Genf (awp) - Der Luxusgüterkonzern Richemont hat 2016/17 (per Ende März) weniger Umsatz erzielt und deutlich weniger verdient. Das Geschäftsjahr war von einer rückläufigen Nachfrage nach Uhren und Schmuck geprägt. Zudem belastete etwa der Rückkauf von Uhren aus den Lagern der Händler die Ergebnisse. Seit einigen Monaten scheint sich das Marktumfeld allerdings aufzuhellen.

Der Umsatz sank im Gesamtjahr sowohl in der Berichtswährung Euro als auch in Lokalwährungen um 4% auf 10,6 Mrd EUR. Ohne die Rückkäufe vor allem von Cartier-Uhren wäre der Umsatz währungsbereinigt um 2% zurückgegangen, teilte die Gruppe am Freitag mit. Zum Halbjahr wurde noch ein Umsatzrückgang in Lokalwährungen von 12% gemeldet.

UHRENRÜCKKÄUFE BELASTEN

Der operative Gewinn brach um 14% auf 1,76 Mrd EUR ein, woraus sich eine operative Marge von noch 16,6% nach 18,6% im Vorjahr ergibt. Dabei wurden die Kosten für die Uhrenrückkäufe durch einen Immobiliengewinn nur teilweise aufgefangen. Ohne Sonderfaktoren errechnet sich eine Marge von 17,6%.

Unter dem Strich nahm der Gewinn auf 1,21 Mrd EUR von zuvor 2,23 Mrd ab. Hier hatte 2015/16 allerdings die Fusion des Onlineportals Net-a-Porter mit dem italienischen Modehändler Yoox einen einmaligen Buchgewinn in Höhe von 639 Mio ausgelöst. Ausserdem hätten im abgelaufenen Jahr höhere Finanzkosten auf das Ergebnis gedrückt, hiess es.

Besonders stark sind die Verkäufe in Europa (-8% in LW) zurückgegangen, wobei Frankreich und die Schweiz die deutlichsten Rückgänge verzeichneten und Grossbritannien dank des schwachen Pfunds zweistellig gewachsen ist. In Japan nahm der Umsatz um 12% ab, während sich die Region Asien Pazifik von Festlandchina, Korea und Macau getragen seitwärts entwickelte. In Amerika wuchs Richemont um 2%.

SCHMUCK GLÄNZT WEITERHIN

Im schwierigen Umfeld haben sich die Schmuckhäuser Cartier und Van Cleef&Arpels gut gehalten: Der Umsatz sank lediglich um 2% auf 5,93 Mrd EUR und mit 28,4% (VJ 31,3) konnte die operative Marge auf einem hohen Niveau gehalten werden. Anders präsentiert sich die Lage bei den Uhren mit Marken wie IWC, Piaget, oder Jaeger LeCoultre. Dort nahm der Umsatz um 11% auf 2,88 Mio ab, während sich die Marge auf 7,8% halbierte.

Dem Segment Others (Montblanc, Alfred Dunhill, Chloé etc.) ist auf Stufe EBIT dank Restrukturierungen mit 110 Mio die Rückkehr in die Gewinnzone geglückt. Im Vorjahr hatte noch ein EBIT-Verlust von 94 Mio resultiert.

DIVIDENDE HÖHER

Die Netto-Cash-Position erhöhte sich in der Berichtsperiode um 452 Mio EUR auf 5,79 Mrd. Den Aktionären schlägt der Verwaltungsrat die Ausschüttung einer um 10 Rappen auf 1,80 CHF je Titel erhöhte Dividende vor. Zudem startet Richemont ein neues über drei Jahre laufendes Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu 10 Mio. Im Rahmen des alten, nun abgeschlossenen Programms hatte man insgesamt 5,18 Mio "A"-Aktien respektive 0,9% des Kapitals erworben.

An der Generalversammlung im September sollen die Aktionäre zudem Clay Brendish, Nikesh Arora, Anton Rupert - Sohn des VR-Präsidenten Johann Rupert - sowie Keyu Jin und Vesna Nevestic in den VR wählen. Anton Rupert werde sein Know-how in den Bereichen Digital Marketing und c-Commerce einbringen und auch die Verbindung des kontrollierenden Aktionärs mit dem Management sicherstellen. Die Rupert-Familie hält gut 9% des Kapitals und verfügt über die Hälfte der Stimmen.

ZURÜCKHALTENDER AUSBLICK

Mit Blick in die Zukunft äusserte sich Johann Rupert zurückhaltend und verwies dabei auf die anhaltende Volatilität und die Unsicherheiten, die das Marktumfeld weiterhin prägen werden. Immerhin sei man im zweiten Halbjahr 16/17 in den USA, dem grössten Ländermarkt, zu Wachstum zurückgekehrt und in Festlandchina, Korea, Macau oder Grossbritannien habe die Gruppe starkes Wachstum verzeichnet. Nach wie vor glaubt Rupert aber an die langfristig guten Aussichten für Produkte mit hoher Qualität.

An der Börse brechen die Richemont-Aktien in einem seitwärts tendierenden Gesamtmarkt bis um 10.35 Uhr um 6,2% auf 80,60 CHF ein und im Sog davon verlieren auch Swatch 4,3%. Am Markt ist von einem durchzogenen Abschluss und von Gewinnmitnahmen nach der starken Performance der vergangenen Monaten die Rede.

mk/cf