(neu: Kurs, Analysten und mehr Details)

FRANKFURT/AMSTERDAM (dpa-AFX Broker) - Die zuletzt wilde Achterbahnfahrt der Aktien von Covestro hat sich am Mittwoch fortgesetzt. Nachdem die Papiere des Kunststoffkonzerns noch Mitte September von Übernahmespekulationen beflügelt worden waren, jagte nun ein eigener Milliarden-Zukauf den Anlegern einen Schrecken ein. Die Anteilsscheine fielen bis zum frühen Nachmittag um rund acht Prozent auf gut 42 Euro und waren damit das klare Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax. Dieser gab zuletzt um ein halbes Prozent nach.

Covestro will seinen kleinsten Geschäftsbereich für Lacke, Klebstoffe und Spezialprodukte mit einem milliardenschweren Zukauf stärken. Dafür ist das Unternehmen bereit, dem niederländischen Chemiekonzern Royal DSM für dessen Geschäftsbereich mit nachhaltigen Beschichtungsharzen 1,61 Milliarden Euro auf den Tisch zu legen. Der Konzern erhofft sich erhebliches Wachstumspotenzial.

An der Börse reagierten die Anleger auf den angekündigten Deal allerdings verschnupft. "Die Übernahme erscheint auf den ersten Blick teuer", erklärte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Der Branchenexperte verwies allerdings auch auf die von Covestro angeführten hohe Synergien, die die Bewertung deutlich senkten. Mayer rechnete daher nach einer ersten negativen Kursreaktion durchaus mit einer Erholung des Kurses.

Analyst Thorsten Strauß von der Landesbank NordLB schrieb: "Strategisch macht die Transaktion durchaus Sinn, da sie zur Diversifikation der Abnehmerindustrien, einer breiteren geografischen Abdeckung und einer Stärkung der Geschäfte in Wachstumsbereichen beiträgt." Der Kaufpreis, der sich im Durchschnitt ähnlicher Transaktionen in der Chemiebranche bewege, erscheine angemessen. Die negative Reaktion an der Börse auf die Übernahme-Meldung hält Strauß für stark übertrieben, wenngleich die Aussicht auf eine Kapitalerhöhung zur Teilfinanzierung des Vorhabens belasten dürfte.

Mitte September waren die Covestro-Aktien auf das bisherige Jahreshoch bei knapp 49 Euro geschnellt, nachdem Spekulationen über ein Interesse des Finanzinvestors Apollo am Konzern die Runde gemacht hatten. Nach dem Kursrutsch zur Wochenmitte nun notieren die Anteilsscheine wieder auf dem Niveau von Anfang September.

Der coronabedingte Einbruch des Gesamtmarktes hatte die Papiere von Covestro Mitte März auf ein Rekordtief von 23,54 Euro gedrückt. Die folgende Erholung hat die Anteilsscheine bereits Ende August wieder über den Stand kurz vor der Eskalation der Virus-Krise Ende Februar gehievt. Das Anfang 2018 erreichte Rekordhoch von fast 96 Euro aber liegt noch in weiter Ferne.

Aus charttechnischer Sicht hat sich die Lage für die Covestro-Aktien kurzfristig wieder eingetrübt, da der Kursrutsch zur Wochenmitte die Papiere unter die 21-Tage-Linie drückte. In der mittel- und vor allem langfristigen Betrachtung aber werden die Anteilsscheine immer noch von den 50- und 200-Tage-Linien gut unterstützt.

Die Anleger von Royal DSM reagierten derweil erfreut: Die Aktien waren im frühen Handel auf ein Rekordhoch von gut 142 Euro geklettert und standen zuletzt als klarer Spitzenreiter im niederländischen Leitindex AEX mehr als vier Prozent höher. Laut Analystin Theodora Lee Joseph von der US-Investmentbank Goldman Sachs passt der Deal zur jüngst verkündeten Strategie von Royal DSM./la/ag/jha/

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