Frankfurt (Reuters) - Der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof räumt auf.

Wenige Tage nach seinem Antritt kündigte er weitere Belastungen im Kreditgeschäft und Milliardenabschreibungen auf Firmenwerte an. Die zweitgrößte deutsche Privatbank dürfte im vergangenen Jahr deshalb tief in die roten Zahlen gerutscht sein. "Nach dieser bilanziellen Maßnahme sehen wir uns gut für den weiteren Weg gerüstet", erklärte Knof am Freitag. "Unser Ziel ist es, die Bank nachhaltig profitabler zu machen."

Gegenüber den Mitarbeitern der Bank hatte der ehemalige Deutsche-Bank-Manager, der zum Jahresanfang von Martin Zielke übernommen hatte, bereits harte Einschnitte angekündigt. Knof gilt als Sanierer. Er soll die Bank wieder in die Spur bringen und es wird erwartet, dass er in wenigen Wochen einen Abbau von weiteren tausenden Stellen und hunderten Filialen ankündigt. Belastet wird das Institut derzeit vor allem durch die Corona-Krise. Die Commerzbank ist auf Mittelständler fokussiert, die nach Einschätzung von Experten besonders unter den Folgen der Pandemie zu leiden haben.

MEHR FAULE KREDITE WEGEN CORONA-LOCKDOWN

Im vergangenen Jahr sei eine Risikovorsorge für faule Kredite von mindestens 1,7 Milliarden Euro angefallen, teilte die Bank mit. Bislang wurden 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. In dem neuen Betrag seien auch 500 Millionen Euro enthalten für drohende Kreditausfälle im laufenden Jahr. "Mit der Erhöhung der Risikovorsorge reagieren wir auf die anhaltende Corona-Pandemie und sind für die weiteren Entwicklungen in diesem Jahr gut vorbereitet", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp. Sie verwies auf erwartete Belastungen aus dem zweiten Lockdown.

An der Börse sorgte das für Unmut. Die Aktien sackten um drei Prozent auf 5,53 Euro ab. Es ist bereits das zweite Mal binnen weniger Tage, dass die Commerzbank eine Hiobsbotschaft verkündet. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte sie angekündigt, wegen eines Jobabbaus zusätzliche Kosten von 610 Millionen Euro im vierten Quartal zu verbuchen. Damit und mit der höheren Vorsorge im Kreditgeschäft wird der Verlust im vergangenen Jahr deutlich über den Erwartungen der Analysten liegen. Sie rechneten noch Mitte November im Schnitt mit gut 300 Millionen Euro. Nach neun Monaten stand ein Verlust von 211 Millionen Euro in den Büchern. 2019 erzielte die Commerzbank noch einen Gewinn von 644 Millionen Euro.

Knof kündigte zudem an, unter anderem wegen des Zinsniveaus in der Euro-Zone und schlechterer Marktparameter in Polen in der Bilanz stehende Firmenwerte von rund 1,5 Milliarden Euro abzuschreiben. Dies werde sich aber nicht auf das Eigenkapital auswirken. Die Bank erwarte weiterhin eine Eigenkapitalquote von rund 13 Prozent per Ende 2020. In Polen ist die Commerzbank mit der Tochter mBank tätig, deren eigentlich geplanten Verkauf sie 2019 abgeblasen hatte. Neben der Corona-Krise belasten Rechtsstreitigkeiten um Franken-Kredite die polnische Tochter.