(Neu: Commerzbank-Einschätzung, Aufbau geändert, Kursrutsch)

KOBLENZ (dpa-AFX) - Die Nachfrage nach IT-Lösungen für das Gesundheitswesen und Übernahmen haben den Software-Anbieter Compugroup zum Jahresstart angetrieben. Wie bereits vom Management angekündigt bremsten allerdings höhere Investitionen das Gewinnwachstum. An der Börse geriet das Papier am Donnerstag kräftig unter Beschuss.

Der Druck auf die Marge - also auf den Anteil, der vom Umsatz als Gewinn hängen bleibt - dürfte bei der Compugroup auch im zweiten Quartal andauern, schätzt Analyst Florian Treisch von der Commerzbank laut einer Studie. Allerdings sollte es danach besser werden und die positiven Folgen der aktuell höheren Investitionen des Unternehmens besser erkennbar werden. Die hohen Kursverluste hält der Analyst daher für übertrieben.

Compugroup hatte bereits eine eher gedämpfte Gewinnentwicklung für 2021 in Aussicht gestellt: In diesem Jahr fließt viel Geld in neue Technologien und in den Vertrieb, um die Wachstumsmöglichkeiten durch die Digitalisierung des Gesundheitssystems nutzen zu können. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) legte daher im ersten Quartal im Jahresvergleich mit plus sieben Prozent auf 46,5 Millionen Euro nicht ganz so deutlich zu wie die Erlöse, übertraf aber die durchschnittliche Analystenschätzung.

Der Umsatz stieg zum Jahresstart laut einer Mitteilung vom Donnerstag indes um ein Viertel auf 229 Millionen Euro. Das lag vor allem am Kauf von Teilen des Europa-Geschäfts für Krankenhaus-Informationssysteme von Cerner sowie an der Übernahme des texanischen Anbieters von Arztinformationssystemen eMDs im vergangenen Jahr. Aus eigener Kraft, also Übernahmen ausgeklammert, lag das Plus bei knapp fünf Prozent - und damit eher am unteren Ende des vom Management ausgegebenen Jahresziels von vier bis acht Prozent.

Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre mit knapp elf Millionen Euro wegen höherer Abschreibungen sogar weniger Gewinn als vor einem Jahr.

Als abgeschlagenes Schlusslicht im MDax sackten die Papiere am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit April 2020 ab. Zuletzt ging es noch um gut zwölf Prozent auf 64,30 Euro nach unten. Ohnehin schwankt das Compugroup-Papiere stark. Zu Beginn der Corona-Krise vor einem Jahr war es bis auf unter 47 Euro eingebrochen, bis November ging es dann auf ein Rekordhoch über 85 Euro nach oben.

Commerzbank-Analyst Treisch sieht den Kurseinbruch als Kaufgelegenheit und stufte die Papiere bei einem unveränderten Kursziel von 80 Euro von "Hold" auf "Buy" hoch. Zwar könnten kurzfristig Kurstreiber fehlen, mittelfristig sollte sich das aber ändern, glaubt der Experte. Das Unternehmen sollte von Wandel hin zu einer mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie von der starken Pipeline möglicher Geschäfte mit Krankenhäusern profitieren.

Das Jahresziel, 2021 die Umsatzmilliarde zu knacken, bekräftigte der seit Jahresanfang amtierende Compugroup-Chef Dirk Wössner. Das operative Ergebnis sieht er weiterhin zwischen 210 und 230 Millionen Euro. Während das beim Umsatz ein Anstieg um mindestens rund einem Fünftel wäre, wäre es beim operativen Ergebnis bestenfalls ein kleines Plus./mis/nas/tav