Zürich (awp) - Die Aktien des Uhren- und Schmuckkonzerns Richemont sind gut in die neue Börsenwoche gestartet. Eine positive Branchenstudie aus dem Hause Bernstein und erneut aufkeimende Übernahmefantasien treiben den Kurs in einem seitwärts tendierenden Gesamtmarkt nach oben. Swatch tendieren dagegen etwas schwächer.

Gegen 10.40 Uhr rücken die Papiere der Genfer Richemont-Gruppe um 2,1 Prozent auf 91,20 Franken in die Höhe, während jene von Swatch um 0,2 Prozent auf 276 Franken nachgeben. Der Gesamtmarkt notiert derweil gemessen am Leitindex SMI mit 0,1 Prozent tiefer.

Rückenwind dürften den Richemont-Aktien aufkeimende Übernahmefantasien geben. Laut einem Artikel auf dem Branchenblog "Miss Tweed" habe der französische Luxusgüterriese Kering mit der Vorzeigemarke Gucci im Januar eine informelle Übernahmeofferte an die Adresse von Richemont gerichtet. Laut Insidern sei dieser Antrag jedoch abgelehnt worden, heisst es im Blog-Beitrag weiter.

Im Handel wird seit längerem darüber spekuliert, ob Richemont in einem grossen Gruppenverbund wie Kering oder der weltweit grössten Luxusgruppe LVMH Anschluss finden könnte. Seit LVMH den US-Juwelier Tiffany übernommen hat, steht Kering den Experten zufolge in der Pole-Position. Allerdings hatte sich Richemont-Präsident und Haupteigner Johann Rupert noch im November an einer Medienkonferenz klar gegen einen Verkauf der Gruppe ausgesprochen.

Positiv dürfte am Markt auch eine Studie des Instituts Bernstein aufgenommen werden. Der in Branchenkreisen bekannte Analyst Luca Solca hat sowohl die Titel von Richemont als auch jene von Swatch auf "Outperform" von zuvor "Marketperform" hochgestuft. Dabei gilt für Richemont neu ein Kursziel von 116 Franken (bisher: 90 Fr.) und für die Inhaberpapiere von Swatch von 353 Franken (260 Fr.).

Solca begründet den Meinungsumschwung mit der aufgehellten Situation am Luxusgütermarkt. Mit dem Ausrollen der Impfprogramme rund um den Globus sehe die Branche in der Coronakrise langsam Licht am Ende des Tunnels, schreibt Solca. Auch hätten sich die schlimmsten Befürchtungen der Anleger nicht bewahrheitet und die Luxusgüter hätten sich in der Krise relativ robust gezeigt.

Tatsächlich scheint sich der Uhrenmarkt vom Einbruch vor rund einem Jahr Schritt für Schritt zu erholen. Damals hatten Shop-Schliessungen, der Einbruch im für die Branche wichtigen Tourismus und die Sorge vor einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise die Umsätze mit Uhren schrumpfen lassen. Doch davon haben sich ab Mitte des letzten Jahres zunächst die asiatischen Märkte angeführt von China und zuletzt auch das Geschäft in den USA erholt gezeigt.

Das aktuell günstige Umfeld dürfte bis weit ins 2022 anhalten und damit sollten sich auch die operativen Gewinnmargen sowohl bei Richemont als auch bei Swatch wieder erholen, glaubt Solca. Eine Belebung des Uhrengeschäfts erwartet er vor allem im Grosshandelskanal, wo eine Erholung üblicherweise erst zeitverzögert eintrete.

mk/yr