"Zurzeit erwarten unsere Unternehmen auch für die kommenden Monate keine Verbesserung ihrer Geschäfte", sagte der Präsident des Branchenverbands VCI, Hans Van Bylen, am Dienstag in Frankfurt. "Die geringe wirtschaftliche Dynamik wird sich noch weit ins kommende Jahr ziehen." Die Nachfrage der heimischen Kunden bleibe verhalten und auch von den Auslandsmärkten dürften keine starken Impulse für eine Trendwende kommen. Dazu trägt auch der weiter schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China bei.

Für 2020 prognostiziert der VCI einen Anstieg der chemisch-pharmazeutischen Produktion um 0,5 Prozent, der allerdings alleine von einem erwarteten Wachstum im Pharmageschäft getragen wird. Zwar geht der Verband davon aus, dass im Chemiegeschäft die Talsohle erreicht sein sollte, die Zuwächse im Jahresverlauf dürften aber insgesamt nicht für ein Produktionsplus in diesem Bereich ausreichen, sagte Van Bylen. Bei stagnierenden Preisen wird mit einem Umsatzplus der Branche um 0,5 Prozent auf rund 194 Milliarden Euro gerechnet.

2019 litt die Chemieindustrie vor allem unter der schwachen Autobranche, die zu ihren wichtigsten Kundengruppen zählt. Die erhoffte Erholung sei ausgeblieben, musste Van Bylen einräumen. Vielmehr habe sich die Nachfrage weiter abgeschwächt. Für dieses Jahr senkte der VCI zum vierten Mal seine Produktionsprognose und rechnet nun mit einem Rückgang um 7,5 (bislang sechs) Prozent. Dazu trägt neben dem schwierigen konjunkturellen Umfeld auch ein statistischer Sondereffekt im Pharmabereich bei. Dort war die Produktion im Vorjahr durch die vorübergehende Produktionsausweitung eines einzelnen Pharmakonzerns stark aufgebläht worden. Der Umsatz in Deutschlands drittgrößtem Industriezweig nach der Autobranche und dem Maschinenbau dürfte um fünf Prozent auf rund 193 Milliarden Euro sinken. Die Preise sollten um ein Prozent steigen.

Van Bylen wird Ende März 2020 sein Amt als VCI-Präsident niederlegen, da er zum Jahresende auch als Vorstandschef bei Henkel vorzeitig ausscheidet und dort nach Einschätzung von Analysten den Preis für die anhaltend schwache Entwicklung des Konsumgüterkonzerns zahlt. Van Bylen ist eigentlich bis Herbst 2020 gewählt, üblicherweise sind die VCI-Präsidenten aber Vorstandsvorsitzender eines wichtigen Branchenunternehmens. Sein Nachfolger soll Evonik-Chef Christian Kullmann werden, der seit 2017 Vizepräsident des Verbands ist und im März gewählt werden soll.