FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger von Continental haben am Donnerstag euphorisch auf einen Pressebericht über eine mögliche Aufspaltung reagiert. Bis zum Nachmittag bauten die Titel des Autozulieferers die Gewinne auf 5,2 Prozent aus. Durch den Kurssprung lagen die Conti-Aktien wieder knapp über der zuletzt umkämpften 50-Tage-Linie. Diese ist ein beliebter mittelfristiger technischer Indikator.

Um die Spitzenposition im Dax lieferten sich die Continental-Aktien ein Rennen mit dem Energiekonzern RWE, der den Ausblick 2022 erhöht hatte. Mit dem Anstieg wurden Conti-Papiere zu einem Zugpferd für die ganze Automobilbranche. Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts war zuletzt mit einem Plus von 1,2 Prozent führend in der Sektorwertung.

Es gebe einen Plan zur Aufspaltung des Konzerns in mindestens vier eigenständige Teilbereiche, berichtete das "Manager-Magazin" am Donnerstag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Dem Bericht zufolge befasst sich Chefaufseher Wolfgang Reitzle mit einem deutlich größeren Wurf als zuletzt spekuliert, da es in anderen Berichten bislang nur hieß, es werde über eine Abspaltung der Geschäfte für das autonome Fahren nachgedacht.

Demnach könnten auch die Sparten Automotive, Reifen und ContiTech separiert werden, um den Wert der einzelnen Sparten für Investoren sichtbarer zu machen. Dieser wäre, so das in dem Artikel erwähnte Szenario, insgesamt mindestens doppelt so hoch wie Continental in seiner bisherigen Form. Aktuell beträgt der Börsenwert des Dax-Konzerns etwa 18 Milliarden Euro.

Wie der Jefferies-Experte Sascha Gommel in einer ersten Reaktion schrieb, ist die Debatte über den Wert der einzelnen Teile für den Aktienkurs positiv zu sehen. Laut dem Analysten wird die Kursentwicklung bislang nämlich vom besonders schwachen Autozuliefergeschäft dominiert, während die starken Resultate im Reifengeschäft und von ContiTech ignoriert würden. Er hielt an seiner Kaufempfehlung fest mit einem Kursziel von 125 Euro, das mehr als ein Drittel über dem aktuellen Kursniveau liegt.

Ein Händler verwies allerdings darauf, dass Abspaltungen nicht allein die Antwort auf die Probleme sein können, auch wenn sie strategisch vielversprechend erscheinen. Er verwies dabei auf den Spin-Off-Börsengang der ehemaligen Antriebstechnik-Sparte unter dem Namen Vitesco, der bislang für Anleger kein gutes Geschäft war. Der erste Kurs hatte im September bei knapp 60 Euro gelegen, zuletzt wurden die mittlerweile im SDax enthaltenen Papiere mit 43,25 Euro deutlich darunter gehandelt. Am Donnerstag allerdings profitierten Vitesco auch von den Branchenspekulationen, indem sie um fast drei Prozent stiegen.

Im deutschen Sektorumfeld fallen die Aktien von Continental in diesem Jahr bislang deutlich ab. Während die Autobauer BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen bei Anlegern zuletzt als Substanzwerte gefragt waren und zwischen 4,7 und 14,3 Prozent zugelegt haben, liegt die Aktie des Zulieferers aktuell noch 1,3 Prozent unter ihrem Wert zum Jahreswechsel. Ende Januar wurden sie mit 82,36 Euro noch auf dem niedrigsten Niveau seit November 2020 gehandelt./tih/men/jha/