FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte werden nach der Schwäche am Vortag zum Handelsstart am Mittwoch erneut etwas leichter erwartet. So notiert der XDAX im frühen Handel 0,2 Prozent tiefer bei 13.725 Punkten, der Euro-Stoxx-50 wird ebenfalls leicht im Minus erwartet. Gute Quartalszahlen der Unternehmen sorgen für Kaufinteresse in Einzelwerten. Der Euro gibt weiter nach, die jüngste Euro-Schwäche wird an der Börse auch damit begründet, dass weiter Geld aus dem Euroraum abgezogen wird. Dies liegt unter anderem an der hohen Zinsdifferenz zwischen dem US-Anleihemarkt und dem europäischen Zinsniveau. Zudem profitiert der Dollar von seinem Status als sicherer Hafen.

Im Fokus steht zudem weiter die Entwicklung der Gaspreise am Terminmarkt. Bereits am Vortag waren diese gestiegen, nachdem der russische Staatskonzern Gazprom angekündigt hatte, Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien zu stoppen. Dieser Schritt erhöht nach Einschätzung von Stephen Innes, Marktstratege bei SPI-Assetmanegement, die Möglichkeit einer kurzfristigen Auseinandersetzung zwischen Russland und der EU darüber, ob die russische Forderung, Gas in Rubel zu bezahlen, erfüllt werde. Bewegungen in Richtung einer größeren Energieunabhängigkeit der EU von Russland böten das Potenzial für stark steigende Ölpreise, was den Euro gegenüber dem Dollar weiter schwächen dürfte. Seit der Meldung über den Stopp der Gaslieferungen ist der Preis für Öl gestiegen, aktuell kostet ein Barrel der Sorte Brent 105,72 Dollar.

Man könne sich momentan nicht sicher sein, ob das, was gerade in Polen passiere, sich nicht in den nächsten Tagen oder Wochen in anderen EU-Ländern wiederhole, sagt Devisenstratege Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Würden russische Gaslieferungen nach Europa großflächig ausfallen, würde in weiten Teilen der EU, insbesondere im Euroraum, nach Einschätzung der Commerzbank-Volkswirte eine Rezession drohen.


   Berichtssaison läuft auf Hochtouren 

Zudem steht die Berichtssaison im Fokus. Mit Deutsche Bank (vorbörslich plus 2,8%) und Commerzbank (+6%) drängen sich die Finanzwerte in die erste Reihe. "Die Zahlen sind kein Kurstreiber", so ein Marktteilnehmer zur Deutschen Bank. Sie lägen zwar in der Breite leicht über den Prognosen, insgesamt seien die Abweichungen aber nur gering. "Dabei kommen die Abweichungen bei den Erträgen wieder vor allem aus dem Investmentbanking", ergänzt der Marktteilnehmer. Beruhigend sei, dass das Russland-Geschäft wie bereits kommuniziert offensichtlich tatsächlich keine Rolle spiele.

Zu den Zahlen der Commerzbank heißt es von den Analysten der Citi, dass das operative Ergebnis von 544 Millionen Euro dank einer Ertragssteigerung von 21 Prozent deutlich über dem vom Unternehmen ermittelten Konsens von 282 Millionen Euro liege. Mit einem Nettogewinn von 284 Millionen Euro sei die Commerzbank auf dem besten Weg, ihr Ziel eines Nettogewinns von mehr als 1 Milliarde Euro im Jahr 2022 zu erreichen.

Immer wenn die Deutsche Bank berichtet, meldet sich auch die Tochter DWS (+1,2%). Negativ beurteilt ein Marktteilnehmer die Entwicklung bei der Fondsgesellschaft. Zwar liegen einige Kennziffern über den Erwartungen. Der Reingewinn hat aber die Prognose lediglich getroffen. "Negativ sind vor allem die Mittelabflüsse", sagt er. Das Haus habe im ersten Quartal netto unter einem Abfluss von einer Milliarde Euro gelitten, erwartet worden war ein Zufluss von 2,1 Milliarden.

Qiagen legen um 2,4 Prozent zu, nachdem die vorab veröffentlichten Zahlen für das erste Quartal laut Jefferies beim Umsatz 8 Prozent über den Erwartungen liegen, beim Gewinn 14 Prozent. Zu ersterem hätten vor allem höhere Umsätze in Zusammenhang mit Covid-19 beigetragen, was der Markt weitgehend erwartet haben dürfte. Die Umsätze ohne Covid-19-Bezug seien robust um 14 Prozent gestiegen, was sich mit den Erwartungen von Jefferies decke. Das Unternehmen habe den Ausblick angehoben.


   Mercedes-Benz fährt deutlich zweistellige Rendite ein 

Mercedes-Benz (+2,1%) profitiert auch 2022 von hohen Verkaufspreisen für Premiumautos und der Nachfrage nach renditestarken Luxus-Fahrzeugen. Der Premiumhersteller hat im Kerngeschäft im ersten Quartal trotz anhaltender Chip-Lieferengpässe bei sinkenden Autoverkäufen den Gewinn deutlich erhöht. Die bereinigte Umsatzrendite kletterte bei Cars sogar auf 16,5 von bereits starken 15,8 Prozent im Vorjahreszeitraum.

Positiv beurteilt ein Marktteilnehmer die Zahlen von Symrise (+1,2%). "Das Unternehmen ist wohl in der Lage, die höheren Kosten weiter zu geben", sagt er. Positiv sei auch das organische Wachstum von 8,3 Prozent. "Vorausgesetzt, das Umfeld für den Aktienmarkt bleibt insgesamt schwierig, dürften Symrise den Gesamtmarkt outperformen", so der Marktteilnehmer. Die Entwicklung sei relativ gut planbar und vorhersehbar, da die Konjunkturabhängigkeit gering sei.


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DEVISEN          zuletzt      +/- %   0:00 Uhr  Di, 17:25   % YTD 
EUR/USD           1,0633      -0,1%     1,0640     1,0659   -6,5% 
EUR/JPY           136,05      +0,5%     135,36     135,73   +4,0% 
EUR/CHF           1,0248      +0,1%     1,0392     1,0232   -1,2% 
EUR/GBP           0,8444      -0,2%     0,8462     0,8439   +0,5% 
USD/JPY           127,92      +0,5%     127,23     127,36  +11,1% 
GBP/USD           1,2594      +0,2%     1,2573     1,2629   -6,9% 
USD/CNH           6,5816      -0,1%     6,5895     6,5872   +3,6% 
Bitcoin 
BTC/USD        38.461,78      +0,3%  38.330,27  39.217,37  -16,8% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settl.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex         102,46     101,70      +0,7%       0,76  +39,7% 
Brent/ICE         105,72     104,99      +0,7%       0,73  +38,1% 
 
METALLE          zuletzt     Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.899,54   1.905,46      -0,3%      -5,92   +3,8% 
Silber (Spot)      23,58      23,50      +0,3%      +0,08   +1,1% 
Platin (Spot)     925,72     924,55      +0,1%      +1,17   -4,6% 
Kupfer-Future       4,45       4,44      +0,2%      +0,01   -0,1% 
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April 27, 2022 02:28 ET (06:28 GMT)