Die Gremien rieten in ihrer begründeten Stellungnahme nur den an kurzfristigen und sicheren Gewinnen orientierten Comdirect-Aktionären zur Annahme des Angebot. Der Preis von 11,44 Euro je Aktie sei angemessen. Für langfristig orientierte Aktionäre gebe es zu wenige Informationen, um eine Empfehlung abzugeben. Die Beschlüsse von Vorstand und Aufsichtsrat seien einstimmig gefallen.

Die Commerzbank, die bereits 82 Prozent an der Direktbank hält, will Comdirect komplett übernehmen. Die Offerte läuft noch bis zum 6. Dezember und steht unter der Voraussetzung, dass die Commerzbank dann 90 Prozent der Comdirect-Aktien hält. Dann kann sie die restlichen Aktionäre zwangsabfinden und herausdrängen.

Ob das Frankfurter Geldhaus damit Erfolg hat, ist jedoch fraglich: Zwar bietet die Commerzbank mit 11,44 Euro einen Aufschlag von 25 Prozent auf den Aktienkurs vor Bekanntwerden der Übernahmepläne im September, doch mit 13,40 Euro notiert die Comdirect-Aktie derzeit deutlich über dem Angebotspreis. Zudem hat der aktivistische Investor Petrus Advisers, der sich gegen eine Übernahme zu den aktuellen Konditionen stellt, vor wenigen Tagen seine Beteiligung auf gut fünf Prozent aufgestockt. Comdirect-Vorstand und -Aufsichtsrat bezeichneten die Angebotshöhe als angemessen. Gutachten der Barclays Bank und des Wirtschaftsprüfers Deloitte seien zu dem Schluss gekommen, dass der Preis innerhalb der ermittelten Wertbandbreiten liege.

LANGWIERIGER ÜBERNAHMEPROZESS DROHT

Sollte das Frankfurter Institut nicht genügend Aktien einsammeln, will es stattdessen seine Mehrheit von 82 Prozent nutzen, um auf Hauptversammlungen eine Verschmelzung der beiden Institute durchzudrücken. Dafür müssten aber zunächst unter anderem Gutachten zum Wert der Commerzbank und der Comdirect erstellt werden. Diesen langwierigen Prozess will das Geldhaus nach Möglichkeit vermeiden. Ob sich die Transaktion für Anleger lohnt, hinge dann auch von der künftigen Kursentwicklung der Commerzbank-Aktie ab. Das Papier hat in den vergangenen Jahren stark an Wert verloren und notiert aktuell bei 5,40 Euro.

Mit Hilfe der Comdirect will die Commerzbank noch stärker auf das Online- und Smartphone-Banking setzen. Zudem verspricht sie sich 150 Millionen Euro an Einsparungen, da IT-Lösungen künftig nicht mehr doppelt entwickelt werden müssen und doppelte Funktionen wegfallen. Die Commerzbank hat bereits klar gemacht, dass auch bei der Comdirect Arbeitsplätze gestrichen werden. In der Angebotsunterlage äußerte sich das Frankfurter Institut aber nicht dazu, wie viele der 1300 Comdirect-Stellen betroffen sein werden. Dies sei ebenso abhängig von dem noch zu erarbeitenden Integrationskonzept wie die zukünftige Rolle des Comdirect-Standorts Quickborn bei Hamburg, hieß es in der Angebotsunterlage.

Comdirect bemängelte, dass detailliertere Aussagen fehlten. Daher könnten "Vorstand und Aufsichtsrat zum jetzigen Zeitpunkt die Richtigkeit des strategischen Konzepts der Bieterin insgesamt nicht abschließend bewerten".