--Restrukturierungskosten von gut 500 Millionen Euro

--Geplatztes Wertpapierprojekt belastet

--Deutlich geringere Risikovorsorge

--Ausblick zu Erträgen und operativem Gewinn bestätigt

(NEU: Details zu Zahlen und Ausblick, Aussagen Management)

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Kosten für den massiven Stellenabbau und Sonderabschreibungen haben der Commerzbank im zweiten Quartal tiefrote Zahlen beschert. Operativ schaffte die Bank dagegen dank einer geringeren Risikovorsorge und trotz eines spürbaren Ertragsrückgangs einen Gewinn. An den Jahreszielen, ein leichtes Ertragswachstum und einen operativen Gewinn zu erzielen, hält die Bank fest.

Die Commerzbank machte unter dem Strich einen Verlust von 527 Millionen Euro nach einem Gewinn von 183 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten in einem von der Bank selbst zusammengestellten Konsens mit einem Fehlbetrag von 504 Millionen Euro gerechnet.

Die Bank buchte Restrukturierungskosten für den laufenden Stellenabbau in Höhe von 511 Millionen Euro. Damit wurden die auf insgesamt 2,06 Milliarden Euro veranschlagten Aufwendungen für den Konzernumbau, der die Streichung von 10.000 Stellen und die massive Ausdünnung des Filialnetzes vorsieht, fast komplett berücksichtigt. Bis Ende 2022 werden noch rund 170 Millionen Euro fällig, wovon 130 Millionen im zweiten Halbjahr und 40 Millionen im kommenden Jahr gebucht werden sollen.

"Wir treiben alle strategischen Initiativen entschlossen voran und sind bereit, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen", sagte Vorstandschef Manfred Knof.


   Risikovorsorge geht deutlich zurück 

Für die gescheiterte Auslagerung der Wertpapierabwicklung an die HSBC fiel eine Sonderbelastung von 200 Millionen Euro an. Die Commerzbank musste das seit Jahren laufende Projekt jüngst stoppen. Das trug dazu bei, dass das operative Ergebnis auf 32 Millionen von 205 Millionen Euro schrumpfte. Beide Segmente, Privat- und Unternehmerkunden sowie Firmenkunden, erzielten operative Gewinne.

Positiv auf das Ergebnis wirkte sich die geringere Risikovorsorge von nur noch 87 Millionen Euro aus. Im Vorjahr, mit der sich ausbreitenden Pandemie, hatte die Bank 469 Millionen Euro für ausfallgefährdete Kredite zurückgestellt.


   Erträge von Einmaleffekten geprägt 

Die Erträge sanken um 18 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro, trotz eines höheren Provisions- und eines stabilen Zinsüberschusses. Einen positiven Beitrag von rund 100 Millionen Euro lieferte der Risikokapitalgeber Commerzventures, unter anderem dank des milliardenschweren Börsengangs des US-Fintechs Marqeta. 42 Millionen Euro kamen aus dem längerfristigen Refinanzierungsgeschäft (TLTRO) der EZB.

Negativ wirkten sich dagegen Rückstellungen von 66 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zu Gebühren und eine Vorsorge von weiteren 55 Millionen Euro für das Kreditportfolio der polnischen Tochter Mbank in Schweizer Franken aus. Hinzu kamen die Belastungen aus dem Ende des Wertpapierprojekts.

Der BGH hatte bestimmte AGB-Klauseln für unwirksam erklärt und damit eine jahrelange Praxis beendet, wonach die Zustimmung des Kunden zu Änderungen - etwa bei den Bankgebühren - als erteilt gilt, wenn sie ihm zwei Monate im Voraus mitgeteilt werden und er nicht widerspricht.


   Ausblick für Risikovorsorge präzisiert 

Trotz des Ertragsrückgangs im zweiten Quartal rechnet die Bank nach wie vor mit einem leichten Wachstum im laufenden Jahr, ohne konkreter zu werden. Zudem erwartet sie einen operativen Gewinn, wozu auch eine niedrigere Risikovorsorge beitragen wird. Die Commerzbank geht bei diesem Posten nun von unter 1 Milliarde Euro aus nach 1,75 Milliarden im Vorjahr, nachdem sie bisher eine Spanne von 0,8 bis 1,2 Milliarden Euro in Aussicht gestellt hatte. Die Kosten werden weiterhin bei rund 6,5 Milliarden Euro gesehen. Die harte Kernkapitalquote wird bei etwa 13 Prozent erwartet.

Im ersten Halbjahr verbuchte die Bank einen operativen Gewinn von 538 Millionen Euro und ein Ertragswachstum. Die harte Kernkapitalquote lag Ende Juni bei soliden 13,4 Prozent. Die stabile Kernkapitalquote belege, "dass wir eine sehr starke Basis für die Transformation haben und auf dem Weg in eine nachhaltig profitable Zukunft auch mit Sonderbelastungen umgehen können", sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp.

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DJG/mgo/smh

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August 04, 2021 02:02 ET (06:02 GMT)