Genf (awp) - Die Compagnie Financière Richemont veröffentlicht am Freitag, 10. November, die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2023/24 (bis Ende September). Insgesamt zehn Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2023/24E 

(in Mio EUR)           AWP-Konsens     H1 2022/23A   

Umsatz                    10358           9676
- Schmuck                  7012           6344
- Uhren                    2050           2043
Org. Wachstum (in %)       12,7           16,0
EBIT                       2846           2723
EBIT-Marge (in %)          27,5           28,1
Reingewinn                 2155           2105

FOKUS: Die Zeiten für den Luxussektor sind schwieriger geworden. Den Konsumenten sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche wie noch vor kurzem. Denn die hohe Inflation, gestiegene Zinsen (mit hohen Hypothekarsätzen in den USA), ein langsamer als erhofft verlaufender Aufschwung im wichtigen Markt China und Zeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung in Europa und zunehmend auch in den USA dämpfen das Geschäft. Dies dürfte auch an Richemont nicht spurlos vorübergegangen sein.

Analysten erwarten aber für das erste Halbjahr 2023/24 weiterhin ein Umsatzwachstum. Doch dieses dürfte geringer sein als zuletzt. Allerdings, dies zeigen die Zahlen der Konkurrenz, schneiden Marken mit einer starken Preissetzungsmacht und hochwertigen Produkten weiterhin gut ab. Dabei dürfte der Bereich Schmuck (mit Cartier und Van Cleef & Arpels) wiederum besser gelaufen sein als die Uhrenmarken.

Auf Stufe Gewinn dürfte Richemont deutlich in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt sein. In der Vorjahresperiode hatte ein milliardenschwerer Goodwill-Abschreiber im Zusammenhang mit dem Verkauf der Online-Tochter YOOX-NET-A-PORTER (YNAP) noch für einen hohen Verlust gesorgt. Bei den fortgeführten Aktivitäten ergab sich dagegen im Vorjahr ein Gewinn von 2,1 Milliarden Euro.

Am Markt dürften jegliche Aussagen des Unternehmens zur Entwicklung im Grossraum China und über die Konsumfreudigkeit der chinesischen Touristen grosse Aufmerksamkeit erhalten. Analysten hoffen auch auf ein Update zur Transaktion im Online-Geschäft zwischen Farfetch und YNAP, die kürzlich die kartellrechtlichen Genehmigungen erhalten hat.

ZIELE: Geschäftsziele kommuniziert Richemont traditionell nicht. Investoren hoffen im Rahmen der Zahlenpublikation mit Angaben zu Trends in wichtigen Märkten wie den USA oder China. An der Generalversammlung im September hatte VRP Johann Rupert durchblicken lassen, dass die konstant höheren Preise in Europa mittlerweile auch die Kaufentscheide gut betuchter Kunden beeinträchtigen und auf deren Ausgabefreudigkeit drückten.

PRO MEMORIA: Die Pläne des Uhren- und Schmuckkonzerns Richemont, gemeinsam mit Farfetch eine Onlineplattform für Luxusgüter aufzubauen, sind kartellrechtlich abgesegnet. Als letzte Regulierungsbehörde habe die EU ihre Zustimmung erteilt. Die Europäische Kommission hat der Transaktion laut einer Mitteilung vom 23. Oktober 2023 ohne Auflagen zugestimmt.

Worum geht es: Richemont will 47,5 Prozent an der Online-Tochter Yoox-Net-A-Porter (YNAP) an den britischen Onlinehändler Farfetch abstossen sowie 3,2 Prozent an den langjährigen arabischen Geschäftspartner Mohamed Alabbar. Im Gegenzug erhält Richemont Farfetch-Aktien.

Die Schweizer Uhrenbranche hat den Wachstumskurs im September fortgesetzt. Auf kumulierter Basis (Januar bis September) beträgt das Plus zum Vorjahr nun 8,6 Prozent. Deutlich zulegen konnte die Branche mit Exporten nach Hongkong (+24%), Japan (+8,7%) und Grossbritannien (+3,0%). China hingegen war noch immer rückläufig (-5,5%) und auch die Ausfuhren in die USA (-6,4%) nahmen ab. Dabei legten teure Uhren nach einem verhaltenen Juli und August deutlich zu (+8,2%), während das mittlere Preissegment mit Uhren zwischen 200 und 3000 Franken deutlich schwächer abschnitt (-11%).

Richemont hat für den Parfumhersteller Chloé eine neue Kreativdirektorin ernannt. Chemena Kamali übernehme diese Aufgabe, wie der Luxusgüterkonzern am 9. Oktober mitteilte. Kamali arbeitete bereits früher für Chloé, zuletzt war sie bei Saint Laurent für die Marke Anthony Vaccarello zuständig.

Bei der Richemont-Marke Montblanc ist es zu einem Abgang im obersten Management gekommen. Der Chef des Herstellers von Schreibgeräten, Nicolas Baretzki, habe das Unternehmen verlassen, heisst es in einem Artikel des Uhrenblogs "Business Montes". Montblanc werde interimistisch von Philippe Fortunato geleitet, dem Chef der Division Mode und Accessoires von Richemont. Richemont selber wollte die Meldung gegenüber AWP nicht kommentieren.

AKTIENKURS: Im bisherigen Jahresverlauf gehören die Aktien von Richemont zu den deutlichen Verlierern unter den Blue Chips. Während sich der Gesamtmarkt gemessen am Leitindex SMI flach entwickelt hat, haben die Titel von Richemont gut 7 Prozent eingebüsst. Bereits im letzten Jahr büssten die Titel rund 12 Prozent ein.

an/pre