Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Jahrestief am Dienstag lotet der DAX am Mittwoch zunächst weitere Tiefs aus. Dabei hat er auch vor der 12.000er Marke nicht Halt gemacht, unter der er zuletzt im November 2020 lag. Kurz nach dem Start verliert der DAX 1,6 Prozent auf 11.949 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,7 Prozent nach. Am Anleihemarkt sah es nur anfangs nach den jüngsten kräftigen Einbußen nach einer leichten Stabilisierung aus, inzwischen fallen die Kurse weiter, die Renditen steigen also.

Der Dollar zieht weiter an, der Euro fällt auf 0,9550 und damit auf ein Rekordtief. Der Dollar ist weiter als sicherer Hafen gesucht und profitiert auch vom fortgesetzten starken Anstieg der Marktzinsen in den USA. Zwar sind auch in Europa die Anleiherenditen weiter klar auf dem Weg nach oben, was Anleihen als Anlage in Relation zu Aktien attraktiver macht, allerdings gilt der Zinserhöhungskurs in den USA als aggressiver als jener der EZB.


   Energiekrise und kein Ende 

Die Stimmung wird weiter belastet von Inflations- und Rezessionssorgen sowie der Energiekrise in Europa. Letztere hat nochmals an Brisanz gewonnen nach den mysteriösen Lecks an den beiden Nord Stream Pipelines in der Ostsee, hinter denen Sabotageakte vermutet werden. Zwar lief durch beide Pipelines zuletzt kein Gas nach Deutschland, der europäische Gaspreis schoss aber trotzdem massiv nach oben, nachdem er gerade erst auf ein Mehrwochentief gesunken war. Dahinter steht die Spekulation, dass selbst bei einer Aufhebung der Sanktionen gegen Russland eine Gaslieferung auf diesem Weg nun nicht möglich wäre.

Damit rückt generell das Szenario von Anschlägen auf Gaspipelines in den Blick, zumal über norwegischen Gasanlagen unbekannte Drohnen gesehen worden sein sollen. Was sich hier zusammenbraue, sei ein perfekter Sturm gegen die Volkswirtschaften der EU, kommentiert CMC. Der europäische Gaspreis steigt weiter stark an, aktuell um rund 12 Prozent, was wiederum auch die Inflationsproblematik verschärft.

Kaum beruhigend wirkt in diesem Umfeld die Nachricht, dass die Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim nun doch weiter bis April 2023 Strom erzeugen sollen. Hintergrund ist die Versorgungssituation in Frankreich, wo über die Hälfte der Atomkraftwerke nicht am Netz ist. Dadurch fehlen laut Wirtschaftsminister Habeck Strommengen, die Deutschland zum Teil mit Strom aus Gaskraftwerken ausgleicht.


   Apple trübt Stimmung zusätzlich 

Dazu passend hat der Chef von Heidelberg Materials (ehemals Heidelbergcement) zeitweilige Werksschließungen in Deutschland nicht ausgeschlossen, sollten die Strompreise nicht wieder dauerhaft sinken. Kurzfristig sei eine Deckelung von Strom- und Gaspreisen nötig, um die energieintensiven Branchen zu entlasten. Die Aktie verliert 2,5 Prozent.

Unternehmensseitig kommt - insbesondere für Technikaktien (-1,9%), aber nicht nur - ein Stimmungsdämpfer von Apple. Offenbar ist die Nachfrage nach dem neuen iPhone 14 geringer als erwartet. Wie Bloomberg berichtet, sollen dieses Jahr nun doch nur 90 Millionen Geräte produziert werden. Zuvor sei eine Produktionsausweitung um etwa 6 Millionen ins Auge gefasst worden.

Ansonsten ist das Meldungsaufkommen der Unternehmen weiter dünn. Die Commerzbank (-2,3%) muss für ihre polnische Tochter mBank die Risikovorsorge erhöhen, hat aber die Prognose für das Konzernergebnis von mehr als 1 Milliarde Euro im Geschäftsjahr 2022 bestätigt. Die Commerzbank sei eine Mittelstandsbank, und der Mittelstand sei ganz besonders hart von der Energiekrise betroffen, heißt es im Handel.

Weiter erfolgreich gestaltet sich der Börsengang von Porsche. Der Ausgabepreis dürfte im Tagesverlauf am oberen Ende der Spanne von 76,50 bis 82,50 Euro festgelegt werden. Im Handel ist von einer immensen Nachfrage die Rede. Im Handel per Erscheinen gingen die Stücke zuletzt mit etwa 92 Euro um. Investoren haben bis Mittwoch um 14 Uhr Zeit, Aufträge zu erteilen. Die Erstnotiz an der Frankfurter Börse ist für Donnerstag geplant.


=== 
Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.273,29        -1,7%      -55,36     -23,9% 
Stoxx-50                3.299,07        -0,9%      -28,34     -13,6% 
DAX                    11.949,49        -1,6%     -190,19     -24,8% 
MDAX                   21.964,09        -1,7%     -378,51     -37,5% 
TecDAX                  2.635,81        -0,7%      -19,32     -32,8% 
SDAX                   10.390,95        -1,3%     -132,27     -36,7% 
FTSE                    6.887,66        -1,4%      -96,93      -5,4% 
CAC                     5.667,94        -1,5%      -85,88     -20,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,31                    +0,08      +2,49 
US-Zehnjahresrendite        3,99                    +0,05      +2,48 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mi, 8:34  Di, 17:12    % YTD 
EUR/USD                   0,9549        -0,5%      0,9566     0,9618   -16,0% 
EUR/JPY                   138,25        -0,5%      138,40     139,27    +5,6% 
EUR/CHF                   0,9491        -0,3%      0,9521     1,0104    -8,5% 
EUR/GBP                   0,8957        +0,2%      0,8958     0,8922    +6,6% 
USD/JPY                   144,76        -0,0%      144,69     144,72   +25,8% 
GBP/USD                   1,0659        -0,7%      1,0679     1,0786   -21,2% 
USD/CNH (Offshore)        7,2409        +0,8%      7,2362     7,1820   +14,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                18.626,22        -1,9%   18.790,73  20.208,82   -59,7% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  76,80         78,5       -2,2%      -1,70    +9,1% 
Brent/ICE                  84,98        86,27       -1,5%      -1,29   +14,9% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 205,00       186,10      +10,2%     +18,90  +240,3% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.618,27     1.629,08       -0,7%     -10,81   -11,6% 
Silber (Spot)              17,99        18,48       -2,6%      -0,48   -22,8% 
Platin (Spot)             839,53       852,45       -1,5%     -12,93   -13,5% 
Kupfer-Future               3,28         3,31       -0,6%      -0,02   -25,9% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/gos/smh

(END) Dow Jones Newswires

September 28, 2022 03:23 ET (07:23 GMT)