Dublin (awp) - Beim Biopharmaunternehmen Cosmo läuft die Produktion trotz der Coronapandemie rund. "Wir mussten nie die strategischen Reserven an Roh-, Zwischen- und Wirkstoffen anzapfen", sagte Firmenchef Alessandro Della Chà am Mittwoch in einem Interview mit dem Wirtschaftsportal "The Market".

Auf die klinische Entwicklung habe das Coronavirus jedoch einen Einfluss. Es verzögere einzelne Entwicklungsprogramme, sagte Della Chà: "Aber das spüren wir nicht stärker als alle anderen Pharmaunternehmen."

An der Ankündigung anlässlich der Präsentation der Jahresergebnisse, dass Cosmo 2020 wieder einen operativen Gewinn schreiben werde, hält der CEO fest: "Ich kann diese Zielvorgabe bestätigen."

Konkurrenz weniger stark als befürchtet

Bei den wichtigsten Umsatzträgern von Cosmo, Lialda und Uceris, spüre man die Konkurrenz durch Generika in den USA weniger als erwartet. Lialda verkaufe sich in den USA ungeachtet der Nachahmermedikamente sehr gut. Der Umsatz steige sogar, denn in vielen Fällen funktioniere das Generikum weniger gut als das Original, sagte Della Chà.

In Europa seien die Verkäufe von Lialda zudem relativ stabil, und in Japan würden sie stark steigen. "Bei Uceris sehen wir in den USA einen relativ stabilen Umsatz, auch nach dem Markteintritt der Generika. Im Rest der Welt wächst Uceris zudem leicht", sagte der Cosmo-Chef.

Beim Darmfärbemittel Methylenblau MMX rechnet Della Chà nicht mit erneuten Querschüssen durch die US-Zulassungsbehörde FDA: "Ich denke nicht, dass uns die Behörde erneut blockieren wird. Sobald wir das Feedback von ihr haben, beginnen wir mit der Studie."

Die US-Arzneimittelbehörde hatte 2018 plötzlich eine zweite Studie gefordert, obwohl Cosmo laut Della Chà eine Übereinkunft hatte, dass eine Studie für die Zulassung von Methylenblau MMX reicht. "Hätte sie das von Anfang an gesagt, hätten wir zwei Studien parallel laufen lassen."

Umsätze erst nach Corona

Das Darmpolypen-Erkennungsgerät GI Genius dürfte den ersten Erlös erst nach der Pandemie einbringen. "Wir müssen zuerst über die aktuelle Coronawelle hinauskommen. Erst danach kann Medtronic den Vertrieb des Produkts wieder aufnehmen", sagte der Cosmo-Chef. Das Umsatzpotenzial GI Genius liege bei vollständiger Marktpenetration bei 720 Millionen Dollar.

GI Genius koste pro Eingriff nur etwa 20 Dollar, während die gesamte Koloskopie mit mehr als 2'000 Dollar zu Buche schlage. Der Kostenanteil sei also gering. Die Strategie von Vertriebspartner Medtronic sei daher, zu gegebener Zeit den Preis zu erhöhen. "Das führt später zu weiterem Potenzial", sagte Della Chà.

Wie hoch der Gewinnanteil von Cosmo daran sei, dürfe er nicht sagen. "Doch wir werden schliesslich einen Reingewinn von 20 Prozent auf dem Umsatz erzielen, den Medtronic mit GI Genius generiert", sagte Della Chà.

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