: Die Beschattungsaffäre um den früheren "Star-Manager" Iqbal Khan hat zu einem Nachspiel bei der Finanzmarktaufsicht Finma geführt. Im Oktober bescheinigte die Finma der Bank in diesem Zusammenhang schwere Aufsichtsrechtsverletzungen und sprach von gravierenden organisatorischen Mängeln. Zwei Personen wurden von der Finma gerügt und Verfahren zur Durchsetzung des Aufsichtsrechts (sog. Enforcementverfahren) gegen drei weitere Personen eröffnet. Laut dem Finma-Bericht wurden insgesamt sieben Observationen geplant und durchgeführt - darunter die beiden bekannten von Khan und dem ehemaligen Personalchef Peter Goerke.

AKTIENKURS: Die CS-Aktie gehört im laufenden Jahr mit einer Minus von derzeit knapp -12 Prozent zu den schwächsten SMI-Titeln am Schweizer Markt. Hatte die Aktie im Februar noch ein Jahreshoch von 13,50 Franken erreicht, so stürzte sie Ende März nach dem Archegos-Debakel unter die Marke von 10 Franken ab. Die Ankündigung des Strategieupdates vom Wochenbeginn hat den Aktienkurs allerdings wieder etwas belebt und über die psychologische Marke von 10 Franken gehoben.

Homepage: www.credit-suisse.com

an/tp/uh