Die Kündigung der Aktienexpertin Heike Pauls, die Titel des Zahlungsabwicklers Wirecard bis kurz vor seiner Pleite zum Kauf empfohlen hatte, sei vom Arbeitsgericht Frankfurt als unwirksam erachtet worden, erklärte eine Gerichtssprecherin am Mittwoch. Die Klägerin habe im Verfahren gegen die Bank "ganz überwiegend obsiegt". Insbesondere ihren Kündigungsschutzanträgen und dem Weiterbeschäftigungsantrag sei stattgegeben worden. Das Urteil sei noch nicht rechtskräftig. Die Bank lehnte einen Kommentar dazu ab. Die "WirtschaftsWoche" hatte zuerst über den Fall berichtet.

Die Commerzbank hatte das Arbeitsverhältnis mit Pauls Anfang des Jahres beendet. Sie war in die Kritik geraten, weil sie die Wirecard-Aktie bis kurz vor der Insolvenz mit einem Kursziel von 230 Euro zum Kauf empfohlen und kritische Medienberichte über Bilanzunregelmäßigkeiten bei dem Zahlungsabwickler als "Fake News" bezeichnet hatte. Zahlreiche Analysten anderer Finanzhäuser hatten Verkaufs-Empfehlungen ausgesprochen oder die Bewertung der Wirecard-Titel komplett eingestellt.

Der ehemalige Dax-Konzern meldete im Juni 2020 Insolvenz an, nachdem Luftbuchungen über fast zwei Milliarden Euro bekannt wurden. Der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun sitzt in Augsburg in Untersuchungshaft, Ex-Vorstand Jan Marsalek ist auf der Flucht. Ihnen und anderen Managern wird unter anderem gewerbsmäßiger Bandenbetrug vorgeworfen.