Zürich (awp) - Der Luxusgüterkonzern Richemont publiziert am Freitag, 18. Mai, das Geschäftsergebnis 2017/18 (per 31. März). Zum AWP-Konsens haben insgesamt siebzehn Analysten beigetragen.

2017/18E
(in Mio Euro)             AWP-Konsens   2016/17A   

Umsatz                      11'189       10'647        
EBIT                         2'108        1'764        
Reingewinn                   1'735        1'210       

Dividende/Aktie (in Fr.)      1,90         1,80     

FOKUS: Das Marktumfeld für Luxusgüterhersteller hat sich in den vergangenen zwölf Monaten aufgehellt, wovon auch die Genfer Gruppe Richemont im Geschäftsjahr 2017/18 profitiert hat. Zwar könnten Rückkäufe aus den Lagern von Uhrenhändlern weltweit die Entwicklung ein wenig eintrüben. Insgesamt rechnen Analysten in Lokalwährungen aber trotzdem mindestens mit einem Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich.

Unklar ist, wie stark die Lagerrückkäufe das operative Ergebnis beeinträchtigen. Das hat auch einer relativ grossen Bandbreite in den Analystenschätzungen geführt. Trotz der Belastung dürfte die operative Marge aber in grossen Schritten auf die 20-Prozent-Marke zusteuern. Die Basis dazu bildet das hochprofitable Geschäft mit Schmuck sowie die Steigerung der Profitabilität in der Uhrensparte.

Analysten erhoffen sich zudem Antworten auf die Frage, ob die zur Gruppe gehörende und kürzlich sanierte Lederwarenmarke Lancel nun verkauft wird. Im März hatte die italienische Piquadro-Gruppe ihr Interesse angemeldet. Fragen wirft überdies bei Analysten der überraschend abrupte Abgang des Chief Technology Officers Jean-Jacques Van Oosten und die möglichen Auswirkungen auf die e-Commerce-Strategie der Gruppe auf.

ZIELE: Konkrete Ziele gibt Richemont traditionell keine bekannt und auch Mitte Januar anlässlich der Publikation des Umsatzes im dritten Quartal machte das Management keine Aussagen zum Ausblick. Per Ende Dezember sass die Gruppe auf einer Netto-Cash-Position von 5,1 Milliarden Euro, was zuletzt auch Spekulationen über einen erneuten Aktienrückkauf aufkommen liess.

PRO MEMORIA: Der italienische Onlinehändler Yoox Net-a-Porter (YNAP), an dem Richemont inzwischen einen Anteil von 95 Prozent hält, weist für das erste Quartal 2018 einen Anstieg der Nettoerträge um 0,5 Prozent auf 518 Millionen Euro aus. Zu konstanten Wechselkursen, also in Lokalwährungen, betrug das Plus gar 7,9 Prozent. Die Anzahl der Bestellungen erhöhten sich auf 2,4 Millionen von 2,2 Millionen. Dabei sank der durchschnittliche Bestellwert auf 314 Euro gegenüber 343 Euro vor Jahresfrist. Die Zahl ihrer aktiven Kunden gibt Yoox Net-a-Porter mit 3,2 Millionen (VJ 3,0 Mio) an.

Nach Ablauf des (freiwillig erfolgten) Angebots zur Vollübernahme hielt Richemont Anfang Mai an YNAP einen Anteil von 94,99 Prozent. Der geforderte Mindestakzeptanz-Wert für das Angebot (90%) sei damit erfüllt, hiess es. Richemont war bereits mit rund 49 Prozent an YNAP beteiligt und hat für die ausstehenden Titel einen Preis von 38 EUR je Stammaktie geboten. Der Gesamtwert der Transaktion beläuft sich somit auf rund 2,6 Mrd EUR.

Zur Finanzierung der Übernahme hatte Richemont Mitte März eine Anleihe im Umfang von 3,75 Milliarden Euro platziert. Die Anleihe wurde in drei Tranchen ausgegeben, die in den Jahren 2026, 2030 und 2038 fällig werden.

Anfang Mai trat bei Richemont Chief Technology Officer Jean-Jacques Van Oosten zurück. Van Oosten war somit nur fünf Monate im Amt. In einer kurzen Mitteilung gab Richemont "persönliche Gründe" für den Rücktritt an. Van Oosten werde seine Karriere ausserhalb der Gruppe fortsetzen, hiess es. Jean-Jacques Van Oosten hatte den bei Richemont im Rahmen einer Reorganisation neu geschaffenen Posten des Technologiechefs Anfang Jahr angetreten. Er war auch Teil des Senior Executive Committee, also quasi der erweiterten Geschäftsleitung.

Medienberichten zufolge wurden auch bei einigen Richemont-Marken Veränderungen im Management aufgegleist. Als Leiterin von Jaeger-LeCoultre ist ab dem 1. Mai Catherine Rénier tätig. Sie wechselte von der Schmuckmarke Van Cleef&Arpels, wo sie zuletzt die Region Asien-Pazifik verantwortete, zur jurassischen Uhrenmanufaktur. Sie löste bei Jaeger-LeCoultre den Interims-CEO Geoffroy Lefebvre ab, der seinerseits die Leitung bei Baume&Mercier übernehmen soll. Der Baume&Mercier-Chef, Alain Zimmermann, soll nämlich ab Anfang Juni den Online-Vertrieb für alle Uhrenmarken aufziehen und leiten.

Die Schweizer Uhrenexporte, wovon ein Grossteil auf die bestimmenden Gruppen Swatch und Richemont entfällt, haben sich im laufenden Jahr bislang gut entwickelt. Im Monat März stieg das Exportvolumen gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,8 Prozent auf 1,67 Milliarden Franken. In den Monaten Januar und Februar legten die Exporte je um knapp 13 Prozent zu. So ergibt sich für das erste Jahresviertel 2018 ein Plus von 10 Prozent auf 5,0 Milliarden. Dies sei auf Quartalsbasis die höchste Wachstumsrate sei dem zweiten Quartal 2012, schrieb der Uhrenverband FH Ende April.

Richemont selber hatte davor im dritten Quartal 2017/18, also in den Monaten Oktober bis Dezember, den Umsatz in Lokalwährungen bereits um 7 Prozent gesteigert. Besonders stark entwickelte sich das Geschäft in der Region Asien-Pazifik (+11%), hingegen nahm der Absatz in Europa um 1 Prozent ab und in Amerika stagnierte der Umsatz.

AKTIENKURS: An der Börse haben die Richemont-Papiere von den Aufhellungen Luxusgütermarkt bislang sehr gut profitiert. Sie haben seit Jahresbeginn um mehr als 10 Prozent zugelegt, während es im Leitindex SMI um rund 4 Prozent zurückgegangen ist.

Homepage: www.richemont.com

mk/yl