FRANKFURT (dpa-AFX) - Ausgerechnet im Jahr der Corona-Krise hat die Deutsche Bank ihre Verlustserie beendet und die Geschäfte laufen weiterhin gut. Entsprechend selbstbewusst dürfte sich die Führung des Frankfurter Dax-Konzerns den Aktionären bei der Hauptversammlung an diesem Donnerstag (27.5.) präsentieren.

"Nach drei Jahren sind wir noch nicht am Ziel - aber wir sind sehr weit vorangekommen", bilanzierte Konzernchef Christian Sewing in seiner vorab veröffentlichten Rede zu dem Aktionärstreffen, das wegen der Pandemie erneut online ausgerichtet wird. "Wir haben noch Baustellen - wir haben aber auch viele Baustellen bereits schließen können."

Der im April 2018 auf den Chefposten beförderte Sewing hat Deutschlands größtem Geldhaus einen radikalen Konzernumbau verordnet inklusive des Abbaus Tausender Stellen. Ein wichtiges Ziel: Die Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft verringern, das in der Vergangenheit mit Skandalen und etlichen teuren Rechtsstreitigkeiten für Negativ-Schlagzeilen sorgte.

Allerdings: Trotz des Rückzugs aus dem weltweiten Aktienhandel trug die Investmentbank in den vergangenen Monaten den Löwenanteil zum Gewinn der Deutschen Bank bei. Vor allem die sprudelnden Geschäfte im Kapitalmarktgeschäft bescherten dem Institut 2020 den ersten Jahresüberschuss seit 2014.

Im laufenden Jahr gibt der beste Start seit sieben Jahren dem Management Rückenwind. Ein "weiterhin guter Geschäftsverlauf im zweiten Quartal" bestärke den Vorstand in der Erwartung, 2021 Erträge "auf dem hohen Niveau des vergangenen Jahres" zu erreichen, sagt Sewing. 2020 summierten sich die Einnahmen auf 24 Milliarden Euro.

Zwei Jahre nach dem gescheiterten Versuch, aus Deutscher Bank und Commerzbank einen "nationalen Champion" zu formen, wächst das Selbstbewusstsein beim deutschen Branchenprimus. "Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir eine aktive Rolle spielen können, wenn es zu grenzüberschreitenden Zusammenschlüssen in Europa kommt", betont Sewing.

Nach turbulenten Jahren mit mehreren Chefwechseln zieht auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner eine positive Bilanz: "Die Stabilität unserer Bank steht nicht mehr in Frage, viele, wenn auch nicht alle Probleme vergangener Jahre sind abgearbeitet." Die Deutsche Bank habe auf einen Pfad zu "nachhaltiger Profitabilität" zurückgefunden, heißt es in der Rede Achleitners zu seiner vorletzten Hauptversammlung als Deutsche-Bank-Chefkontrolleur.

Bereits beim Aktionärstreffen im vergangenen Jahr hatte der seit 2012 amtierende Achleitner klargestellt: Mit der Hauptversammlung 2022 ist nach zehn Jahren in dieser Funktion Schluss. Als möglicher Nachfolger wird immer wieder Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer gehandelt, der seit vergangenem Mai Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank ist. Auch der ehemalige Volkswagen-Finanzvorstand Frank Witter, der sich auf der diesjährigen Hauptversammlung zur Wahl in den Aufsichtsrat stellt, gilt als möglicher Kandidat für den Aufsichtsratsvorsitz.

Beim Aktienkurs sieht die Konzernführung noch Potenzial. "Auch wenn der Aktienkurs noch nicht da ist, wo wir ihn uns wünschen, so zeigt er doch in die richtige Richtung - sowohl in absoluten Zahlen als auch im Branchenvergleich", konstatiert Achleitner. Immerhin macht der Vorstand den Aktionären nach zwei Nullrunden bei der Dividende Hoffnung auf bessere Zeiten: "Wir nehmen uns fest vor, dass wir im nächsten Jahr an dieser Stelle endlich wieder eine Dividende vorschlagen können", versicherte Sewing den Aktionären./ben/DP/zb