LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Kunststoffkonzern Covestro hat den Bau einer Großanlage für das Hartschaum-Vorprodukt MDI abermals auf Eis gelegt. "Der Krieg in der Ukraine, die europäische Energiekrise und die steigende Inflation haben die Weltwirtschaft empfindlich gestört", sagte Konzernchef Markus Steilemann laut Mitteilung vom Montag. Daher solle das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt neu bewerten werden. Bei den Aktionären kam die Entscheidung gut an, spart Covestro doch dadurch im aktuell schwierigen Umfeld erst einmal viel Geld.

Das bis zu 2 Milliarden US-Dollar teure Projekt zu pausieren, zeige die Bereitschaft von Covestro, in schwierigen Zeiten das Geld beisammen zu halten und die Bilanzstärke zu wahren, erklärte Analyst Chris Counihan vom Investmenthaus Jefferies in einer ersten Reaktion. Zudem sorge die Verzögerung auch dafür, dass sich MDI-Angebot und Nachfrage mittelfristig besser die Waage hielten. Daher sei die aktuelle Entscheidung positiv für den Anlagehintergrund.

Die Aktien stiegen am Mittag als einer der Favoriten im Dax um zweieinhalb Prozent auf 36,19 Euro. Damit näherten sie sich ihrem Erholungshoch von 36,68 Euro vom Oktober. 2022 steht allerdings immer noch ein Minus von rund einem Drittel zu Buche.

Covestro hatte im September 2021 bekannt gegeben, das zuvor pausierte Projekt wieder aufzunehmen. Eine Entscheidung sollte eigentlich noch 2022 erfolgen, wobei die USA und China als Standorte zur Debatte standen. Die Inbetriebnahme war der damaligen Agenda zufolge eigentlich für 2026 geplant. Langfristig bleibt Steilemann derweil zuversichtlich und rechnet weiter mit einem deutlichen Wachstum der globalen MDI-Nachfrage, getrieben durch die Trends wie energieeffizientes Bauen./mis/men/zb