Zürich (Reuters) - Die Großbank UBS dünnt ihr Filialnetz im Heimatmarkt Schweiz weiter aus. Bis Ende März schließt das Institut im ganzen Land rund 40 kleinere Geschäftsstellen, wie aus einer der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorliegenden internen Mitteilung hervorgeht.

"Dabei wird es im Moment zu keinen Entlassungen kommen", schrieb Schweiz-Chef Axel Lehmann in dem Memo. Die Mitarbeiter würden in anderen Geschäftsstellen eingesetzt. Gegenwärtig betreibt die UBS in der Schweiz 239 Filialen. Die "Neue Zürcher Zeitung" und die Zeitungsgruppe "CH Media" hatten zuerst über die Filialschließungen berichtet.

"Der Trend ist klar: Unsere Kunden erledigen klassische Bankgeschäfte zunehmend über unsere digitalen Kanäle, und bargeldloses Zahlen gewinnt an Bedeutung", schrieb Lehmann. Die Corona-Pandemie habe der Digitalisierung zusätzlichen Schub verliehen und gezeigt, dass die Geschäftsmodelle angepasst werden müssten.

Mit dem Abbau ist die UBS nicht alleine. Rivale Credit Suisse hatte im August angekündigt, rund ein Viertel ihrer 146 Filialen aufzugeben. Und in Deutschland wird erwartet, dass der neue Commerzbank-Chef Manfred Knop in wenigen Wochen einen Abbau von hunderten Standorten ankündigen wird.

Auch bei der UBS dürften die Filialschließungen Lehmanns, der seinen Posten Ende Monat abgibt und sich zuletzt gegen Kritik wehren musste, zu wenig zur Gewinnsteigerung unternommen zu haben, lediglich ein Zwischenschritt bleiben. Denn seit November ist Ralph Hamers UBS-CEO. Als Chef der niederländischen ING hatte sich dieser den Ruf eines radikalen Erneuerers erworben und über 10.000 Jobs abgebaut. Die UBS-Spitze hat zwar wiederholt klargemacht, dass sie während der Corona-Krise keine Stellen streichen will. Doch diese Schonfrist dürfte nicht ewig währen. Für Experten sind die Kosten der Bank zu hoch, die Organisation zu komplex. Hamers will im Frühling seine Marschrichtung für die UBS vorgeben.

Unmittelbarer Handlungsbedarf besteht nicht. Der weltgrößte Vermögensverwalter für reiche Privatkunden erwirtschaftete zuletzt vor allem dank dem von Corona ausgelösten Handelsboom ein Rekordergebnis. Sollte dieser Boom abebben, dürften allerdings schnell wieder Sparanstrengungen in den Vordergrund rücken, um die Gewinne halten zu können.

MEHR KUNDEN MÜSSEN STRAFZINSEN ZAHLEN

Denn an einer anderen wichtigen Front bleibt der Druck hoch: "Es zeichnet sich ab, dass wir auf Jahre hinaus mit Negativzinsen rechnen müssen", so Lehmann, auf den im Februar die bisher für Technologie und Personal zuständige Sabine Keller-Busse folgt. Um die negativen Auswirkungen auf die Erträge der Bank zu kompensieren, senkt die UBS zur Jahresmitte deshalb den Schwellenwert für Guthabengebühren. Bei Kunden, die vor allem Bargeld hielten, werde ab einem Wert von 250.000 Franken oder Euro eine neue jährliche Gebühr von 0,75 Prozent für Franken-Konten und 0,6 Prozent für Euro-Konten erhoben. Gegenwärtig liegt die Schwelle noch bei zwei Millionen Franken. Weniger als fünf Prozent der Schweizer Kunden sei von der neuen Belastung betroffen, so die Bank.