FRANKFURT (Dow Jones)--Die Autozulieferer Bosch und Continental warnen Medienberichten zufolge Auto-Hersteller wie Daimler, BMW und Volkswagen vor einem Alleingang bei der Entwicklung von Software-Betriebssystemen für Autos.

"Ich halte es nicht für sinnvoll, dass jeder diese Aufgabe alleine angeht. Das wäre extrem unwirtschaftlich", sagte Bosch-Geschäftsführer Harald Kröger der Automobilwoche in einem Interview.

Auch Continental-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle sagte dem Spiegel: "Es ist ein historischer Fehler, wenn jeder Hersteller versucht, seine eigene Software-Plattform zu entwickeln." Den kriselnden Autozulieferer Continental will er künftig konsequent auf Software-Entwicklung ausrichten.

Reitzle zufolge habe die Autoindustrie nur mit einem gemeinsamen Kraftakt noch eine Chance gegen Tesla. Den US-Rivalen hätten die hiesigen Hersteller viel zu lange unterschätzt. Die Deutschen hätten Reitzle zufolge zu lange den Fehler gemacht, "Spaltmaße und Haptik zu vergleichen, anstatt Teslas Autos als das zu begreifen, was sie wirklich sind: rollende Datensammelplattformen". In einigen Jahren werde es weltweit nur noch drei oder vier Betriebssysteme fürs Auto geben, prognostiziert der Conti-Chefaufseher. Er plädiert für eine "standardisierte, europäische Plattform".

Die Autohersteller hingegen haben sich laut Spiegel von früheren Plänen für eine Zusammenarbeit bei der Software-Entwicklung weitgehend verabschiedet.

"Wir müssen es jetzt erst mal schaffen, ein einheitliches Betriebssystem für unsere eigenen 12 Konzernmarken zu schaffen", sagte Markus Duesmann, Audi-Chef und VW-Entwicklungsvorstand, dem Spiegel, "das ist schon kompliziert genug". Erst wenn das konzernweite Betriebssystem stehe, voraussichtlich 2024, könne man über Partnerschaften noch einmal nachdenken. Auch BMW sucht sein Heil im Alleingang. "Software gehört ins Herz des Unternehmens", sagte der neue BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber dem Spiegel, sie müsse eng an die Entwicklung der Hardware gekoppelt sein.

Dank steigender Ausstattungsquoten und dem Trend zur Fahrerassistenz will Bosch mit seiner neu geschaffenen Einheit Cross-Domain Computing Solutions jährlich zweistellig wachsen, sagte Kröger. "Wir haben gesagt, dass bereits Aufträge im mittleren bis höheren einstelligen Milliardenbereich vorliegen. Aber klar ist, dass der Bereich einmal in der gleichen Liga spielen soll wie unsere Antriebstechnik, und die ist heute der größte Bereich in der Mobilitätssparte", unterstrich Kröger.

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January 10, 2021 11:05 ET (16:05 GMT)