FRANKFURT (awp international) - Die Commerzbank lagert ihre Wertpapierabwicklung doch nicht zur britischen Konkurrentin HSBC aus. Der Stopp des Projekts schlage im zweiten Quartal mit einer Sonderabschreibung von rund 200 Millionen Euro zu Buche, teilte das Frankfurter Geldhaus überraschend am Donnerstag mit. Hinzu kämen Rückstellungen in zweistelliger Millionenhöhe. Als Gründe nannte das Institut hohe Risiken bei der technischen Umsetzung und veränderte Marktbedingungen. Der Kurs der Commerzbank-Aktie gab nach den Neuigkeiten am Nachmittag zuletzt um knapp ein Prozent nach.

"Das deutlich gewachsene Handelsvolumen und die technologische Weiterentwicklung ermöglichen uns, die Wertpapierabwicklung profitabel fortzuführen", sagte das zuständige Vorstandsmitglied Jörg Hessenmüller. Die Commerzbank wolle nun die Komplexität reduzieren und zunächst ihre eigenen Systeme weiter modernisieren. Das diesjährige Kostenziel der Bank von 6,5 Milliarden Euro hat den Angaben zufolge operativ weiterhin Bestand. Zusätzlich falle jedoch die Sonderabschreibung an.

Die Commerzbank hatte das Auslagerungsprojekt unter ihrem früheren Vorstandschef Martin Zielke im Jahr 2017 angeschoben. Die Umsetzung hatte sich aber verzögert - früheren Angaben zufolge auch wegen der Integration der bisherigen Online-Tochter Comdirect. Am 1. Januar rückte der frühere Deutsche-Bank-Manager Manfred Knof an die Spitze der Commerzbank und leitete einen radikalen Umbau ein.

Zuletzt wollte das Institut die Wertpapierpositionen Mitte dieses Jahres auf die Tochtergesellschaft der HSBC übertragen, doch der Commerzbank-Vorstand zog zuvor die Reissleine. Bereits übertragene Daten sollen bis Anfang nächsten Jahres zurückübertragen werden. Das Kundengeschäft werde davon nicht beeinträchtigt, hiess es./stw/knd/he