FRANKFURT (awp international) - Der Euro ist am Dienstag erstmals seit Ende April über 1,07 US-Dollar gestiegen. Am Mittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0709 Dollar. Am Morgen hatte sie noch rund einen halben Cent niedriger notiert.
Auch zum Schweizer Franken legt der Euro zu. Aktuell kostet ein Euro 1,0346 Franken nach Kursen bei 1,0310 Franken im frühen Geschäft. Der US-Dollar geht derweil ebenfalls etwas fester zu 0,9661 Franken um.
Gestützt wird der Euro durch die Aussicht auf Leitzinsanhebungen durch die EZB. Präsidentin Christine Lagarde hatte bereits am Montag den erwarteten Straffungskurs der Zentralbank konkretisiert, indem sie für den Spätsommer ein Ende negativer Leitzinsen in Aussicht stellte. Den anschliessenden Kurs liess Lagarde jedoch weitgehend offen. Hintergrund der Straffung ist die hohe Inflation, auf die die EZB später als viele andere Notenbanken mit Zinsanhebungen reagiert.
Kurzzeitig war der Euro noch etwas höher gestiegen. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Gallhau machte jedoch klar, dass die EZB derzeit für den Juli keinen grossen Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte anstrebt. Die kommenden Zinsanhebungen würden vielmehr graduell ausfallen. Das spricht für Zinsschritte um 0,25 Punkte. Der Euro fiel daraufhin unter seine Tageshöchstkurse.
Zinshoffnungen von Seiten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wiederum hätten zuletzt das EUR/CHF-Währungspaar von 1,0495 Franken auf 1,0225 Franken absacken lassen, heisst es in einem Kommentar der Bank Valiant. Grund dafür seien Aussagen der SNB-Spitze gewesen, die gar auf eine Zinserhöhung im Juni hingedeutet hätten, noch bevor die EZB die Zinsen anhebt. Die Experten rechnen nun aber mit einer Gegenbewegung in Richtung 1,04, wobei die Lage an den Devisenmärkten fragil bleibe.
Derweil hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im Mai von hohem Niveau eingetrübt. "Die Wirtschaft im Euroraum verliert zunehmend an Dynamik", kommentiert Christoph Weil, Volkswirt bei der Commerzbank. "Die massive Verteuerung der Energie reisst Löcher in die Haushaltskassen und scheint die Verbraucher zu veranlassen, an anderer Stelle zu sparen." Analysten hatten im Schnitt mit einer Eintrübung gerechnet. Die Daten bewegten daher kaum.
Erheblich eingetrübt hat sich die Stimmung in Grossbritannien. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global signalisiert nur noch ein schwaches Wachstum. Besonders die Stimmung im Dienstleistungssektor trübte sich ein. "Die Umfragedaten deuten darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum fast zum Stillstand gekommen ist, während der Inflationsdruck auf ein noch nie dagewesenes Niveau gestiegen ist", kommentiert Chris Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global Market Intelligence. "Die jüngsten Daten deuten auf ein erhöhtes Risiko einer Rezession hin." Das britische Pfund geriet daraufhin zum Dollar und zum Euro stark unter Druck.
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