FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte werden zum Handelsstart am Dienstag knapp behauptet erwartet. So notiert der XDAX 0,3 Prozent tiefer bei 14.422 Punkten, auch für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,4 Prozent nach unten. Weiterhin ist mit hohen Schwankungen bei den Risiko-Assets wie Aktien zu rechnen. Die Nachrichtenlage zum Ukraine-Krieg ändert sich ständig und kann damit kaum bewertet werden. Putins Einmarsch in der Ukraine verändert die Politik in Europa und - möglicherweise - darüber hinaus. Für Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding zieht die freie Welt an einem Strang wie selten zuvor.

Die Ukrainer verteidigten die freie Welt und nicht nur ihren eigenen, nicht zur NATO gehörenden Teil Europas. Je stärker sich die Ukrainer gegen die Invasion wehrten, desto mehr schwächten sie Putins Fähigkeit, in Zukunft weitere Kriege zu führen. Mit der energischen Reaktion habe sich Deutschland wieder mit seinen Verbündeten zusammengetan. Diese Entscheidung sei spät gekommen. Da sie aber offenbar einen neuen deutschen Konsens widerspiegele, scheine sie von Dauer zu sein.


   Zweiter Blick aber auf Inflation und Wachstum 

Neben der Entwicklung in der Ukraine stehen wieder Wirtschaftsdaten zu Inflation und Wachstum im Blick. Rund um den Globus werden neue und revidierte Einkaufsmanager-Indizes (PMI) vorgelegt. In China wurden bereits der offizielle und der privat ermittelte Caixin-PMI veröffentlicht. Beide zeigten, dass die Wirtschaft Chinas wieder auf Wachstumskurs nach der Immobilienkrise gegangen ist. In den USA steht die PMI-Revision und vor allem der wichtige ISM-Index der Industrie an.

In Deutschland werden neue Inflationsdaten veröffentlicht. Die errechneten Konsensprognosen gehen von 5,1 Prozent Plus zum Vorjahr aus. Schon die Daten aus Spanien mit ihrem Sprung über die 7-Prozent-Schwelle hatten eher eine Beschleunigung der Preissteigerung gezeigt als eine Beruhigung. Die EZB dürfte im Hinblick auf ihre Geldpolitik auf den Ukraine-Krieg verweisen. Aussagen dazu werden am Nachmittag erwartet nach einem Treffen von Bundeskanzler Scholz mit EZB-Präsidentin Lagarde zur Lage der Eurozone.


   Berichtssaison überzeugt 

Die Berichtssaison nimmt wieder Fahrt auf. Die Jahreszahlen von Covestro werden in einer ersten Einschätzung als "zweifellos supergut" eingestuft, für die Aktie geht es vorbörslich um 3 Prozent nach oben. Umsatz und Marge seien im vergangenen Jahr gestiegen und die Jahresprognosen dreimal erhöht worden. Dies dürfte die Analystenschätzungen angesichts auch der gestiegenen Inputkosten etwas zu blauäugig gemacht haben und die Erwartungen nach oben ins unrealistische getrieben haben. Ein Diskussionspunkt unter Analysten sei ohnehin, ob die Margenstärke nachhaltig aufrechtzuerhalten sei. Daher dürfte zunächst belasten, dass Covestro für 2022 mit einem EBITDA-Rückgang auf 2,5 bis 3,0 Milliarden Euro nach 3,09 Milliarden Euro im Vorjahr rechnet.

Bayer (+1,3%) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz deutlichen Wachstums weniger verdient. Der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) ging um 2,5 Prozent auf 11,18 Milliarden Euro zurück, die entsprechende Marge fiel um 2,3 Prozentpunkte auf 25,4 Prozent. Rückläufige Gewinne im Pharmageschäft zehrten die Verbesserung im Geschäft mit Gesundheitsprodukten und verschreibungsfreien Arzneimitteln und bei Saatgütern sowie Pflanzenschutzmitteln auf. "Die angepasste Konzernprognose haben wir nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen", sagte Vorstandschef Werner Baumann. "Was besonders erfreulich ist: Alle drei Divisionen sind 2021 dynamisch gewachsen - und darüber hinaus stärker als der jeweilige Markt."

Für die Aktie von Linde geht es um 1,2 Prozent nach oben. Die Verdoppelung des Aktienrückkaufs von 5 auf 10 Milliarden Dollar und die Dividendenerhöhung werden hier positiv gesehen.

Bei Hellofresh seien die Konsenserwartungen erreicht worden, missfallen könnte die gesunkene Marge, was aber auch avisiert worden war, heißt es im Handel. Bei Zalando sei interessant, wie der unveränderte Gewinnausblick auf 2022 aufgenommen werde. Denn der Online-Händler erwarte ein bereinigtes EBIT in der Spanne zwischen 430 und 510 Millionen Euro. Deren Mittelwert 470 Millionen Euro sei identisch mit den 468,4 Millionen Euro aus dem vergangenen Jahr.

Die Aktie von Flatexdegiro wird etwas leichter gesehen. Die gemeldeten Umsatzzahlen stufen die Jefferies-Analysten als über dem Konsens liegend ein. Allerdings hätten die Marketing-Ausgaben im Schlussquartal die Marge belastet. Hier verweisen die Analysten auf die im November 2021 vorgenommenen Gebührenänderung des Online-Brokers. Das positive operative Ergebnis deute darauf hin, dass der operative Leverage der Plattform noch unterschätzt werde. Die neue Gebührenstruktur habe bereits zu höheren Einnahmen pro Transaktion geführt.


=== 
DEVISEN          zuletzt      +/- %   0:00 Uhr  Mo, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,1215      -0,0%     1,1220         1,1244   -1,4% 
EUR/JPY           129,00      -0,0%     129,04         129,64   -1,4% 
EUR/CHF           1,0287      -0,0%     1,0905         1,0326   -0,9% 
EUR/GBP           0,8347      -0,1%     0,8359         0,8382   -0,7% 
USD/JPY           115,03      +0,0%     115,01         115,26   -0,1% 
GBP/USD           1,3435      +0,1%     1,3422         1,3417   -0,7% 
USD/CNH           6,3144      +0,0%     6,3130         6,3120   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD        43.502,41      +0,9%  43.134,96      41.149,96   -5,9% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settl.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          97,48      95,72      +1,8%           1,76  +30,9% 
Brent/ICE          99,97      97,97      +2,0%           2,00  +29,7% 
 
METALLE          zuletzt     Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.907,30   1.909,02      -0,1%          -1,73   +4,3% 
Silber (Spot)      24,45      24,41      +0,2%          +0,04   +4,9% 
Platin (Spot)   1.053,05   1.047,95      +0,5%          +5,10   +8,5% 
Kupfer-Future       4,51       4,44      +1,4%          +0,06   +1,0% 
=== 

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

March 01, 2022 02:28 ET (07:28 GMT)