FRANKFURT (dpa-AFX) - Dürfen Bankbeschäftigte künftig grundsätzlich einen Großteil ihrer Arbeit von zu Hause aus erledigen? Die Gewerkschaften Verdi und Deutscher Bankangestellten-Verband (DBV) fordern nach den positiven Erfahrungen mit mobilem Arbeiten während der Pandemie verbindliche tarifliche Regelungen. Das Thema mobiles Arbeiten/Homeoffice ist einer der Knackpunkte der getrennten Tarifverhandlungen für die privaten und öffentlichen Banken in Deutschland - neben der Forderung nach mehr Geld.

Die Gespräche für 140 000 Beschäftigte der privaten Banken gehen an diesem Donnerstag (26.8.) in Wiesbaden in die zweite Runde. Für die 60 000 Beschäftigten von Landes- und Förderbanken sowie mehreren Sparkassen wird am 22. September weiterhandelt. Erstmals seit 1972 tritt die Tarifgemeinschaft Öffentlicher Banken wieder eigenständig für ihre derzeit 43 Mitgliedsinstitute an. Das Ziel: Passgenauere Lösungen statt den kleinsten gemeinsamen Nenner. In einem ersten Schritt einigten sich Gewerkschaften und Arbeitgeber kürzlich auf einen Tarifvertrag für Nachwuchskräfte.

Beim Thema mobiles Arbeiten/Homeoffice wurde bereits nach der ersten Verhandlungsrunde die unterschiedliche Gewichtung in den beiden Bankenlagern deutlich. Während der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) betonte, übergreifende Regelungen auf Tarifebene seien hierbei nicht sachgerecht, das Thema gehöre auf Betriebsebene, äußerten sich die Verhandler des Bundesverbandes öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) kompromissbereiter.

Es gebe von ihrer Seite "kein kategorisches Nein", versicherte Gunar Feth, Verhandlungsführer der öffentlichen Banken, nach der ersten Runde am 23. Juni. Ziel sei "eine Gesamtlösung zu finden, in der sich diese Forderung hinreichend gewürdigt" finde, ergänzte Ulrich Theileis als stellvertretender Verhandlungsführer. Verdi will erreichen, dass Bankbeschäftigte bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten dürfen.

Neben flexibleren Arbeitsbedingungen geht es ums Geld: Verdi fordert für beide Bankengruppen 4,5 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch 150 Euro mehr pro Monat. Der DBV fordert sowohl für die privaten als auch für die öffentlichen Banken 4,8 Prozent mehr Geld sowie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde auf 38 Stunden.

Der AGV Banken hatte die Gehaltsforderungen der Gewerkschaften bereits vor Verhandlungsbeginn als unrealistisch zurückgewiesen. Angesichts der angespannten Lage in der Branche sei "strikte Kostendisziplin" erforderlich. "Das Gesamtpaket enthält einige sehr schwerwiegende Elemente, die unsere Verhandlungen überfrachten. Wir brauchen in diesen unsicheren Zeiten nicht noch zusätzliche Belastungen", bekräftigte die Verhandlungsführerin der Bankenarbeitgeber, Commerzbank-Personalvorständin Sabine Schmittroth, nach der ersten Runde für die privaten Banken am 1. Juli.

Verdi kritisierte, die Arbeitgeberseite habe in dieser ersten Verhandlungsrunde jeglichen Gestaltungswillen vermissen lassen. "Es kommt bei diesen Verhandlungen auf die Ausgestaltung der zukünftigen Arbeitswelt an, die sich in der Pandemie und durch die zeitgleichen digitalen Umbrüche bereits abzeichnet", betonte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck. "Wir brauchen Lösungen für die Zukunft, und zwar mit und nicht gegen die Beschäftigten."

Bei der vorherigen Runde 2019 hatten sich die Tarifparteien nach fünf Verhandlungen unter anderem auf eine Erhöhung der Tarifgehälter in zwei Stufen von je 2,0 Prozent ab September 2019 und ab November 2020 geeinigt. Der Gehaltstarifvertrag ist zum 30. Juni 2021 ausgelaufen./ben/DP/mis