Frankfurt (Reuters) - Nach dem Ausstieg mehrerer Großaktionäre und dem Rücktritt des gesamten Aufsichtsrats sind Anleger der Immobilienfirma Corestate in Aufruhr.

Die Aktien des SDax-Unternehmens brachen am Montag um mehr als sieben Prozent auf 17,12 Euro ein, lagen damit aber immer noch 40 Prozent über dem Niveau von Ende Oktober. Der neue Aufsichtsratschef Friedrich Munsberg kündigte im Gespräch mit Reuters Veränderungen in bestimmten Geschäftsbereichen an und sprach von "strategischer Weiterentwicklung". Helfen soll der neue Großinvestor Vestigo Immobilien Investments, der 9,9 Prozent der Anteile hält.

Am Wochenende waren überraschend alle fünf Aufsichtsräte zurückgetreten, nachdem die bisherigen Aktionäre Norbert Ketterer, Sandra Ketterer und Yannick Heller nach Angaben des Konzerns nahezu alle ihre Aktien an verschiedene Investoren verkauft hatten. Laut der Internetseite von Corestate hielten die drei zusammen rund ein Viertel der Anteile. Wer nach dem Einstieg von Vestigo die restlichen rund 15 Prozent hält, ist bislang nicht bekannt. Auch ob das bisherige Management an Bord bleibt, ist offen.

Munsberg sagte, derzeit würden Gespräche geführt. "Unsere wichtigste Aufgabe ist eine geordnete Situation auf Management-Ebene." Der neue Ankeraktionär verfüge über viel Erfahrung in den Bereichen, in denen Corestate tätig sei, und über eine große Finanzierungskraft. "Unabhängig von der aktuell schwieriegen Situation durch die Corona-Pandemie ist Corestate in einer guten Verfassung und verfügt über eine gute Plattform und Strategie." Verbesserungspotenzial gebe es bei der Verknüpfung von Sparten.

Vestigo investiert vor allem in den Bereichen erneuerbare Energien, Immobilien, Infrastruktur und Gastgewerbe. Über die Brookline Real Estate hält die Gesellschaft 83,1 Prozent an dem Wohnungsunternehmen Accentro, das sich auf Privatisierungen spezialisiert hat.

Im Frühjahr hatte Corestate wegen der Corona-Krise seine Prognosen für 2020 gesenkt. Statt eines bereinigten Ergebnisses von bis zu 155 Millionen Euro strebt das Unternehmen nur noch 25 Millionen bis 50 Millionen Euro an. Die Schulden beliefen sich Ende September auf 449 Millionen Euro. Nach neun Monaten stand ein Konzernergebnis von 20,8 (Vorjahreszeitraum: 67,6) Millionen Euro zu Buche. Corestate ist auf Immobilien im Wohn-, Büro- und Einzelhandelsbereich fokussiert.