Wien (Reuters) - Das in vielen Ländern Osteuropas tätige Wiener Geldhaus Erste Group blickt nach einem Gewinnsprung zum Jahresauftakt mit Zuversicht auf die weitere Geschäftsentwicklung.

"Unsere Ergebnis spiegelt die beginnende Erholung der Volkswirtschaften in Österreich und in Osteuropa wider", sagte Bankchef Bernhard Spalt am Freitag vor Journalisten. Die CEE-Region würde schneller wachsen als der Rest von Europa und habe sich in der Corona-Krise - anders als in der Finanzkrise - sehr robust entwickelt.

Unterstützt vom erwarteten Aufschwung in den Kernmärkten, niedrigeren Risikokosten sowie operativen Zuwächsen soll auch der Nettogewinn im Gesamtjahr wieder steigen, bekräftigte die Bank. Im vergangenen Jahr hatten milliardenschwere Vorsorgen für Kreditausfälle zu einem Gewinneinbruch um fast die Hälfte auf 783,1 Millionen Euro geführt. Sorgen über eine befürchtete große Pleite-Welle macht sich Spalt nicht. Der Anteil der sogenannten faulen Kredite (NPL-Quote) werde allerdings nach dem Auslaufen der staatlichen Corona-Hilfsmaßnahmen auf drei bis vier Prozent steigen nach zuletzt 2,6 Prozent, bekräftigte die Bank. Doch dies sei "keine Katastrophe", sagte Spalt. "Das ist im Schnitt immer noch sehr niedrig". Laut Risikochefin Alexandra Habeler-Drabek sind die NPL-Quoten in einigen Ländern Europas deutlich höher. Die gute Entwicklung der ersten Monate könne zudem den Weg ebnen, um die Erwartungen für das Gesamtjahr zu übertreffen.

Marktteilnehmer hatten damit gerechnet, dass die Bank die Prognose für die NPL-Quote nach unten schraubt. An der Wiener Börse verloren die Erste-Group-Papiere knapp zwei Prozent auf 29,1 Euro.

Zum Jahresauftakt stieg der Gewinn unter dem Strich auf 355,1 Millionen Euro nach 235,3 Millionen Euro, womit die Bank klar über den Erwartungen lag. Analysten hatten m Schnitt mit einem Nettogewinn von 302,2 Millionen Euro gerechnet. Die Risikokosten schrumpften um 42,1 Prozent auf 35,7 Millionen Euro. Zurückzuführen sei dies vor allem auf aufgelöste Wertberichtigungen für Kredite und Darlehen in Österreich und Rumänien, erklärte der Konzern. Die harte Kernkapitalquote (CET1) stieg auf 14,0 (13,1) Prozent. "Wir verfügen also über einen erheblichen Puffer für eine schlechter als erwartete wirtschaftliche Entwicklung", sagte Spalt.

Darüber hinaus sieht sich die Bank nach möglichen Zukäufen um. "In unseren Märkten, egal ob auf dem Westbalkan, in Ungarn, der Slowakei oder in Tschechien, ergeben sich jetzt tatsächlich mit dem Auslaufen dieser Krise Akquisitionsmöglichkeiten", sagte Spalt. Als Beispiele für Zukäufe, die in die Strategie der Erste Group passen würden, nannte der Manager das Osteuropa-Geschäft der Commerzbank sowie der Sberbank Europe. Die Commerzbank will sich aus 15 Auslandsmärkten zurückziehen und kündigte den Verkauf der Ungarn-Tochter an. Zum Prozess oder möglichen Preis-Levels könne Spalt aber nichts sagen. "Soweit sind wir noch lange nicht". Im Lauf des Jahres rechnet er mit mehr Klarheit.