FRANKFURT (Dow Jones)--Die Neuaufstellung des Aufsichtsrats der Commerzbank ist abgeschlossen. Wie die Bank mitteilte, wurden die fünf zur Wahl stehenden Mitglieder von der Hauptversammlung mit Ergebnissen von jeweils klar über 99 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Zudem entlasteten die Aktionäre Vorstand und Aufsichtsrat für 2020.

Aufsichtsratschef Helmut Gottschalk erhielt bei der Wahl eine Zustimmung von 99,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Er war bereits gerichtlich bestellt worden, nachdem der bisherige Chefkontrolleur Hans-Jörg Vetter seinen Posten krankheitsbedingt hatte aufgeben müssen. Zudem wurden Burkhard Keese, Daniela Mattheus, Caroline Seiffert und Frank Westhoff gewählt.

Die neuen Aufsichtsräte folgen auf Victoria Ossadnik, Rainer Hillebrand, Tobias Guldimann sowie auf Andreas Schmitz, die ihren Rücktritt erklärt hatten. Schmitz war im April abrupt zurückgetreten, laut Medienberichten nach der Niederlage bei einer aufsichtsratsinternen Kampfabstimmung. Die übrigen drei folgten kurz danach.

"Ich glaube, dass die Mandatsniederlegung gleich mehrerer Mitglieder ein einmaliger Vorgang war", hatte Gottschalk auf der virtuellen Hauptversammlung gesagt. Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) hatte moniert, dass der Mehrfachrücktritt ein "verheerendes Bild" abgebe und zu einem Vertrauensverlust führe.


   EY darf noch einmal prüfen 

Die Hauptversammlung votierte mit einer Zustimmung von 99,5 Prozent zudem dafür, dass der durch den Wirecard-Skandal in die Schlagzeilen geratene Wirtschaftsprüfer EY noch für die Prüfung des Jahresabschlusses 2021 mandatiert wird, bevor die Commerzbank dann ab 2022 zu KPMG wechselt. Den Wechsel hatte der Aufsichtsrat entschieden.

EY hatte jahrelang die Jahresabschlüsse der Wirecard AG unterzeichnet. Erst für den Abschluss 2019 verweigerte EY das Testat, nachdem knapp 2 Milliarden Euro nicht auffindbar waren, woraufhin Wirecard im Juni 2020 Insolvenz anmelden musste. Das traf auch die Commerzbank, die im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit einem Kredit an Wirecard eine Belastung von 187 Millionen Euro auf die Bücher nehmen musste.

Derzeit prüft die Commerzbank Schadensersatzansprüche gegen mehrere Beteiligte, auch gegen das ehemalige Wirecard-Management inklusive des früheren Vorstandschefs Markus Braun, der derzeit in Untersuchungshaft sitzt. Die Prüfung ist aber noch nicht abgeschlossen, wie Commerzbank-Vorstandschef Manfred Knof auf der Hauptversammlung sagte. Es sei auch noch nicht abschätzbar, inwieweit die Bank Geld aus der Insolvenzmasse der Wirecard AG erhalte, fügte Finanzchefin Bettina Orlopp hinzu.

Auf Kritik von Aktionären, warum sich die Bank nicht schon früher aus der Geschäftsbeziehung mit Wirecard zurückgezogen hat, sagte sie, es sei schon im Mai 2019 entschieden worden, die Geschäftsbeziehung perspektivisch zu beenden. Es habe Bestrebungen gegeben, den Konsortialkredit vorzeitig abzulösen. "Dazu kam es aber vor der Insolvenz von Wirecard leider nicht mehr", so Orlopp.

Sie verwies darauf, dass der Kredit marktübliche Strukturen aufgewiesen habe und an die Einhaltung bestimmter Kennzahlen geknüpft gewesen sei. Die Commerzbank habe sich da auch auf die Jahresabschlüsse von Wirecard verlassen. "Bis zur Verweigerung des Testats bestanden keine Zweifel an der Kreditwürdigkeit der Wirecard AG", sagte die Managerin.

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May 18, 2021 10:49 ET (14:49 GMT)