Zürich (awp) - Die Compagnie Financière Richemont veröffentlicht am Freitag, 6. November, die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2020/21 (bis Ende September). Insgesamt acht Analysten haben dazu folgende Schätzungen:

H1 2020/21E
(in Mio EUR)        AWP-Konsens     H1 2019/20A

Umsatz                 5'141            7'397
EBIT                      69            1'165
EBIT-Marge (in %)        1,4             15,7
Reingewinn                 5              869

FOKUS: Die Luxusgüterindustrie, und damit auch der Schmuck- und Uhrenkonzern Richemont, leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie. Im ersten Quartal 2020/21 hatte sich der Umsatz der Genfer beinahe halbiert und für die ersten sechs Monate rechnen Analysten mit einem 30%-igen Rückgang. Dies dürfte auch stark auf die Profitabilität der Gruppe drücken, trotz tieferer Werbeausgaben und der Kurzarbeit als Stütze.

Analysten befürchten, dass sich das Marktumfeld für die Luxusgüterhersteller vor allem mit Blick auf die zweite Coronawelle in Europa und den USA nicht so bald aufhellen wird. Und das wichtige Tourismusgeschäft dürfte sich auch im nächsten Geschäftsjahr nur teilweise vom Einbruch erholen. Rückenwind gibt es einzig aus China, wo die Luxusgüterverkäufe derzeit zulegen.

ZIELE: Prognosen zum Geschäftsverlauf gibt Richemont in der Regel keine ab. Grundsätzlich sieht sich die Gruppe mit ihren Marken gut positioniert, um langfristig wachsen zu können. Die Marktlage bleibe angespannt und solange es keine Impfung gegen das Virus gebe, sei an eine Erholung des Geschäfts mit Touristen nicht zu denken, gab jedoch Verwaltungsratspräsident und Hauptaktionär Johann Rupert bereits im Mai anlässlich der Bilanzmedienkonferenz 2019/20 zu bedenken.

PRO MEMORIA: Ein Indikator zur Entwicklung der Schweizer Uhrenbranche sind die monatlich erfassten Daten zu den Uhrenexporten. In den ersten neun Monaten 2020 brachen die Ausfuhren von Zeitmessern um 28 Prozent auf 11,4 Milliarden Franken ein. Dabei hatten die zur Eindämmung der Pandemie verordneten Ladenschliessungen und Reisebeschränkungen bei den Uhrenexporten vor allem im April (-80%) und Mai (-70%) praktisch zu einem Stillstand geführt.

Richemont will im Rahmen seines Treueprogramms für bestehende Aktionäre je Aktie zwei handelbare Anrechte zuteilen. Zu Beginn entspreche die Anzahl Warrants, die für den Kauf einer Aktie notwendig ist, dem Ausübungskurs, teilte Richemont Mitte Oktober mit. Das Programm, das im September kurz vor der ordentlichen Generalversammlung zwischenzeitlich auf Eis gelegt wurde, soll auch eine Entschädigung für die zuletzt erfolgte Kürzung der Dividende sein.

An der ordentlichen Generalversammlung im September stimmten die Richemont-Aktionäre unter anderem der vorgeschlagenen Senkung der Dividende zu. Den Aktionären wurde in der Folge je A-Aktie noch 1,00 Franken nach 2,00 Franken im vergangenen Jahr ausbezahlt und je B-Aktie 10 statt 20 Rappen.

Noch steht der Ausübungspreis für die im Rahmen des Treueprogramms auszugebenden Aktien nicht fest. Er soll aus einem volumengewichteten Durchschnittspreis der an der SIX Swiss Exchange bis zum 13. November bezahlten Preise ermittelt werden. Derweil sollen die Aktionäre an einer ausserordentlichen Generalversammlung vom 17. November über eine Kapitalerhöhung im Umfang von maximal 22 Millionen neuer A-Aktien zustimmen.

Die zur Richemont-Gruppe gehörenden Onlinehändler Net-a-Porter und Mr. Porter arbeiten künftig enger mit der Uhrenmesseplattform "Watches & Wonders" zusammen. Uhren von vierzehn Herstellern, die meisten davon zählen zur Richemont-Gruppe, werden künftig unter anderem Neuheiten auf den jeweiligen Portalen präsentieren und Uhren auf dem gemeinsamen Netzwerk verkaufen.

Im Juni wurde der frühere Givenchy-Chef Philippe Fortunato zum neuen Leiter des Bereichs Fashion & Accessories berufen. Er hat seine neue Aufgabe per 1. September übernommen. Derweil trat die Personalchefin Sophie Guieysse aus der Geschäftsleitung (Senior Executive Committee) aus, verblieb aber in ihrer bisherigen Funktion im Konzern.

AKTIENKURS: An der Börse haben sich die Richemont-Aktien in den letzten Tagen vom zuletzt erlittenen Einbruch etwas erholt. Mit derzeit rund 60 Franken liegt der Kurs der Aktie allerdings weit hinter den 76 Franken, die zu Beginn des Jahres für eine Richemont-Aktie bezahlt werden mussten.

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