(Im 3. Absatz, 2. Satz wurde korrigiert: "von 100 Euro Umsatz".)

HANNOVER (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental profitiert wie die Autobauer auch von der Branchenerholung auf den Weltmärkten. Im ersten Quartal schnitt der Dax-Konzern laut vorläufigen Zahlen nicht nur besser ab als in dem arg von der Corona-Pandemie belasteten Vorjahresquartal, sondern übertraf auch die Erwartungen von Analysten. Das Geschäft mit der Autozulieferung stockt zwar noch etwas, aber bei Reifen und Kunststofftechnik ging es schon wieder klar aufwärts. Vor allem die deutlichen Fortschritte bei der Profitabilität verhalfen der Conti-Aktie am Freitag zum Sprung an die Dax-Spitze.

Der Konzernumsatz legte im ersten Quartal insgesamt von 9,9 Milliarden Euro auf 10,3 Milliarden zu, wie der Dax-Konzern in Hannover mitteilte. Wechselkursschwankungen und Zu- wie Verkäufe von Unternehmensteilen ausgeklammert legte Conti um 8,6 Prozent zu.

Die um Sonderposten bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern belief sich auf 8,1 Prozent und lag damit deutlich über den Schätzungen von Analysten. Im Vorjahresquartal hatte Conti von 100 Euro Umsatz im Schnitt nur 4,40 Euro als Betriebsgewinn einbehalten können. An der operativen Marge misst Conti seinen Erfolg im laufenden Geschäft.

Die Continental-Aktie setzte sich nach der Vorlage der Zahlen an die Spitze im deutschen Leitindex. Das Papier gewann am Nachmittag 2,7 Prozent auf 119,52 Euro. Der Kurs konnte zwar wie die gesamte Branche seit Anfang November mit der generellen Impfhoffnung an den Börsen sowie der besseren Branchenlage zulegen - Ende Oktober notierte er noch um die 90 Euro. Allerdings pendelt die Aktie seitdem auch schon seit geraumer Zeit um die Marke von 120 Euro.

Jefferies-Analyst Sascha Gommel sprach von einem starken Abschneiden quer durch alle Geschäftsbereiche. Zwar habe Conti die Prognose nur bestätigt - aber eine Anhebung des Ausblicks sei wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Durchweg habe Conti die Erwartungen geschlagen, schrieb Goldman-Sachs-Experte George Galliers. Die Firmen der Zulieferbranche könnten mit dem Gegenwind höherer Rohstoffkosten sowie mit Produktionsunterbrechungen wohl besser umgehen als gedacht. Die Schätzungen von Experten am Markt dürften bei Contis operativem Ergebnis nun um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz steigen.

Contis Umsatz mit Elektronik, Bremsen und anderen Komponenten für die Autoindustrie jenseits des Antriebsstrangs wuchs aus eigener Kraft um 3,4 Prozent. Doch unter anderem der starke Euro sorgte dafür, dass von dem Wachstum nominell nichts mehr übrigblieb und der Erlös leicht zurückging. Doch wegen Kosteneinsparungen legte auch bei den Autoteilen die Marge zu.

Das aus der angestammten Autozuliefersparte herausgelöste Geschäft mit Antriebstechnik für Verbrenner und Elektroautos konnte beim Umsatz klar zulegen und wuchs um 12,8 Prozent, wenn Wechselkurse und Zu- wie Verkäufe herausgerechnet werden. Auch die Profitabilität verbesserte sich spürbar. Conti will die Sparte unter dem Namen Vitesco noch in diesem Jahr via eines sogenannten Spin-Offs komplett abspalten. Die neuen Aktien von Vitesco werden dann einfach den Conti-Aktionären ins Depot gebucht.

Wie schon seit Jahren ist der echte Gewinnbringer bei den Hannoveranern aber das Geschäft mit Reifen. In der Sparte mit den Pneus und der Kunststofftechnik legten die Erlöse um fast 7 Prozent zu - aus eigener Kraft sogar um fast 12 Prozent. Die operative Marge kletterte um nahezu 5 Prozentpunkte auf 14,5 Prozent.

Weil der Konzern im ersten Quartal nur 2,8 Prozent vom Umsatz ins Geschäft investierte, lag auch der Zufluss an freien Finanzmitteln (Free Cashflow) mit 670 Millionen Euro deutlich höher als vor einem Jahr mit 87 Millionen Euro. Dabei sind Zahlungen für Zu- und Verkäufe sowie die Vitesco-Abspaltung nicht eingerechnet. Conti rechnet aber weiter damit, dass die Investitionen über das Jahr wieder das Niveau von rund 7 Prozent des Umsatz erreichen.

Conti verwies auf zahlreiche Risiken, die weiter aufs Geschäft drücken könnten, darunter der Halbleitermangel, die Covid-19-Pandemie und auch steigende Rohmaterialkosten. Den Ausblick auf das laufende Jahr bestätigte der Konzern unter diesen Rahmenbedingungen. Details zur Geschäftsentwicklung wie den Nettogewinn legen die Niedersachsen am 6. Mai mit dem Zwischenbericht vor./men/mis/jha/